Das Elektroauto bewegt sich in der Schweiz Richtung Mainstream. Letztes Jahr war fast jeder siebte Neuwagen ein reiner Stromer. Und während Tesla & Co. an Beliebtheit zulegten, nahm das Interesse der Kundschaft an reinen Verbrennungsmotoren deutlich ab.
Mit einem Marktanteil von über 13 Prozent bei den Neuwagen bewegt sich das E-Auto in der Schweiz etwa auf dem Niveau von Deutschland. Dabei sind dort die Rahmenbedingungen auf den ersten Blick besser: Käufer erhalten umgerechnet bis zu 9300 Franken Zuschuss.
Schweizer können von solchen Beträgen nur träumen. Basel-Stadt erstattet zwar maximal 5000 Franken beim Kauf eines E-Autos zurück, allerdings nur an Unternehmen. Thurgau förderte Elektroautos mit 2000 Franken, Schaffhausen und Tessin ebenfalls. Die meisten Kantone kennen aber keine Förderung. Viele geben nicht mal einen Steuerbonus.
Warum ist der Marktanteil in beiden Ländern ähnlich hoch? Das E-Auto habe in Deutschland gegenüber der Schweiz ein paar Nachteile, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research. Einerseits sei der Strom viel teurer, andererseits gebe es in Deutschland immer noch Steuerprivilegien auf Dieselkraftstoffe. Zudem dürfte die höhere Kaufkraft in der Schweiz eine Rolle spielen.
Kommt dazu, dass in Deutschland auch Plug-in-Hybride – also Fahrzeuge mit Elektro- und Verbrennungsmotor – ebenfalls von hohen Förderprämien profitieren. «Ungünstige staatliche Förderungen und Energiepreise legen dem vollelektrischen Auto die Bremse an», kommentiert Dudenhöffer.
Dass E-Autos in der Schweiz ohne grosse Förderung boomen, dürfte auch daran liegen, dass wir schon heute eines der weltweit dichtesten Ladenetze für Elektromobilität haben und «Reichweitenangst» dank effizienteren Auto-Akkus sowie besser informierten Kundinnen und Kunden immer seltener ein Thema ist.
Vermutlich beflügelt auch die Klimawandel-Diskussion das E-Auto, die viel wichtigeren Gründe für den aktuellen Boom sind aber die jährlich wachsende Modellpalette sowie günstigere Preise.
Bald dürften Förderungsgelder überflüssig sein. Gemäss einer Studie der Nichtregierungsorganisation Transport & Environment (T&E) dürften Elektrolimousinen und SUVs ab 2026 in der Herstellung günstiger sein als Benziner, Kleinwagen ein Jahr später. Als Hauptgrund dafür nennt T&E fallende Batteriekosten und dezidierte Produktionslinien für E-Autos. Anders gesagt: Je mehr E-Autos und je weniger Verbrenner gebaut werden, desto grösser wird der Kostenvorteil für E-Autos. Strengere CO₂-Vorschriften verteuern zudem die Entwicklung von Verbrennern, was wiederum den Stromern zugute kommt.
Eine staatliche Kaufprämie fordert der Verband Swiss eMobility darum nicht. Deren Geschäftsführer Krispin Romang sieht eher ein Problem bei den Heimladestationen. «Für Mieter, Stockwerkeigentümer und Zonenparkierer sind die Hürden für die Heimladung noch zu hoch.» Der Verband will darum auch über den politischen Weg Mietern und Stockwerkeigentümer die Möglichkeit zu einer Heimladestation verschaffen. Der Bundesrat unterstützt dieses Vorhaben jedoch nicht.
Die Dominanz der Verbrennungsmotoren am Neuwagenmarkt schwindet von Jahr zu Jahr. 2021 machten Benziner noch 42 Prozent aller verkauften Neuwagen in der Schweiz aus, im Jahr zuvor waren es noch 50 Prozent. Der Trend geht zu alternativen Antrieben. Romang warnt darum: «Wer heute noch einen Verbrenner kauft, wird einen nie dagewesenen Preiszerfall seines Fahrzeuges erleiden.»
(oli/sda/awp)
Immerhin - Unterschied Strom vs Diesel Preis ist immens. Und auch praktisch keine Unterhaltskosten.
Warum der Bundesrat das nicht für Stockwerkeigentümer & Mieter nicht unterstützt, kann ich mir ausdenken (Stichwort Trychler Ueli).