Apple-Manager Erik Neuenschwander ist verantwortlich für «User Privacy». Mit iOS 15 lanciert sein Unternehmen neue Datenschutz-Funktionen. Doch es bleiben Fragen zum geplanten Kinderporno-Scanner, dessen Einführung auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.Bild: Screenshot: YouTube
Analyse
Am Montag hat Apple neue Software für Hunderte Millionen iPhones und iPads veröffentlicht. Das Problem: Die umstrittene Überwachung der User auf den Geräten selbst ist nicht vom Tisch.
20.09.2021, 16:3010.12.2021, 10:33
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Eigentlich wäre die Entscheidung, das iPhone auf die neuste Software zu aktualisieren, ein «No-Brainer». Doch dieses Jahr ist alles anders. Und das ausgerechnet mit iOS 15. Einem Update, das knackige «Privacy»-Features verspricht.
In der Einstellungen-App wird nun die Verfügbarkeit von iOS 15 angezeit (> Allgemein > Softwareupdate).bild: watson
Wo ist der Haken? Apple stand bekanntlich kurz davor, höchst fragwürdige Überwachungsfunktionen in seine Betriebssysteme iOS 15 und iPad OS 15 zu integrieren. Praktisch im letzten Augenblick – nach massiven Bedenken und weltweiten Protesten – krebsten die Kalifornier zurück und versprachen, sich «mehr Zeit zu nehmen, um Anregungen zu sammeln und Verbesserungen vorzunehmen».
Doch vom Tisch ist das von Edward Snowden und anderen namhaften Persönlichkeiten und Fachleuten kritisierte «On-Device»-Scanning (nach illegalem Material) nicht.
Zumindest offiziell nicht.
Ob die umstrittenen Überwachungs-Funktionen nun sogar trotzdem in die beiden mobilen Betriebssysteme integriert sind und einfach zu einem späteren Zeitpunkt per Update aktiviert werden sollen, ist uns nicht bekannt.
watson hat bei Apple nachgefragt. Ohne Erfolg.
Gibts ein Zurück?
Apple hatte in den vergangenen Wochen einige spezifische Fragen des watson-Redaktors zum geplanten geräteseitigen Scannen nach CSAM (Bilder von sexuellem Kindsmissbrauch) beantwortet. Doch nun bleiben ausgerechnet vor der Lancierung der neuen System-Software Fragen offen.
Bedeutet die von Apple Anfang September kommunizierte Verschiebung, dass der entsprechende Programmcode auf hiesigen Geräten sicher nicht mit den Updates installiert wird? Oder falls doch – und die Funktion neu in den Tiefen des Betriebssystems schlummert und auf die spätere Aktivierung wartet: Warum wird dies nicht kommuniziert?
In unklaren Situationen entstehen auch dumme Gerüchte. Böse Zungen munkeln etwa bei Twitter, dass Apple die neuen Überwachungsfunktionen sowieso schon in die aktuellen Betriebssysteme (iOS 14/iPadOS 14) integriert habe.
Dagegen spricht eine neue Wahlmöglichkeit, die mit iOS 15 Einzug halten soll. In der offiziellen Vorschau zur neuen System-Software steht auf der Apple-Website:
«Mit iOS kannst du in den Einstellungen zwischen zwei möglichen Versionen von Softwareupdates wählen. Mach ein Update auf die neueste iOS 15 Version, sobald sie veröffentlicht wurde, um die neuesten Features und umfassendsten Sicherheitsupdates zu bekommen. Oder nutze weiter iOS 14 und erhalte trotzdem wichtige Sicherheitsupdates.»
Aus der offiziellen Vorschau auf iOS 15.quelle: apple.com Ob iPhone- und iPad-User, die auf iOS 15 und iPadOS 15 aktualisieren und es sich dann anders überlegen, auch wieder «downgraden» können (auf iOS 14 bzw. iPadOS 14), ist fraglich. Auch hier fehlt eine Bestätigung.
Nachdem Apple am Montagabend gegen 19 Uhr die Software-Updates veröffentlicht, wissen wir hoffentlich bald mehr.
Eine transparentere Kommunikation wäre auf jeden Fall wünschenswert. Nach der missglückten Lancierung der Überwachungsfunktionen gilt es für die Kalifornier weiteren Image-Schaden zu verhindern und Vertrauen zu schaffen.
Für mich ist klar: Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte mit dem Installieren von iOS 15 und iPadOS 15 warten. Und so lässt sich auch ein Zeichen des Missfallens setzen, das in Cupertino registriert wird.
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