Wer immer noch regelmässig das lineare Fernsehen konsumiert und beim Zappen auf einen Film mit den Kultstars Bud Spencer und Terence Hill trifft, kennt das Phänomen: Die Fernbedienung wird einfach links liegen gelassen und man schaut den beiden automatisch mit einem Grinsen im Gesicht zu, wie sie böse Buben verprügeln und sich genüsslich den Magen vollschlagen.
Ihre Streifen sind Kult. Viele von uns sind mit Filmen wie «Vier Fäuste für ein Halleluja», «Zwei wie Pech und Schwefel» oder «Vier Fäuste gegen Rio» aufgewachsen und verspüren diese grosse Lust nach Essen (vor allem nach Bohnen!), wenn man den beiden zuschaut. Vor allem in den 70er- und 80er-Jahren waren die beiden Haudegen regelmässig gemeinsam vor der Kamera und sorgten für viele zeitlose Klassiker. Vor allem die sehr unkonventionelle deutsche Synchronisation nistete sich in unser Langzeitgedächtnis ein.
Nachdem das Game «Slaps and Beans» per Crowdfunding-Aktion für eine PC-Umsetzung bereits finanziert wurde und erschien, gibt es den Prügelspass jetzt auch endlich für alle aktuellen Spielkonsolen. Mit einer liebevollen, pixeligen Retrooptik und dem unverkennbaren Soundtrack von Oliver Onions (hinter dem Pseudonym verstecken sich die Brüder Guido & Maurizio De Angelis) geht es hauptsächlich darum ordentliche Backpfeifen zu verteilen. Natürlich mit den aus den Filmen unverkennbaren Soundeffekten, wenn eine flache Hand auf ein Gesicht trifft.
Um was es genau im Spiel geht, ist eigentlich völlig unwichtig. Um dem Sidescroll-Beat’em-up-Genre treu zu bleiben, muss natürlich irgendeine entführte Frau gerettet werden. So wandert man also von links nach rechts und haut allen Gegnern ins Gesicht oder auf andere Körperteile. Ab und zu werden Gegenstände aufgenommen, die man als Schlag- oder Wurfutensilien verwenden kann und um frische Energie zu tanken, greift man beispielsweise zum grossen Bierglas.
Je nachdem welchen Charakter man auswählt, steht einem auch eine Spezialattacke zur Verfügung. In der Haut von Bud holt man zu einem ordentlichen Dampfhammer aus, während man mit Terence viele schallende Ohrfeigen ins Gesicht des Gegners donnert. Was für ein Spass!
Auch kleine Rätsel gibt es immer wieder im Spiel. Diese sind aber sehr simpel und gipfeln immer darin, dass ein Charakter dem anderen den Weg freimacht. So klettert der sportliche Terence über eine Absperre und drückt dann einen Knopf, um seinem Kumpel Bud den Weg freizumachen. Oder Bud lässt seine Muskeln spielen, damit es für beide weitergeht. Per Knopfdruck kann man im Einspielermodus zwischen den Figuren hin und her wechseln.
Als Kulisse für die Haudraufgaudi dienen die bekanntesten Filme der beiden Klamaukstars. Wer sich jetzt fragt, wie denn eine Westernkulisse und ein bunter Jahrmarkt mit Autos zusammenpassen, sei beruhigt. Innerhalb des Spiels macht das durchaus Sinn, soll aber hier an dieser Stelle nicht verraten werden. Wer also die Filme kennt, wird sich jederzeit sofort heimisch fühlen und bei jedem Levelanfang erstmal grinsen.
Auch Minispiele haben es in das Prügelspiel geschafft. Diese sind zwar eine nette Auflockerung, wurden aber sehr minimalistisch integriert. Beim Bier-und-Würste-Spiel muss man einfach im richtigen Moment den richtigen Knopf drücken, um alles herunterzuwürgen. Simpler geht es kaum. Und bei den kleinen Autorennen muss man sein Vehikel einfach als erstes über die Ziellinie bringen. Dieser ganze Abschnitt erinnert stark an die «Micro Machines»-Spiele, die schon damals mit einer sehr verkrampften Steuerung für Frustmomente und Verwirrung sorgten.
Der grösste Pluspunkt dieses Spiels ist seine blosse Existenz. Wer die Filme liebt, wird auch mit diesem Spiel seine Freude haben. Alleine wer den Startbildschirm erblickt und dem Soundtrack mit Ohrwurmgarantie lauscht, fühlt sich schon zurück in seine Kindheit versetzt. Die nostalgische Atmosphäre ist denn auch der ständige Begleiter. Man wandert durch bekannte Kulissen, trifft auf bekannte Widersacher und auf diese unverkennbare Musik.
Die Areale sind zudem mit vielen liebevollen Insidergags angereichert. So werden bekannte Momente oder Gegenstände aus den Filmvorlagen gekonnt in das Gameplay integriert, so dass man als Fan der Reihe lautstark applaudieren möchte. Man merkt dem Spiel sehr gut an, dass hier selber Freunde der Filme am Werk waren.
Ja, der Titel ist sehr schnell durchgespielt. Ja, die Vielfalt der Gegner lässt zu wünschen übrig. Ja, es hat leider keine deutsche Synchro, sondern nur befremdliche, uninspirierte Sprechblasen. Ja, die Minispiele sind einfach nur dumm. Und ja, für das Geld bekommt man eigentlich bei der Konkurrenz viel mehr geboten. Aber «Slaps and Beans» schafft etwas Grossartiges: Das Spiel versetzt einen in einen intensiven Nostalgierausch und man erfreut sich an jedem einzelnen Level und entdeckt immer wieder eine Anspielung, die einem ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert.
Fazit: Auch wenn dieses Videospiel für den Preis von knapp 20 Franken viel zu wenig Inhalt und kaum einen Wiederspielwert bietet und man vor allem eine deutsche Synchro schmerzlich vermisst, ist es jedem Fan wärmstens zu empfehlen. Wer die Filme auch heute noch immer wieder anschauen kann, wird dieses Spiel schnell in sein Herz schliessen. Vor allem zu zweit vor dem Fernseher macht dieses Spiel sehr viel Spass. Mehr Nostalgiecharme und wohlige Glücksgefühle gehen nicht. Bohnen-Dose aufmachen und geniessen!
«Slaps and Beans» ist erhältlich für Playstation 4, Xbox One, Nintendo Switch, PC und kostet knapp 20 Franken.
Zieht ihr mit dem Vorschlaghammer auch schon diverse Scheitel oder schaut ihr lieber einfach nur die Filme? Rein mit euren Meinungen in die Kommentarspalte!