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Dieser 17-jährige Schweizer will mit Manchester City die Fussball-Welt erobern

Lorenzo Gonzalez hofft, dass Pep Guardiola ihm bald eine Chance in der 1. Mannschaft gibt.
Lorenzo Gonzalez hofft, dass Pep Guardiola ihm bald eine Chance in der 1. Mannschaft gibt.bild: instagram/lorenzogonzalez9

Dieser 17-jährige Schweizer will mit Manchester City die Fussball-Welt erobern

Lorenzo Gonzalez will im Schnellzugtempo der beste Fussballer der Welt werden. Und der 17-jährige Schweizer ist auf gutem Weg. Momentan spielt er im Nachwuchs von Manchester City – auch weil der FC Basel nie Zeit hatte.
06.03.2018, 17:2906.03.2018, 21:37
Sébastian Lavoyer, Manchester / Aargauer Zeitung
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Er war gerade 15-jährig, als er die Verantwortlichen des Schweizerischen Fussball Verbands (SFV) in Staunen versetzte. Im Rahmen eines Länderspiels mit der U16 absolvierte Lorenzo Gonzalez einen Sprinttest über 40 Meter. 4,90 Sekunden brauchte er, erzählt sein Vater Alex Gonzalez. Das hat vor ihm keiner geschafft, auch kein Spieler der A-Nationalmannschaft.

Es ist dieses Tempo, diese unglaubliche Beschleunigung, die den heute 17-Jährigen schon in ganz jungen Jahren bei Top-Klubs in ganz Europa begehrt machte.

Zu diesem Zeitpunkt lebt seine Familie noch in Genf, Lorenzo spielt im Nachwuchs von Servette. Aber sein Ziel ist schon damals klar: Er will der beste Stürmer der Welt werden. Ein gewaltiges Ziel, eines, das er vielleicht nie erreichen wird. Aber er setzt alles daran, dort hinzukommen. Darum ist für ihn schnell klar, dass er Servette verlassen wird. Nach elf Saisons, in denen er immer bester Torschütze und bester Vorbereiter war. Ein Ausnahmetalent.

Was, wenn plötzlich Spanien kommt?
Das Interview ist nicht mehr auffindbar, obwohl es noch immer verlinkt ist auf dem Vereinsportal «Insidemcfc.com». Aber Lorenzo Gonzalez muss kurz nach seiner Ankunft gesagt haben, dass er lieber für Spanien spielen würde als für die Schweiz. Als er im Mai 2017 wieder darauf angesprochen wird, will er nicht über das Thema Nationalmannschaft sprechen. «Wir reagieren nicht auf jedes Nebengeräusch», sagt Heinz Moser, SFV-Talentmanager und U18-Trainer. Erst letzte Woche war er mit Laurent Prince, dem technischen Direktor des Verbands, in Manchester. Zu Besuch bei Gonzalez und Nishan Burkart, der im Nachwuchs von United spielt. Mindestens einmal pro Jahr machen sie das bei Spielern, die dem FuturoProgramm angehören. Da sind pro Jahrgang vier bis sechs Spieler drin, die das Potenzial für die A-Nati haben. Und so sagt Moser: «Stand heute spielt er für die Schweiz.» Vater Alex Gonzalez pflichtet bei: «Lorenzo wäre nicht, wo er heute ist, ohne die Schweiz.» Es schadet sicher nicht, dass Lorenzo unlängst Xherdan Shaqiri kennen und schätzen lernte. Der Schweizer Internationale wohnt ebenfalls in Manchester. (sel)

Bevor er sich im Sommer 2016 definitiv entscheidet und bei Manchester City unterschreibt, bereist Lorenzo halb Fussball-Europa. Angefangen mit Borussia Mönchengladbach, wo er von Trainer Lucien Favre zu Hause empfangen wird. Er lässt sich nicht beeindrucken, schaut sich auch die Anlagen von anderen Topvereinen an: Juve, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder eben City.

Als er den Etihad Campus im Norden der Stadt das erste Mal betritt, ist er sprachlos: 16 Fussballfelder direkt neben dem Stadion, Naturrasen, Kunstrasen, Hallenplätze, topmoderne Krafträume und Trainingsgeräte – das Beste, was es in der Fussball-Welt gibt.

Der FCB hatte nie Zeit

Natürlich, Pep Guardiola und seine Philosophie sind auch Gründe dafür, dass sich Lorenzo für City entscheidet. Aber letztlich ist es das Gesamtpaket. Und der FC Basel, hat er sich nie um das Riesen-Talent getan? «Doch», sagt Vater Alex bestimmt. Noch vor den Grossklubs. «Ruedi Nägeli (Scout beim FC Basel; a. d. Red.) hat uns sogar einmal zu einem Spiel eingeladen.» Aber immer, wenn man sich habe treffen und den Campus anschauen wollen, sei der Verantwortliche («Wie heisst er noch einmal? Ceccaroni?») nicht abkömmlich gewesen.

Auch ein Kraftwürfel:

Als die Grossklubs kommen, ist der FCB ohnehin kein Thema mehr. Denn Lorenzo will dahin, wo seine Vorbilder sind, Fussballer wie Cristiano Ronaldo, Sergio Agüero oder Antoine Griezmann. Ganz nach oben.

Dabei geniesst er die volle Unterstützung seiner Familie, Vater Alex, Mutter Sonia und Bruder Carlos. «Für uns war immer klar, dass wir ihn nicht alleine gehen lassen», sagt sein Vater. Er arbeitete zuvor für Banken und Versicherungen in Genf, wo er als Sohn zweier Einwanderer aus Andalusien geboren wurde. Lorenzo dagegen kam auf den kanarischen Inseln zur Welt, wo seine Mutter herkommt. Auch darum hat er den Schweizer und den spanischen Pass.

Die komplette Familie Gonzalez:

Seit zwei Jahren in festen Händen:

Wann kriegt Lorenzo seine Chance?

Vor anderthalb Jahren brach die Familie Gonzalez ihre Zelte in der Schweiz ab und zog nach England. Vater Alex arbeitet jetzt als Scout, der kleine Bruder geht hier in die Highschool. Wie Lorenzo spielt er inzwischen bei City. In der U13. Obwohl er bei United begann. Aber beim Stadtrivalen kam Carlos die Spielphilosophie nicht entgegen. Der Nachwuchs ist englischer geprägt als der von City, wo spätestens seit der Installation von Ex-Barça-Stürmer Txiki Begiristain als Sportchef eine ganze Armada von Spaniern arbeitet.

Am Mittwoch, wenn City im Achtelfinal-Rückspiel auf den FCB trifft, sitzt die ganze Familie im Stadion. «Natürlich schauen wir uns das Spiel an, auch wenn es nicht mehr um viel geht», sagt Alex. Vielleicht, so hofft er, werden sie Lorenzo irgendwann Ende Saison erstmals im Star-Ensemble auflaufen sehen. «Wenn City den Titel im Sack hat, könnte es sein, dass er eine Chance erhält.» Wie Phil Folden, der gleich alt ist, und gegen Basel zu einem Einsatz kommen dürfte.

Im Training mit Stars:

Gonzalez jubelt mit Ilkay Gündogan, Nicolas Otamendi und Sergio Agüero.

Es kann ganz schnell gehen. Auch für Gonzalez. Der hat nach dem Wechsel von der U18 in die U23 zwar anfänglich nicht so viel gespielt. Aber zuletzt kam er regelmässig zum Einsatz, traf auch gegen grosse Konkurrenten wie Liverpool oder Chelsea. Man staunt, ob dem Tempo. Einmal mehr.

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quelle: epa/epa / sascha steinbach
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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hävi der spinat
06.03.2018 17:53registriert Dezember 2017
Habe jetzt die wichtigste Frage, nirgends gelesen.

Die der Nationalmanschaft.
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niklausb
06.03.2018 18:25registriert März 2015
SFV! Den Knaben zackigst in einem A-Natispiel einsetzen und es so besser machen als bei Rakitic uva. Kann doch nicht so schwer sein. Wenn er dann doch floppen sollte hätte es dann immerhin nicht den:" ach wieso haben wir nicht...." Effekt
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slick
06.03.2018 17:58registriert Oktober 2017
Wenn er nur halb so gut wird, wie er sich erträumt, dann werden wir in der Schweiz nichts von ihm haben. Trotzdem viel Erfolg
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