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Wie Gott uns die Theorie vom Urknall erzählt

FILE - In this Oct. 2, 2012 file photo, smoke rises over Saif Al Dawla district, in Aleppo, Syria. The United States is outlining no change in its Syria policy as an August 1 target date for a politic ...
Religiös motivierte Kriege ziehen ihre Blutspur bis in unsere Zeit.Bild: Keystone
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Wie Gott uns die Theorie vom Urknall erzählt

06.08.2016, 09:5006.08.2016, 10:19
Hugo Stamm
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Religion und Glaube dienen dazu, uns Menschen geistig zu befreien, Sinn zu stiften und das Leben nach moralischen und ethischen Grundsätzen zu gestalten. Das sind hehre Ansprüche, die uns – je nach Glaube – Gott oder die Götter stellen.

Doch haben sie, die uns angeblich geschaffen haben, uns auch das Rüstzeug gegeben, zu bestehen? Haben sie Bedingungen geschaffen, die uns befähigen, ihren Ansprüchen zu genügen?

Religiöse Blutspur durch die Geschichte der Menschheit

Nein, nein und nochmals nein. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Wir Menschen haben eine einzige Blutspur hinter uns hergezogen. Und ein Blick auf die Gegenwart macht uns deutlich: Wir haben wenig bis nichts gelernt, denn aktuell herrschen Sodom und Gomorrha wie zu den übelsten Epochen.

Stichworte: Der Nahe Osten brennt, der Irak und Afghanistan versinken im Chaos, Syrien wird platt gemacht, Nordafrika ist ein Pulverfass. In diesem politischen Vakuum breitet sich der islamische Fundamentalismus aus. Von diesem religiösen Fieber wird nun auch noch die Türkei erfasst, denn Recep Erdogan entwickelt sich zum religiös befeuerten Despoten.

Der Sozialdarwinismus erlebt eine neue Blüte. Egoismus und Gier führen zu einer Entsolidarisierung der Gesellschaften.

Aber auch ein Blick auf die westliche Welt lässt keinen Fortschritt bezüglich christlicher Barmherzigkeit und Nächstenliebe erkennen. Der Sozialdarwinismus erlebt eine neue Blüte. Egoismus und Gier führen zu einer Entsolidarisierung der Gesellschaften.

Es ist, als sei der Kampf um Ansehen, Macht und Vermögen die oberste Maxime geworden. Das Rüstzeug, das uns unsere Schöpfer mit auf den Lebensweg gegeben haben, reicht bei weitem nicht, um aus der Erde einen friedlichen Lebensraum zu machen.

Denn wir schlagen uns seit Jahrtausenden auch ihretwegen die Köpfe ein. Bis in die heutigen Tage. Auch die zehn Gebote haben uns nicht zivilisiert.

Rückfall in alte Muster

Glaube und Religionen sind nach einer Zeit der Kultivierung in den letzten rund 70 Jahren wieder konfliktträchtiger geworden. Sie enthalten vermehrt das emotionale Potenzial, Gläubige zu fanatisieren. Trotz Erziehung, Bildung und Aufklärung wächst die Blutspur wieder.

Global gesehen erleben wir die Wiedergeburt des Religiösen. Im Westen entleeren sich zwar die katholischen und protestantischen Kirchen, in weiten Teilen Afrikas, Südamerikas und den USA sorgen Freikirchen – vor allem die charismatischen – für einen Flächenbrand.

Das Rad der Zeit dreht sich wieder zurück. Die fundamentalistischen Entwicklungen demonstrieren uns, dass die Kulturschicht auf unserer Erde wieder dünner wird. Radikale Religionen und Glaubensgemeinschaften sind die Krisengewinner.

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Radikale Glaubensgemeinschaften leben von Kriegen und Krisen

Sie leben von Kriegen, Katastrophen und wirtschaftlichen Depressionen. Menschen, die Angst haben und leiden, wenden sich vermehrt Gott und dem Glauben zu. Sie suchen Trost und Halt. So werden Glaubensgemeinschaften für viele zum letzten Zufluchtsort.

Dass sie in islamischen Ländern oft für politische Zwecke instrumentalisiert werden, erkennen sie nicht. So werden ein radikaler Glaube und eine politische Ideologie zu Kehrseiten der gleichen Medaille.

Man würde gern ein Interview mit dem Schöpfer führen und ihm ein paar unangenehme Fragen stellen. Wahrscheinlich würde er uns dann die Theorie vom Urknall erzählen.

Hugo Stamm; Religionsblogger
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hoodoo
06.08.2016 16:05registriert Februar 2014
2.
Ich bin selber in einem fundamental-evangelikal-pietistischen Umfeld aufgewachsen und vereinnahmt worden. Ich verstehe deshalb, wie unglaublich dick die Gitterstäbe im Hirn eines Fanatikers sein können. Und dass es sehr viel Kraft, Zeit und Mut braucht, diese versklavenden Gedankengebäude durchzufeilen. Nicht unwesentlich dabei, dass ich deswegen einen wesentlichen Teil meines sozialen Umfelds verloren habe. Und ich meinem kleinen Leben einen neuen Sinn geben musste, aber auch durfte!
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Hoodoo
06.08.2016 16:02registriert Februar 2014
1.
Danke Hugo Stamm für diese leider treffende Analyse der religiös-ideologischen Grosswetterlage auf unserem Planeten... Offenbar hält es ein grosser Teil der Spezies Homo Sapiens(?) nur schwerlich aus, vergänglich und im Bezug auf die Grösse des Universums äusserst unbedeutend zu sein. Die Flucht in Phantasiegebilde scheint da bequemer zu sein!
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Deutero Nussuf
06.08.2016 11:24registriert Januar 2016
"Dass sie in islamischen Ländern oft für politische Zwecke instrumentalisiert werden, erkennen sie nicht. So werden ein radikaler Glaube und eine politische Ideologie zu Kehrseiten der gleichen Medaille."
Der Glaube und die Ideologie ist in diesen Ländern das Gleiche - nicht zwei Seiten einer Medaille.
Die Trennung von Religion und Ideologie im Islam ist aus der Warte eines Europäers konstruiert.
Warum nur wird hier immer wieder der gleiche katastrophale Fehler gemacht???
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Eine Anleitung für Kochfaule und alle, die es werden wollen
Winter ist für mich einfach keine Salatzeit. Deshalb laufen meine Herdplatten auf Hochtouren. Wobei, inzwischen ist es meist nur noch eine – und zwar dank Essen aus einem Topf mal vier oder sechs. Oder zu Neudeutsch: Dank Meal-Prep-tauglichen One Pot Meals.

Auf einer Kochfaulheits-Skala von eins bis zehn schätze ich mich als sechs oder sieben ein. Ich schneide das Gemüse zwar noch selber klein und brate Zwiebeln an, aber wehe, das Köch braucht länger als 30 Minuten, bis es fertig ist. Ich habe auch meine vier, fünf Standardgerichte. Das spart Denkenergie.

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