Wie wir seit kurzem wissen, sollen die Filter und Effekte in der Snapchat-App weiter ausgebaut werden. Mit der Hauptkamera des Smartphones soll man aufwendige «Lenses» über Landschaften und Objekte legen können. Solche Augmented-Reality-Anwendungen eröffnen auch neue Einnahmequellen, weil die Werbepartner so ihre Produkte platzieren können.
Aber es geht auch um neue Hardware ...
Snapchat plant eine Spectacles-Offensive. Die im November in den USA versuchsweise lancierte Videobrille, die an Automaten bezogen werden kann, soll nach dem Börsengang an mehr Leute verkauft werden. An sehr viel mehr Leute.
Snap schreibt in den Börsenunterlagen von einer «signifikanten Erweiterung der Distribution», wie «Time» berichtet. Dies wohl über die Grenzen Amerikas hinaus. Die Hardware-Produktionskosten will man über gesteigerte Werbeeinnahmen decken.
Die Snapchat Spectacles sind ein ein schöner Name für einen datenschützerischen Albtraum: Es handelt sich um eine Videobrille, die aus der Ich-Perspektive filmt – ob dies die Umgebung will oder nicht. Nach einem ersten Test berichtete Spiegel Online, dass die Kamera Zehn-Sekunden-Clips automatisch in den Snapchat-Kanal des Besitzers hochladen kann.
Kritiker bezweifeln, dass Snapchat als Kamera-Hersteller erfolgreich sein wird. Bis anhin habe die Hardware-Produktion viel gekostet und wenig eingebracht. Dies muss sich nach dem Börsengang ändern, sonst werden die Investoren ungeduldig.
Die Snapchat-App gibt's zwar gratis – doch bezahlen die Nutzerinnen und Nutzer mit ihren persönlichen Daten und damit, dass sie rund um die Uhr für die Werbewirtschaft ansprechbar sind. Da die wichtige Zielgruppe der 18- bis 34-Jährigen je länger desto schwieriger über herkömmliche Medien-Kanäle zu erreichen ist, wird der direkte Handy-Zugang umso wertvoller.
Wer Snapchat nutzt, braucht keine Anleitung. Dies gilt sicher für die über 150 Millionen «Daily Active Users», die an einem durchschnittlichen Tag 25 bis 30 Minuten die App verwenden.
Was die alten Säcke von der Wall Street betrifft, hält Snap in den Börsenunterlagen eine illustrierte Anleitung bereit. Es sei die einzige offizielle Bedienungsanleitung, konstatiert The Verge.
Die Snapchat-Co-Gründer Evan Spiegel (26, links) und Bobby Murphy (27) sind die beiden starken Figuren der Snap Inc.: Sie halten jeweils knapp 22 Prozent der Anteile und 44,3 Prozent der Stimmrechte. Damit kann ohne sie keine Entscheidung getroffen werden. Das macht sie bald zu Multimilliardären.
Ihre Snap Inc. will bei der Aktienplatzierung drei Milliarden Dollar einnehmen, wie am Donnerstag angekündigt wurde. Früheren Medienberichten zufolge peilten die Verantwortlichen einen Börsenwert von 25 Milliarden Dollar an.
Evan Spiegel ist nicht nur einer der beiden bereits steinreichen Co-Gründer, sondern auch CEO von Snap: Zum Börsengang winkt dem 26-jährigen Kalifornier darum ein Bonus von 750 Millionen US-Dollar in Form von zusätzlichen Firmenanteilen – unter der Voraussetzung, dass sein Social-Media-Unternehmen den angestrebten Börsenwert erreicht.
Die offizielle Erklärung, die das Unternehmen in seinen Papieren zum Börsengang abgeben musste: Man wollte Evan «motivieren, unser Business weiter wachsen zu lassen (...).»
Die monetäre Motivationsspritze wurde bereits im Sommer 2015 durch den Verwaltungsrat beschlossen, wie der Tech-Blog Recode berichtet, respektive aus dem IPO-Filing zitiert.
Neun von zehn Smartphones weltweit laufen zwar mit einem Android-Betriebssystem, doch bei der Nutzung der Snapchat-App hat das iPhone die Nase vorn. Weil die iOS-App viel populärer ist, hat sich die Entwicklerfirma auf das mobile Betriebssystem von Apple konzentriert – zum Nachteil von Samsung, LG, Google, HTC und anderen Android-Anbietern.
Dass die Snapchat-App für Android-Geräte qualitativ hinter der iPhone-App zurückliegt, hätten in der Vergangenheit einige User bemängelt. Nun gebe es eine offizielle Bestätigung, schreibt The Verge. Im Börsenbericht ist von einem Risiko für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens die Rede, falls die Bedienbarkeit für Android-Smartphones nicht verbessert werde ...
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA