Die Reparatur von Smartphones zu Hause lohnt sich nicht. Das ist das Ergebnis eines Selbstversuchs mit Reparatursets von Apple und Samsung für zu Hause, den die deutsche Stiftung Warentest vorgenommen hat.
Die Selbstreparatur von Smartphones habe zwar den Vorteil, dass man sein Handy nicht in fremde Hände geben muss, heisst es. Dafür sei die private Reparatur teuer, koste Zeit und Nerven.
Eine Display-Reparatur beim iPhone 12 koste in Deutschland bei Apple etwa 340 Euro (299 Franken in der Schweiz). Die Reparatur zu Hause sei mit 400 Euro viel teurer. Samsung verlange 254 Euro für einen Display-Tausch beim Galaxy S20 5G. «Für das Selbstreparatur-Set fallen rund 237 Euro an», schreibt Stiftung Warentest. Ersparnis: 17 Euro.
Für beide Geräte habe der Display-Tausch mehrere Stunden gedauert. «Der Zeitaufwand für die gesamte Reparatur hängt stark vom jeweiligen Gerät ab», heisst es. Er sei aber auch vom «eigenen Technikwissen, von handwerklichen Fähigkeiten und Reparatur-Vorerfahrungen» abhängig.
Noch ein Nachteil bei der Reparatur in Eigenleistung: Die Garantie und Gewährleistungsansprüche gingen verloren – anders als bei einer professionellen Reparatur durch den Hersteller oder einen autorisierten Servicepartner.
Das klare Fazit der Stiftung Warentest: «Das Ganze eignet sich also nur für Leute, die viel Spass am Tüfteln haben.»
Zum Vergleich: Beim Fairphone können das Display und insgesamt zehn Bauteile wie Kamera, USB-C-Port, Akku etc. auch von Laien in kurzer Zeit selbst ausgewechselt werden, da das Gerät von Grund auf reparaturfreundlich aufgebaut ist. Ein Ersatzdisplay für das Fairphone 4 kostet 80 Euro, beim neuen Fairphone 5 sind es 100 Euro. Für die Reparatur ist nicht mehr als ein handelsüblicher Schraubenzieher notwendig. Der Akku kann auch ohne Werkzeug ausgetauscht werden.
Seit ein paar Monaten bieten die Hersteller Apple und Samsung ihre Self-Repair-Programme auch in einigen europäischen Ländern an. Damit wollen es die beiden Firmen ihren Kunden leichter machen, die Geräte selbst zu reparieren.
Während das Reparaturset von Samsung in ein kleines Päckchen passt und nicht zurückgeschickt werden muss, verschickt Apple zwei grosse Koffer mit Profi-Werkzeugen. Dieses Set muss wieder an den Hersteller zurückgeschickt werden, und eine Kaution von knapp 1'200 Euro wird fällig.
Bei Apple wird zudem die Wiederverwendung von eigentlich noch funktionierenden Originalteilen aus defekten iPhones mit Software-Sperren unterbunden, was DIY-Reparaturen und die Arbeit von unabhängigen Reparaturwerkstätten einschränkt. Diese Software-Barrieren sollen verhindern, dass Konsumenten ein Display oder einen noch guten Original-Akku aus einem defekten iPhone in ein anderes iPhone einsetzen. Apple versuche so sein lukratives Reparatur- und Ersatzteile-Geschäft zu schützen, kritisieren die Reparaturprofis von iFixit. Apple entgegnete, dies diene dem Wohle und der Sicherheit der Kunden.
Kritiker werfen Apple vor, die Hürden zum selbst reparieren derart hochzulegen, dass sich der Aufwand für Private nicht lohne.
Bislang hatten Kunden nur die Möglichkeit, ihre defekten Geräte vom Hersteller selbst oder dessen Partner reparieren zu lassen. Zudem gab es Selbstreparatur-Sets von Drittanbietern wie iFixit.
Mit ihren Reparatursets wollen die Hersteller einer Regelung der EU zuvorkommen, die ein Recht auf Reparatur für Konsumenten vorsieht.
Die EU ist der Meinung, dass Technik haltbarer und leichter zu reparieren sein soll als bisher. Das schone Ressourcen und verringere Abfall.
Google hat sich entschieden, bei den neuen Pixel-8-Smartphones die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für sieben Jahre zu garantieren. Anders als Apple verzichtet Google zudem auf Software-Blockaden, um DIY-Reparaturen zu erschweren.