Zwei Betrugsfälle aus den Reihen der SBB beschäftigen derzeit die Justiz. Im nächsten Sommer kommt der erste Fall vor Gericht. Ein damaliger Projektleiter der SBB schanzte sich jahrelang selber Aufträge zu und kassierte laut Bundesanwaltschaft über eine Million Franken, schreibt der Tages-Anzeiger.
Zwischen April 2003 und März 2014 hat der SBB-Projektleiter insgesamt über 604 Aufträge im Anlagebau zwei kleinen Firmen zugeschanzt, die Bekannten gehörten. Der Mann ist laut «Tagi» geständig.
Die Pläne zeichnete er gemäss der Zeitung jeweils gleich selber – und kassierte so einen happigen Lohnzustupf. Auch die beiden kleinen Unternehmen, die durch den Projektleiter an die Aufträge kamen, profitierten von finanziellen Vorteilen.
Strittig ist, ob der Projektleiter wenigstens gute Arbeit leistete. Laut Bundesstrafgericht wird ihm zusätzlich vorgeworfen, dass die Arbeiten, die er sich selber zuschanzte, grösstenteils gar nicht ausgeführt wurden.
In einem weiteren Fall soll derselbe Projektleiter ebenfalls involviert sein: Er soll einem anderen Unternehmen Aufträge für zwölf Millionen Franken zugeschanzt und Vorteile im Wert von 400'000 Franken kassiert haben. Nebst Bargeld soll er so zu einer Fotovoltaikanlage sowie Flottenrabatten für zwei Mercedes Benz gekommen sein.
Der Beschuldigte arbeitet nicht mehr bei den SBB. Sein ehemaliger Arbeitgeber sagt zu dem Fall: «Die internen Kontrollprozesse wurden seither angepasst, Mitarbeitende geschult und laufend sensibilisiert».
Das ist allerdings nicht der einzige Korruptionsfall, der die SBB derzeit erschüttert. In einem zweiten Fall ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen 14 Personen, die den SBB Schaden zufügten. Vier Personen sind ehemalige SBB-Mitarbeiter. Beim Hauptbeschuldigten handelt es sich gemäss «Tages-Anzeiger» um einen SVP-Politiker, der 2012 überraschend zurücktrat, nachdem er verhaftet worden war. Seine Firma wurde liquidiert. Auch involviert ist ein FDP-Politiker, der sich bei der Wahl in ein Exekutivamt dem SVPler geschlagen geben musste. Der Fall kam ins Rollen, nachdem der FDPler seine Firma verkauft hatte und die neuen Besitzer Ungereimtheiten festgestellt hatten. Der Fall wurde 2013 durch die SBB publik gemacht. (meg)