Digital
Tesla

Tesla-Fans scheitern bei Autopilot-Testfahrt durch USA kurz nach Start

Sekunden vor dem Aufprall.
Sekunden vor dem Aufprall. bild: @BeardedTeslaGuy / YouTube

Tesla-Fans scheitern bei Autopilot-Testfahrt quer durch die USA kurz nach dem Start

Zwei Tesla-Influencer wollten die USA mit einem autonom fahrenden Model Y durchqueren – ihr Versuch endete jäh.
23.09.2025, 12:1923.09.2025, 14:01

Bereits 2016 hatte Elon Musk verkündet, ein Tesla könne spätestens Ende 2017 autonom von Los Angeles an der Westküste nach New York an der Ostküste fahren – dies ganz ohne menschliches Eingreifen. Fast zehn Jahre und Dutzende Musk-Versprechen später wagten zwei Tesla-Influencer und -Aktionäre den Selbstversuch, den sie in einem YouTube-Video dokumentierten.

Die geplante Fahrt von Küste zu Küste endete bereits nach knapp 100 Kilometern abrupt. Statt sich im selbstfahrenden Model Y bequem die 3800 Kilometer durch die USA chauffieren zu lassen, scheiterte die Testfahrt noch im Bundesstaat Kalifornien. Der autonom fahrende Tesla übersah einen grossen, auf der Fahrbahn liegenden Gegenstand und kollidierte damit, da der Fahrer zu spät eingriff.

Animiertes GIFGIF abspielen
Die beiden Influencer kamen nicht weit. gif: watson / quelle: @BeardedTeslaGuy / YouTube

Verletzt wurde niemand. Aber bei der Karambolage wurden Teile des Fahrwerks beschädigt, wie die Influencer in einem Folgevideo erklärten.

Verantwortung bleibt beim Fahrer

Das Experiment zeigt, dass Teslas Fahrassistenzsystem FSD (für Full Self Driving) weiterhin nicht alle Hindernisse zuverlässig erkennt, und dies sogar bei schönem Wetter. Die beiden Influencer nutzten ein neues Model Y mit der neusten Hardware-Version AI4 und der aktuellen «Full Self-Driving»-Software 13.9.

Das seit 2016 angebotene FSD darf bisher nur in wenigen Ländern ausserhalb der USA eingesetzt werden. Es lässt zu, dass Fahrer die Hände länger vom Steuer nehmen.

Teslas FSD-Software hat zwar in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte erzielt, in der Praxis müssen Fahrerinnen und Fahrer aber weiterhin aufmerksam bleiben. Offiziell handelt es sich bei «Full Self-Driving» denn auch nicht um autonomes Fahren, sondern lediglich um teilautomatisiertes Fahren. Tesla übernimmt somit keine Haftung für Fehler.

Tesla verurteilt – weitere Prozesse drohen

Im August wurde das Unternehmen trotzdem erstinstanzlich zu einem hohen Schadensersatz an Hinterbliebene von Opfern eines Unfalls mit dem FSD-Vorläufer Autopilot verurteilt. Es war die erste Entscheidung dieser Art und könnte die Tür für weitere Prozesse gegen Tesla aufstossen.

Wohl aus rechtlichen Gründen ist Tesla bei seinem Marketing für angeblich autonomes Fahren zuletzt zurückgekrebst: Nach jahrelanger Kritik an der laut Regulierungsbehörden und Konsumentenschützern irreführenden Bezeichnung «Full Self-Driving» hat Tesla den Namen in «Full Self-Driving (Supervised)» geändert (FSD überwacht).

Die Kritik: Von Tesla in der Werbung genutzte Begriffe wie Autopilot und Full Self-Driving suggerierten eine Autonomie, die das System nicht biete, da es sich um ein Fahrerassistenzsystem der Stufe 2 handle und der Fahrer jederzeit bereit sein müsse, die Kontrolle zu übernehmen.

Selbstfahrversprechen nicht eingelöst

Musk verspricht seit rund zehn Jahren, Teslas könnten demnächst vollständig autonom fahren. Im Alltag können Teslas mit FSD je nach Situation Dutzende oder mehr Kilometer autonom zurücklegen, aber von einer sehr hohen Zuverlässigkeit, wie sie Robotaxi-Rivale Waymo (eine Google-Tochter) bietet, ist Tesla weiterhin entfernt.

Im Gegensatz zu anderen Herstellern verzichtet Tesla aus Kostengründen auf eine mehrfache Absicherung durch unterschiedliche Sensoren wie Lidar oder Radar. Ein rein kamerabasiertes System soll dank KI-Training Verkehrssituationen zuverlässig einschätzen können. Doch bislang konnte Tesla den Beweis nicht erbringen, dass ohne Lidar sicheres autonomes Fahren und eine Robotaxi-Flotte zuverlässig betrieben werden können.

US-Verkehrsaufsicht ermittelt

Aktuell steht Tesla erneut im Visier der US-Behörden. Die Verkehrsaufsicht NHTSA prüft, ob der Autobauer Unfälle mit Autopilot- und Full-Self-Driving-Systemen rechtzeitig gemeldet hat.

Eine weitere Untersuchung betrifft Teslas Türgriffe beim Model Y, die blockieren können, wenn die Stromzufuhr ausfällt. Die eingeleitete Untersuchung kommt nur wenige Tage, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg eine Reportage über Tesla-Besitzer veröffentlichte, die nach Unfällen in ihren Fahrzeugen gefangen waren. Tesla will den Türmechanismus nun ändern.

(oli)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die 20 meistverkauften E-Autos in der Schweiz 2024
1 / 22
Die 20 meistverkauften E-Autos in der Schweiz 2024
Rang 20: Volvo EX40 (468 Verkäufe).
quelle: shutterstock
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Mann und zwei Kinder sterben in brennendem Tesla – Helfer bekam Tür nicht auf
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
75 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Big Picture
23.09.2025 12:32registriert November 2023
Wer hat etwas anderes erwartet?
1255
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kolleg_Essig
23.09.2025 12:51registriert Mai 2016
Ohne Radar und Lidar wird so ein System bei uns sowieso nie funktionieren. Wenn das nicht mal im dauer-sonnigen Kalifornien klappt, wie soll ein reines Kamera-System mit Regen, Gischt, Nebel, Schnefall zurechtkommen. Diese totale Abneigung gegenüber Lidar etc. ist schon sehr ... speziell.
12810
Melden
Zum Kommentar
avatar
54er
23.09.2025 12:34registriert Juni 2018
somit hat sich auch die Frage erledigt, wieso Musk wieder auf gut macht mit Trump. Braucht bei den nächsten Klagen gegen Tesla wohl die Hilfe von ganz oben…
1054
Melden
Zum Kommentar
75
OpenAI-Chef Sam Altman erhält Gerichtsvorladung – live auf der Bühne
Sam Altman erlebte bei einer Diskussionsveranstaltung eine ziemliche Überraschung. Statt einer Frage zu KI erhielt er plötzlich ein Gerichtsdokument.
Bei einer Veranstaltung mit dem Gründer und Chef von OpenAI, Sam Altman Anfang der Woche in San Francisco, ereignete sich eine kuriose Szene. Kurz nach Beginn der Diskussion zwischen Altman und dem Trainer des Basketballteams Golden State Warriors, Steve Kerr, sprang ein Mann auf die Bühne, hielt ein Dokument in die Höhe und erklärte, dass es eine gerichtliche Vorladung für Altman sei.
Zur Story