Gefährliche Online-Werbung? Das musst du über die Angriffe auf «20 Minuten» wissen
Wie hängen die Angriffe von letzter und dieser Woche bei «20 Minuten» zusammen?
Tamedia-Mediensprecherin Nicole Bänninger:
Das grosse Schweizer Medienunternehmen bestätigt also, dass es vor dem Angriff von letzter Woche Unbekannten gelungen ist, ins interne Computer-Netzwerk einzudringen. Im Gegensatz dazu gab es beim Angriff am Montag keinen «Einbruch» in die Tamedia-Server. Vielmehr gelangte der gefährliche Programm-Code über Online-Werbung, die von einer Drittfirma bezogen wurde, zu den «20 Minuten»-Lesern.
Was genau ist passiert?
Der Angriff vom Montag geht in die Kategorie Malvertising. Dabei versuchen Kriminelle, Schadsoftware über manipulierte Online-Werbung auf die Computer von Webseiten-Besuchern zu schmuggeln.
Huu! Die Swisscom? Siehe Punkt 4.
Wie hat Tamedia reagiert?
Tamedia-Sprecherin Nicole Bänninger:
Die Schwachstelle, die den Angriff ermöglichte, bestand demnach einmal mehr bei der in Verruf geratenen Browser-Technologie Flash, die Animationen und Interaktionen im Browser-Fenster ermöglicht, aber immer wieder durch gefährliche Sicherheitslücken in die Schlagzeilen gerät. Im aktuellen Fall musste «20 Minuten» alle Werbebanner, die vom europäischen Netzwerk der Drittfirma automatisch an die 20-Minuten-Leser ausgeliefert wurden, möglichst rasch deaktivieren. Das Unternehmen informierte am Montagmorgen darüber.
Was hat die Swisscom mit den Angriffen zu tun?
Der bösartige Code (Javascript) wurde über eine Flash-Werbung der Firma Improve Digital ausgeliefert. Mehrheitsaktionärin und damit Besitzerin der Improve Digital GmbH mit Sitz in München ist die Schweizer PubliGroupe. Die wiederum ist ein Tochter-Unternehmen der Swisscom.
Ist es möglich, dass die Angreifer mehr Schaden verursacht haben, als ursprünglich angenommen?
Die Tamedia-Sprecherin:
Sind andere Webseiten (und damit Leser) von Tamedia vom Angriff betroffen?
Die Tamedia-Sprecherin:
Wie ‹20 Minuten› am Montagabend informierte, sind auch andere Webseiten betroffen.
Was sagt der Bund zu den neusten Entwicklungen?
Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) hat am Montagmorgen den Zugriff auf das News-Portal für Bundesangestellte wieder freigegeben. Dies, obwohl am gleichen Morgen ein neuer Angriff (wie oben geschildert) publik wurde. Doch die BIT-Sprecherin Sonja Uhlmann gibt Entwarnung. Der bei «20 Minuten» geschaltete Werbebanner, auf dem sich die Malware befunden habe, sei für Mitarbeitende der Bundesverwaltung blockiert gewesen.
Fazit: Da Online-Werbung mit potenziell gefährlichem Inhalt im internen Netz der Bundesverwaltung automatisch blockiert wird, musste der Zugriff auf die «20 Minuten»-Website nicht erneut gesperrt werden. Beim Angriff in der vergangenen Woche war dies anders gewesen.
Andere Unternehmen dürften ihren Angestellten den Zugriff auf das News-Portal ebenfalls wieder ermöglichen.
Wie können sich Internet-Nutzer schützen?
- Die im Alltag verwendete Software (Betriebssystem, Web-Browser, Plugins etc.) auf dem neusten Stand halten.
- Windows-Nutzer: Antiviren-Software mit Live-Schutz (auch für das Surfen im Internet) verwenden.
- Mac-Nutzer: Von Zeit zu Zeit einen Antiviren-Scan durchführen. Einen aktuellen Vergleich von Antiviren-Software gibt es hier.
- Linux-Nutzer: siehe hier.
- Ein Script-Blocker-Plugin könnte zudem helfen, das Ausführen von bösartigem Code im Web-Browser zu verhindern...
- Knoblauch und Sonnenlicht.
Die Vorgeschichte
Den Fall ins Rollen gebracht hatte am vergangenen Mittwoch die Bundesverwaltung in Bern, als die Sicherheitsexperten entschieden, den Zugriff auf «20 Minuten» für alle Bundesangestellten vorübergehend zu sperren. Für Windows-Nutzer bestand die reale Gefahr, sich beim Surfen auf dem grössten News-Portal des Landes den E-Banking-Trojaner GOZI einzufangen. Dem Beispiel des Bundes folgten die SBB, SRG, Swisscom und private Grossunternehmen – sie alle sperrten für ihre Mitarbeiter den Zugang zur Website 20minuten.ch.
Privatpersonen hingegen konnten weiterhin auf die Website zugreifen und gefährdeten so – ohne etwas von der Bedrohung zu ahnen – ihre Windows-Computer, wie SRF Online in diesem lesenswerten zusammenfasst. Die Schadsoftware wurde schliesslich erst am Freitagmorgen von den Servern von «20 Minuten» entfernt. Beitrag