Tesla-Fans scheitern bei Autopilot-Testfahrt quer durch die USA kurz nach dem Start
Bereits 2016 hatte Elon Musk verkündet, ein Tesla könne spätestens Ende 2017 autonom von Los Angeles an der Westküste nach New York an der Ostküste fahren – dies ganz ohne menschliches Eingreifen. Fast zehn Jahre und Dutzende Musk-Versprechen später wagten zwei Tesla-Influencer und -Aktionäre den Selbstversuch, den sie in einem YouTube-Video dokumentierten.
Die geplante Fahrt von Küste zu Küste endete bereits nach knapp 100 Kilometern abrupt. Statt sich im selbstfahrenden Model Y bequem die 3800 Kilometer durch die USA chauffieren zu lassen, scheiterte die Testfahrt noch im Bundesstaat Kalifornien. Der autonom fahrende Tesla übersah einen grossen, auf der Fahrbahn liegenden Gegenstand und kollidierte damit, da der Fahrer zu spät eingriff.

Verletzt wurde niemand. Aber bei der Karambolage wurden Teile des Fahrwerks beschädigt, wie die Influencer in einem Folgevideo erklärten.
Verantwortung bleibt beim Fahrer
Das Experiment zeigt, dass Teslas Fahrassistenzsystem FSD (für Full Self Driving) weiterhin nicht alle Hindernisse zuverlässig erkennt, und dies sogar bei schönem Wetter. Die beiden Influencer nutzten ein neues Model Y mit der neusten Hardware-Version AI4 und der aktuellen «Full Self-Driving»-Software 13.9.
Das seit 2016 angebotene FSD darf bisher nur in wenigen Ländern ausserhalb der USA eingesetzt werden. Es lässt zu, dass Fahrer die Hände länger vom Steuer nehmen.
Teslas FSD-Software hat zwar in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte erzielt, in der Praxis müssen Fahrerinnen und Fahrer aber weiterhin aufmerksam bleiben. Offiziell handelt es sich bei «Full Self-Driving» denn auch nicht um autonomes Fahren, sondern lediglich um teilautomatisiertes Fahren. Tesla übernimmt somit keine Haftung für Fehler.
Tesla verurteilt – weitere Prozesse drohen
Im August wurde das Unternehmen trotzdem erstinstanzlich zu einem hohen Schadensersatz an Hinterbliebene von Opfern eines Unfalls mit dem FSD-Vorläufer Autopilot verurteilt. Es war die erste Entscheidung dieser Art und könnte die Tür für weitere Prozesse gegen Tesla aufstossen.
Wohl aus rechtlichen Gründen ist Tesla bei seinem Marketing für angeblich autonomes Fahren zuletzt zurückgekrebst: Nach jahrelanger Kritik an der laut Regulierungsbehörden und Konsumentenschützern irreführenden Bezeichnung «Full Self-Driving» hat Tesla den Namen in «Full Self-Driving (Supervised)» geändert (FSD überwacht).
Die Kritik: Von Tesla in der Werbung genutzte Begriffe wie Autopilot und Full Self-Driving suggerierten eine Autonomie, die das System nicht biete, da es sich um ein Fahrerassistenzsystem der Stufe 2 handle und der Fahrer jederzeit bereit sein müsse, die Kontrolle zu übernehmen.
Selbstfahrversprechen nicht eingelöst
Musk verspricht seit rund zehn Jahren, Teslas könnten demnächst vollständig autonom fahren. Im Alltag können Teslas mit FSD je nach Situation Dutzende oder mehr Kilometer autonom zurücklegen, aber von einer sehr hohen Zuverlässigkeit, wie sie Robotaxi-Rivale Waymo (eine Google-Tochter) bietet, ist Tesla weiterhin entfernt.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern verzichtet Tesla aus Kostengründen auf eine mehrfache Absicherung durch unterschiedliche Sensoren wie Lidar oder Radar. Ein rein kamerabasiertes System soll dank KI-Training Verkehrssituationen zuverlässig einschätzen können. Doch bislang konnte Tesla den Beweis nicht erbringen, dass ohne Lidar sicheres autonomes Fahren und eine Robotaxi-Flotte zuverlässig betrieben werden können.
US-Verkehrsaufsicht ermittelt
Aktuell steht Tesla erneut im Visier der US-Behörden. Die Verkehrsaufsicht NHTSA prüft, ob der Autobauer Unfälle mit Autopilot- und Full-Self-Driving-Systemen rechtzeitig gemeldet hat.
Eine weitere Untersuchung betrifft Teslas Türgriffe beim Model Y, die blockieren können, wenn die Stromzufuhr ausfällt. Die eingeleitete Untersuchung kommt nur wenige Tage, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg eine Reportage über Tesla-Besitzer veröffentlichte, die nach Unfällen in ihren Fahrzeugen gefangen waren. Tesla will den Türmechanismus nun ändern.
(oli)
