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Du willst nur das Beste? Voilà:
«Überteuert», «bringt nichts», «braucht niemand».
Wenn ich solche Kommentare höre, muss ich den Kopf schütteln.
Selbstverständlich kann man sich dem technischen Fortschritt verschliessen. Kein Problem.
Die Technikverweigerer sollten aber besser schweigen, wenn es um Dinge geht, die sie nicht kennen.
Bei der Apple Watch ist das leider nicht der Fall: Je weniger die Leute wissen, desto lauter brüllen sie:
Zu ergründen, woher die Abwehrhaltung gegenüber der neuen Technik kommt, wäre sicher aufschlussreich. Ich bin aber kein Psychologe – und dieser Beitrag dreht sich nicht um die Motive der Hater, Zweifler und Besserwisser.
Viele Kollegen können (oder wollen) sich nicht von vorgefassten Meinungen lösen. Wenn sie dann im Internet lesen, dass die Apple Watch nichts bringe, sehen sie sich bestätigt – Willkommen in der Echokammer!
Ein abschreckendes Beispiel lieferte kürzlich das Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz». Der stellvertretende Chefredaktor, Marc Kowalsky, hat die zweite Generation der Apple Watch ausprobiert und kommt zu folgendem Urteil:
Das führt – Entschuldigung, geschätzter Kollege! – unbedarfte Leserinnen und Leser in die Irre. Denn:
Wer eine neuartige Technologie mit einer vorgefassten Meinung ausprobiert und nicht bereit ist, alte Verhaltensmuster zu ändern, wird zwangsläufig scheitern. In Anlehnung an Angela Merkel könnte man sagen: Das Neuland muss erobert werden.
Damit kommen wir zur ersten öfters gehörten Behauptung...
Nun ja. Der Mensch braucht Wasser und Nahrung, ausreichend Schlaf und Luft zum Atmen.
Alles Weitere ist Luxus. Irgendwie.
Der folgende Kommentar eines Users (leider ist mir die Quelle entfallen) bringt es perfekt auf den Punkt:
Womit wir bei der Apple Watch 2 wären...
Der «Bilanz»-Kolumnist räumt ein, dass Apple mit der zweiten Generation die grössten Schwachpunkte der Uhr beseitigt habe. Der Minicomputer am Handgelenk sei nun «ganz praktisch». Doch dann greift er zum Totschlag-Argument: Einen «zwingenden Kaufgrund» gebe es weiterhin nicht.
Das Problem: Solche Pauschal-Urteile verunmöglichen jede sinnvolle Diskussion. Man sollte einem neuen Produkt nicht den praktischen Nutzen absprechen, weil man ihn in der eigenen (begrenzten) Tech-Welt nicht entdecken konnte.
Schon heute kann die Apple Watch das Leben erleichtern und bereichern. Ob man das zulässt, ist eine persönliche Entscheidung.
Technikverweigerung ist ok (siehe oben). Sicher ist aber auch: Hinter dem Horizont geht's weiter 😉
Wer das behauptet, hat schlicht keine Ahnung – und sich vermutlich zu wenig intensiv mit den Möglichkeiten der neuen Technologie beschäftigt. Ich nenne nur vier konkrete Beispiele, was (mir) die Apple Watch im Alltag bringt:
Ganz zu schweigen von den Fitness-Funktionen!
Ein oft gehörtes Argument war bei der ersten Generation, dass die Apple Watch kein richtiges Killerfeature biete. Der Hersteller bewirbt nun die zweite Generation konsequent als Fitness-Tracker und weniger als Lifestyle-Produkt.
Richtig. Das behauptet hoffentlich auch niemand, der noch bei Trost ist. Zutreffend ist: Die Apple Watch hilft, den Umgang mit dem Suchtmittel Handy ein bisschen zu entspannen.
Wer ist schon gern ein Smartphone-Zombie?
Statt bei jeder eintreffenden Push-Mitteilung das Gerät hervorzuklauben, genügt ein kurzer Blick aufs Handgelenk. Unwichtiges lässt sich im Vornherein blockieren.
Das reduziert die Ablenkungsgefahr massiv. Denn wenn man nicht zum Handy greift, entfällt auch die Versuchung, nur ganz kurz zu schauen, was bei Facebook läuft. Und bei Twitter. Und dann ist da noch die App des Lieblings-Newsportals (wobei ich diesen Reflex keineswegs verteufeln möchte 😂)
Als 2007 das iPhone lanciert wurde, konnte man Tech-Laien verständlich machen, dass es sich um ein verbessertes Mobiltelefon mit Touch-Display und Internet-Verbindung handelt. Die Apple Watch ist eine Weiterentwicklung der Armbanduhr und kein Handy-Ersatz, auch wenn dieses Missverständnis immer noch weitverbreitet zu sein scheint.
Wie leider auch die folgende Behauptung...
Zum jetzigen Zeitpunkt über den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg zu diskutieren, macht nur für Spekulanten Börsianer Sinn. Für seriöse Einschätzungen ist es zu früh.
Die Apple Watch wurde am 24. April 2015 als erstes Produkt in einer damals neuen Produkte-Kategorie lanciert. Keine zwei Jahre später wollen uns «Fachleute» bereits weismachen, dass Apples Wearable gefloppt sei. Und dies, wohlgemerkt, ohne die Verkaufszahlen zu kennen.
Wie viele Uhren müsste Apple in einem Geschäftsquartal verkaufen, damit die Kritiker nicht mehr von einem Misserfolg reden?
3 Millionen Exemplare? 5 Millionen? 10, 20 oder 100?
Niemand vermag eine Antwort zu liefern, weil es diverse Akteure, Perspektiven und Erwartungen gibt. Die Apple-Führung hat denn auch bewusst entschieden, zumindest vorläufig überhaupt keine Verkaufszahlen zu kommunizieren. Wohlwissend, dass das Schweigen die Spekulationen weiter anheizt.
Natürlich gibt es Schätzungen von Marktforschern, die herausgefunden haben wollen, dass Apple von Geschäftsquartal zu Geschäftsquartal weniger schlaue Uhren verkauft. Was die Schlaumeier gern unter den Tisch fallen lassen: Solche Vergleiche sind nicht aussagekräftig bzw. unsinnig.
Ein Beispiel: Im Sommer 2015 war die Apple Watch noch brandneu und verkaufte sich – gemäss inoffiziellen Zahlen, respektive Schätzungen – sehr gut. Ein Jahr später, im Sommer 2016, verkaufte sich die Uhr vergleichsweise schlecht. Das ist auch logisch, denn mittlerweile war die erste Hardware-Generation bereits über ein Jahr alt. Interessenten warteten mit dem Kauf, weil sie wussten, dass Apple im Herbst die zweite Generation auf den Markt bringt.
Im Weihnachtsquartal 2015 verkaufte sich die erste Generation sehr gut. Nun warten wir mal ab, wie das Weihnachtsquartal 2016 mit der zweiten Generation läuft.
Aber egal, wie viele Uhren über den Ladentisch gehen: Man muss kein Prophet sein, um die negativen Berichte im nächsten Frühjahr vorherzusagen. Wenn Apple nach neuerlichen Rekord-Weihnachtszahlen gesunkene Umsätze (Hallo Januarloch!) kommuniziert, geht das Geheule von vorn los.
Nein, natürlich nicht. Vieles ist verbesserungswürdig.
Und wir stehen ganz am Anfang – oder will jemand ernsthaft behaupten, mit dem Smartphone hätten wir die Spitze der technischen Evolution erreicht?
Smartwatches sind gekommen, um zu bleiben. Das Handgelenk ist auf absehbare Zeit der perfekte Ort für ein «Wearable».
Daran ändert auch nichts, dass Microsoft wegen einer halbherzigen Strategie den Wearables-Start verpennt hat. Eine Surface-Smartwatch ist nicht in Sicht, das «Microsoft Band» wurde für tot erklärt. Die dritte Generation des Fitness-Armbandes wurde angeblich eingestellt, weil Microsoft es nicht schaffte, Windows 10 darauf laufen zu lassen.
Hingegen zeichnet sich Apples langfristige Strategie immer deutlicher ab. Offensichtlich will man die Watch Richtung Gesundheits-Überwachung («Health Monitoring System») weiterentwickeln: Ein Geschäftsbereich, der vom schwer an Krebs erkrankten Steve Jobs ausgemacht wurde.
Während die Skeptiker jeglichen praktischen Nutzen bezweifeln, rettet die Apple Watch Leben. Bald auch in Kombination mit einem speziellen Armband, das hilft, Schlaganfälle frühzeitig zu erkennen. Interessanterweise steht hinter dem Projekt Vic Gundotra, ein ehemaliger Top-Manager von Google. Er selbst habe bei seinem Vater erlebt, wie wichtig es sei, solche Erkrankungen frühzeitig zu diagnostizieren.
Wem die bisherigen «Use Cases» nicht genügen, den erinnert Jony Ive an die ersten Generationen des iPhones oder iPods. Natürlich stellt Apples Chefdesigner für die Zukunft der Apple Watch ähnlich dramatische Veränderungen in Aussicht.
Wer mit Apple und dem iPhone nichts anfangen kann will, bleibt aussen vor. Die Apple Watch funktioniert am besten im Zusammenspiel mit anderer Apple-Hardware.
Die Kundinnen und Kunden bezahlen Premium-Preise für den Zugang zu Apples «Walled Garden». Das mag für viele Leute störend sein, doch es ist nun mal die Geschäftsphilosophie der Kalifornier. Und sie zahlt sich immer stärker aus: Laut jüngsten Schätzungen hat Apple im letzten Quartal erstmals über 90 Prozent der Smartphone-Gewinne eingestrichen.
Ob man mehr als 400 Franken für eine Smartwatch ausgeben will, die nach wenigen Jahren bereits zum alten Eisen Aluminium gehört, ist eine Frage der persönlichen Prioritäten.