Lang, lang ist's her, dass ich euch mit Krypto-News versorgt habe. Schuld bin natürlich nicht ich, sondern der Krypto-Winter. Ja genau, es ist Sommer – aber in Krypto-Land passierte lange nichts, sagen jedenfalls die Krypto-Influencer. Ian Balina ist so einer.
Der Krypto-Investor und Influencer, dem tausende Wannabe-Krypto-Kings aufs Wort folgen, verkündete Ende Mai auf seinem YouTube-Kanal, dass «Sparkster» seine neue Lieblingswährung sei.
Für Sparkster gab es einen sogenannten ICO, kurz für Initial Coin Offering, was eine Art Crowdfunding ist, um eine Währung auf den Markt zu bringen. Dabei gibt es ein Finanzierungsziel, Interessenten können die Währung kaufen und dann hoffen, sie gewinnbringend wieder zu verkaufen, wenn die Welt sich darauf stürzt.
Balinas Empfehlung verursachte einen Hype auf Sparkster. Mehr Leute wollten die Währung vorab kaufen, als vom «Crowdfunding» vorgesehen. Auf Telegram entstanden unzählige Sparkster-Gruppen, in denen Leute hofften, in sogenannten «Crowdsales» ein paar SPRK zu ergattern.
Und wonach schreit das Ganze förmlich? Richtig, nach Betrügern! Und genau mit denen unterhielt ich mich Anfang Juli etwas intensiver. Das Ergebnis? Sie erzählten mir zwar ihre Geheimnisse, drohten mir am Ende aber auch. Aber der Reihe nach:
MM: Willkommen bei Sparkster!
Ich: Hi.
MM: Wie war dein Tag?
Ich: Gut.
MM: Schön. Bist du an einem privaten Vorverkauf von Sparkster-Tokens interessiert?
Ich: Lol, den gibt es nicht. Wenn, dann gab es den schon vor Monaten.
MM: Da bist du falsch informiert, weil sich der Crowdsale verzögert, haben wir den privaten Vorverkauf wieder geöffnet.
Ich: Klar, gerne kaufe ich dir was ab.
MM: Sag mir, wenn du die ETH geschickt hast.
Ich: Wie viel?
MM: Alles bis zu 20 ETH (das sind rund 8000 Euro!) geht, minimum sind 0,5.
Ich: Wann bekomme ich meine Tokens?
MM: Sie werden sofort von meinem Wallet abgeschickt.
Ich: Ich schicks dir jetzt.
My next record available in bitcoin n delivered in a drone.
— Snoop Dogg (@SnoopDogg) 2. Dezember 2013
Während dieses Gesprächs werde ich zufällig von jemandem namens «Frank Hughes» angeschrieben. Er versucht, mir Fantom-Tokens (ebenfalls eine beliebte, schwer zu kriegende ICO-Währung) zu verkaufen. Seine Methode scheint dieselbe zu sein, er zeigt mir sein Wallet mit den Tokens. Ich bin sicher, dass sie auch gefälscht sind.
FH: Hey Mann, ich habe viele Fantom-Tokens die ich unter dem ICO-Preis verkaufen muss, um ein paar Schulden zu begleichen. Wenn du interessiert bist, kann ich dir das beweisen. Liebe Grüsse. Freue mich, mit dir Geschäfte zu machen.
Ich: Beweise es.
FH: Klar (schickt seine Wallet-Adresse). Was ist deine?
Ich: Was meinst du, was ist meine?
FH: Deine Ethereum-Adresse
Ich: Warum?
FH: Willst du einen Deal machen?
Ich: Ihr seid aber ganz schön schlau, das muss ich euch lassen.
FH: Lol, ja 12 ETH diese Woche.
Ich: Wirklich? Wow.
FH: Ja, sorry, dass ich versucht habe, dich reinzulegen. Die meisten Leute sind Inder, die keine Ahnung haben.
Ich: Fühlst du dich nicht schlecht, Leuten das Geld zu klauen?
FH: Ja, aber dieses Gefühl verschwindet nach einer Weile.
Ich: Haha, ich hoffe ihr Betrüger verschwindet eines Tages.
FH: Ja Mann, ich mach das nur bis ich 10'000 (Dollar) habe.
Ich: Darf ich dich etwas fragen? Aber versprich mir, dass du nicht sauer wirst und verschwindest.
MM: Ja, sag schnell.
Ich: Ich habe mit einem Kollegen von dir gesprochen, der mir Fantom-Tokens verkaufen wollte. Er war sehr ehrlich zu mir. Sein Username ist Frank Hughes. Ich weiss, dass ihr Typen Fake-Wallets erstellt, damit Leute euch ETH-Tokens schicken und ihr ihnen eure Fake-Tokens dafür zurückschickt. Ich bin nicht dumm. Meine Frage ist: Warum schickt ihr euren Opfern Fake-Tokens? Warum nehmt ihr nicht die
ETH-Tokens und geht? Ich bin nicht sauer, es ist eine ehrliche Frage, weil ich euren Betrug sehr clever finde.
MM: Ich werde dir alles erzählen.
MM: 0,5 ETH, ja oder nein. Für die Info.
Ich: Ich war nur neugierig. Wieso sollte ich 250 Dollar zahlen für eine Info, die mir nichts nützt. Ich würde nie jemanden betrügen.
MM: Tja, ich weiss, wo du wohnst
Ich: Wie bitte?
MM: Habe ich gestottert?
Ich: Was willst du mir damit sagen?
MM: Gib mir ETH.
Ich: Oder was?
MM: :) Bezahle.
Ich: Drohst du mir jetzt?
MM: 5 Minuten, 5 Minuten. Schick es jetzt.
Ich: Oder was passiert?
MM: Das überlasse ich deiner Fantasie. Schickst du es jetzt? Ja, oder nein? 4 Minuten, oh 3 Minuten.
Ich: Ich warte ab, bis wir bei 0 sind.
Er: Ok viel Spass. KLOPF
Ich: Darf ich dich etwas fragen? Wieso verschickst du Fake-Tokens an deine Opfer? Warum machst du dich nicht einfach mit den ETH aus dem Staub?
FH: Ah, darauf habe ich eine sehr gute Antwort. Schau, oft trauen mir die Leute nicht. Deswegen schicke ich ihnen vor dem Deal Fake-Tokens. Dann trauen sie mir, weil ich in Vorleistung gegangen bin. Mit manchen Leuten kann man nur schwer verhandeln. Und wenn sie mich auch betrügen, mache ich einfach mehr Fake-Tokens. Fake Tokens kosten mich gar nichts. Ich habe 99 Milliarden in einem Wallet. Oft habe ich Kunden, die schon einmal bei mir gekauft haben, oder sie empfehlen mich an ihre Freunde.
FH: Kannst du mir einen Gefallen tun? Schreib: «Kann ich bitte 2 Millionen Tokens für 5 ETH bekommen?» Ich muss einen Screenshot davon machen und ihn an jemanden schicken. Du kannst es danach löschen. Danke.
Ich: Warte mal, wobei soll ich denn hier mitmachen?
FH: Ich brauche nur einen Screenshot. Dein Name wird nicht mal darin auftauchen, nur die Nachricht. Bitte.