Kaum war der letzte Abgesang auf den Van verklungen, feiert die Grossraumlimousine auch schon wieder ihr Comeback. Nun aber offenbar fernab europäischer Platzbedürfnisse, bei denen es vor allem um den Transport von Kind und Kegel ging: Die neue Generation der Vans dient dem luxuriösen Transport von Passagieren in luftigen Platzverhältnissen. Und das vor allem im Boommarkt China, wo man in den Metropolen mehr im Stau steht als wirklich fährt. Schon Lexus hat kürzlich einen Van präsentiert – jetzt zieht Volvo mit dem elektrischen EM90 nach.
Mit geräumigen Autos kennen sich die Schweden aus, schliesslich haben sie seit Jahrzehnten praktische Kombis im Sortiment. Weil aber die wichtigen Kunden in China noch mehr Platz und dazu noch bequem ein- und aussteigen wollen, nun also ein Van. Der basiert auf dem Zeekr 009 von Konzernmutter Geely und wird zunächst in China auf den Markt kommen. Wie Volvo aber in seiner Pressemitteilung betont, «als Erstes»: Andere Märkte würden derzeit geprüft, heisst es.
Weil die Schweden bis 2030 nur noch rein elektrische Autos anbieten wollen, folgt der Neuling der Maxime des E-Antriebs. Ein 200 kW (272 PS) starker E-Motor treibt den Van in 8.3 Sekunden von 0 auf 100 km/h an. Die 116 kWh fassende Batterie ermöglicht dabei Reichweiten von bis zu 738 Kilometern nach chinesischer Norm (bei uns eher 500 km) und lässt sich an passenden Ladesäulen in weniger als einer halben Stunde von 10 auf 80 Prozent aufladen.
Bis zu sechs Personen passen in den 5.21 Meter langen Van, der trotz der chinesischen Gene ein paar skandinavische Eigenheiten geniesst: Die Frontscheinwerfer sind im typischen «Thors Hammer»-Design gehalten, am Heck ragen die Leuchten bis zum Dach hinauf. Sowohl das Logo vorn als auch der markentypische Schriftzug hinten sind beleuchtet.
Der Innenraum verströmt skandinavisches Wohnzimmer-Gefühl, wenn es nach den PR-Strategen bei Volvo geht: Die bis zu sechs Einzelsitze sind in der zweiten Reihe mit Massagefunktion und Klimatisierung ausgestattet. Werden sie verschoben, geben sie den Einstieg in die dritte Reihe frei. An Schweden sollen Birkenholz-Dekors, der Schalthebel aus Orrefors-Glas und an die Optik von Berghängen angelehnte Sitzbezüge erinnern. Das Ladevolumen schwankt je nach Bestuhlung zwischen 342 und 2'376 Litern.
Damit sich die von Volvo anvisierte Geschäftskundschaft auch gut vernetzt und unterhalten fühlt, gibt es neben dem 15.4 Zoll grossen Infotainmentbildschirm auf dem Armaturenträger ein weiteres Display am Dach. Das misst 15.6 Zoll und eignet sich zum Streamen von Filmen, aber auch für Videokonferenzen.
Je nach gewünschter Situation passen sich Sitze, das Glasdach, Fenster, Beleuchtung und Klimatisierung an: Mit einer speziellen Luftfiltertechnik wird der Smog der verstopften Grossstädte draussen gehalten. Und mit dem grossen Soundsystem kann der Volvo-Van auch in einen rollenden Konzertsaal verwandelt werden. Eine Zweikammer-Luftfederung, isolierte Scheiben und geräuscharme Reifen sollen für hohen Komfort sorgen, heisst es.
In China sind die Bestellbücher ab sofort geöffnet. Umgerechnet werden dort 102'000 Franken fällig. Wie teuer der luxuriöse Volvo-Van bei uns wird, sollte er in Europa auf den Markt kommen, ist noch ungewiss.
Eher: Der Chinese mit schwedischen Wurzeln.
Wiki: "Im März 2010 wurde die Volvo Cars vom chinesischen Fahrzeugkonzern Geely (Zhejiang Geely Holding Group Co. Ltd.) übernommen."
Ursprünglich (Wurzeln): Schwedisch
Jetzt: Chinesisch