Der Kryptomarkt, ich wiederhole mich, spinnt. Im Moment sind es die Altcoins, bei denen Kursanstiege von mehreren hundert Prozent in wenigen Tagen fast schon zur Tagesordnung gehören. Der Wahn kennt keine Grenzen.
In solchen Zeiten gibt es zwei Arten von Spekulanten: Es gibt Dennis, der auf einen Tipp vom Schwippschwager hört, der zufälligerweise im Kaufleuten zwischen Beats und Baselines ein Gespräch belauscht hat über den neusten heissen Scheiss im Kryptomarkt: Dogecoin.
Und dann gibt es noch Bob. Bob versucht wenigstens im Ansatz zu verstehen, worin er investiert, und hält sich an gewisse Grundregeln. Grundregeln von Investoren-Altmeistern wie Warren Buffet.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Der Altcoin-Markt ist derart gaga, im Moment sticht fast jeder Tipp. Dennis sahnt fette Gewinne ab – vermutlich sogar fettere als Bob. Aber irgendwann ist die Party nicht nur im Kaufleuten vorbei. Und dann beginnen die Kopfschmerzen.
Deshalb sei schlau und halte dich an gewisse Grundregeln.
Sei wie Bob.
Dies ist die Mutter aller Kryptoinvestoren-Regeln und kann nicht genug oft wiederholt werden. Auch wenn Dennis in der watson-Kommentarspalte damit prahlt, in wenigen Tagen einen Jahreslohn verdient zu haben. Es hätte genauso gut anders kommen können.
Investiere nicht nur in Coins, sondern auch in deren Sicherheit. Kauf dir ein Hardware-Wallet. Du weisst nicht, was ein Hardware-Wallet ist? Dann lies das hier:
Prüfe dein designiertes Investment auf Herz und Nieren. Wie das im Kryptomarkt geht, zeigt die folgende, nicht abschliessende Liste.
Du weisst nicht, was ein Whitepaper ist? Dann ab zur Grundregel Z und/oder lies den folgenden Artikel:
Du verstehst nicht im Ansatz, was im Whitepaper steht? Dann beherzige Buffets Rat:
Mit ein Grund für den momentanen Altcoin-Boom sind die Probleme der alteingesessenen Coins. Bitcoin war lange Zeit verstopft und auch Ethereum kommt an seine Grenzen.
Viele neue Projekte behaupten nun, diese Probleme zu beseitigen. Diese Versprechen sind mitunter hanebüchen. Bitcoin und Ethereum haben Heerscharen von Entwicklern, die sich um diese Probleme kümmern, während viele der neuen Projekte im besten Fall mit einer Handvoll Entwickler auskommen müssen.
Verspricht ein Whitepaper unendlich Transaktionen pro Sekunde bei einer maximalen Dezentralisierung mit fast unendlich vielen Nodes, dann tönt das zwar fantastisch, vielleicht aber eben gerade etwas zu fantastisch.
PS: Du weisst nicht, was ein Node ist? Zurück zu Grundregel Z.
Wer steht hinter einem Projekt? Was für einen Palmares haben diese Leute? Sind sie vertrauenserweckend oder undurchsichtig? Wie gehen sie mit Kritik um? Wie steht es um die Kommunikation mit der Community? Hat der CEO gerade Milliarden seiner eigenen Coins verscherbelt?
Wie viele Entwickler arbeiten am Projekt? Haben diese bereits Erfahrung im Blockchainbereich oder besteht ihre grösste Leistung darin, 2013 einmal einen Webserver aufgesetzt zu haben?
Gewisse Projekte verfügen über 30 Berater, aber nur einen Entwickler. In der Marketingabteilung hingegen arbeiten 15 Nasen.
Kurzfristig können solche Projekte höchst rentabel sein, weil der Kryptomarkt ein Markt der Versprechen ist. Noch braucht es kein funktionierendes Produkt, um die Spekulantengelder anzuziehen. Das wird sich aber ändern. Irgendwann muss abgeliefert werden.
Dann werden diese Projekte scheitern. Und seien wir ehrlich: Gute Projekte, dafür gibt es viele Beispiele, brauchen kein aufgeblasenes Marketing. Ein Social-Media-Experte mit etwas Reddit-Erfahrung reicht. Den Rest erledigen die Spekulanten.
Hat das Projekt einen realen Nutzen? Verstehst du diesen?
Nutzt das Projekt die Vorteile einer Blockchain optimal aus oder ginge es ohne sogar besser? Du kennst die Vorteile einer Blockchain nicht? Dann zurück zu Grundregel Z oder zu diesem Artikel:
... oder wird mit dem Flirt mit vermeintlichen Partnerschaften der Kurs künstlich hochgetrieben?
Gibt es bereits ein Produkt? Und wenn ja, entspricht es den Erwartungen? Oder ist das Produkt ein simpler ERC-20-Token mit einem Katalog von Versprechen für die Zukunft?
Du weisst nicht, was ein ERC-20-Token ist? Zurück zu Grundregel Z. Und zur Ausnahme linke ich hier auf einen anderen total wichtigen Artikel in diesem Zusammenhang:
Konnten bisherige Ziele der Roadmap zeitgerecht erreicht werden? Wenn nicht, weshalb kam es zu Verzögerungen? Sind weitere Verzögerungen zu erwarten? Ist die Roadmap mit der Anzahl Entwickler realistisch? Sind die Ziele realistisch?
Wie schneidet das Projekt im Verhältnis zur Konkurrenz ab? Ist es im Vergleich zur erbrachten Leistung (und nicht zu den Versprechen) unterbewertet? Wie viele Coins gibt es? Wie hoch ist die Marktkapitalisierung? Wie viele Coins sind im Umlauf?
Besitzen die Entwickler den Grossteil der Coins? Oder allfällige Berater? Kann der Coin gemint werden oder ist er premined?
Besteht die Community aus einem Haufen Shillboys (wenn du nicht weisst, was Shillboys sind, dann ...) oder besteht ein reges und ehrliches Interesse an der Technologie, der Industrie und dem Fortschritt des Projekts?
Dies ist keine abschliessende Liste – sie reicht aber aus, um aufzuzeigen, dass sowohl Investition als auch Spekulation im Kryptomarkt eine zeitaufwändige Angelegenheit ist. Und sogar dann sind der Kryptomarkt und seine Projekte nicht zu durchschauen. Auch die intensivste Recherche kann nicht vor Totalverlust bewahren. Deshalb wollen wir mit einem Wort der Warnung vom Altmeister schliessen. Er soll angeblich über einen IQ zwischen 130 und 160 verfügen. Und trotzdem sagt Buffett: