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Darum geht die Tesla-Aktie durch die Decke
Der Aktienkurs des US-Elektroautoherstellers Tesla ist in den letzten Tagen hochgeschnellt. Grund dafür sind weder neue Modelle noch gute Verkaufszahlen. Für den Kurssprung sorgte einmal mehr Elon Musk, der sich am Freitag weitere 2,57 Millionen Anteile am Unternehmen im Gesamtwert von rund einer Milliarde Dollar sicherte. Die Möglichkeit dazu hatte ihm der Tesla-Vorstand eingeräumt, mit der Begründung, Tesla müsse seinen Chef motivieren, sich angesichts seiner zahlreichen anderen Interessen und Unternehmen wieder stärker auf Tesla zu konzentrieren.
Es ist Musks grösster einzelner Aktienkauf bislang. Bei einem geschätzten Vermögen von 435 Milliarden Dollar kann sich dies der reichste Mensch der Welt problemlos leisten. In Tesla hat der Milliardär allerdings seit Februar 2020 nicht mehr investiert.
Warum also jetzt?
Auf den ersten Blick scheint es ein Versuch zu sein, neues Vertrauen für das Unternehmen zu gewinnen, das zuletzt schwächelte. Nicht vertrauensbildend war auch, dass in den vergangenen Monaten prominente Anteilseigner aus dem engsten Umfeld von Elon Musk Tesla-Aktien abstiessen.
Bereits 2024 stagnierte Tesla, in diesem Jahr brachen die Verkaufszahlen ein. Insbesondere in Europa stürzte der E-Auto-Pionier ab, aber auch in China und den USA verliert der frühere E-Auto-Marktführer gegenüber der Konkurrenz an Boden. Im US-Heimmarkt dominierte Tesla das E-Auto-Segment einst mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent, inzwischen hat sich der Marktanteil mehr als halbiert.
Warum also investiert Musk gerade jetzt im grossen Stil?
Das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel vermutet Eigennutz und schreibt:
Manche Investoren hingegen sehen in Musks Aktienkauf ein Zeichen, dass Tesla demnächst einen Durchbruch bei autonomen Taxis oder seinen Roboter-Ambitionen vermelden werde. Jüngst verkündete Musk beispielsweise, humanoide Roboter könnten einst 80 Prozent des Tesla-Werts ausmachen.
Experten halten dies allerdings für unwahrscheinlich und räumen Tesla in den Bereichen Robotik und autonome Taxis nur Aussenseiterchancen ein. Andere Unternehmen seien in diesen Bereichen deutlich weiter.
Was Musk wirklich will
Mehrere Beobachter verweisen darauf, dass Musk selbst das grösste Interesse daran habe, die Tesla-Aktie zu pushen. Es gehe ihm aber nicht nur darum, mit diesem bislang einzigartigen Vergütungspaket der erste Billionär der Geschichte zu werden, sondern noch weit mehr um die vollständige Kontrolle bei Tesla. Dies ist die Voraussetzung, um Tesla in einen Konzern umzubauen, der direkt Musks KI- und Roboter-Visionen dient.
Wichtig: Erfüllt Tesla in den kommenden Jahren alle Zielvorgaben von Musks neuem Vergütungspaket, winkt dem Tesla-Chef auch der von ihm angestrebte Anteil von 25 Prozent, mit dem er seinen Einfluss beim Unternehmen zementieren will.
Musk hat immer wieder eine grössere Beteiligung und mehr Stimmrechte bei Tesla gefordert und damit gedroht, KI- und Robotik-Produkte ausserhalb von Tesla zu entwickeln, wenn er nicht mehr Stimmrechte erhalte.
Schon im Januar 2024 schrieb Musk auf seiner Social-Media-Plattform X: «Ich fühle mich nicht wohl dabei, Tesla zu einem führenden Konzern in den Bereichen KI und Robotik auszubauen, ohne über 25 Prozent der Stimmrechte zu verfügen.» Sein bisheriger Anteil reiche zwar, um Einfluss zu haben, sei aber nicht genug, um «nicht überstimmt oder gestürzt werden zu können».
Bereits damals erklärte er: «Wenn das nicht der Fall ist, würde ich lieber Produkte ausserhalb von Tesla bauen.» Eine unverhohlene Drohung, die beim Vorstand angekommen ist. Tesla offeriert ihrem CEO daher mit einem beispiellosen Vergütungspaket, über das die Tesla-Aktionäre noch abstimmen müssen, nicht nur unvorstellbar viel Geld, sondern primär Macht und Kontrolle.
Die «Süddeutsche Zeitung» bringt es in ihrer Analyse auf den Punkt:
Eine Welt, wie sie Musk gefällt
Wie diese Welt à la Musk aussehen soll, erklärte Teslas Verwaltungsratspräsidentin Robyn Denholm am Freitag. Es gehe darum, «Technologie zu nutzen, um eine Welt zu schaffen, in der Waren und Dienstleistungen im Überfluss produziert werden». Also alle Macht für Musk, damit dieser eine Art Schlaraffenland aus humanoiden Robotern für die Menschheit erschafft – und nebenher bis 2035 der erste Billionär wird.
Bis dahin muss Tesla mehrere teils ambitionierte Zielvorgaben erfüllen, damit Musk das volle Bonuspaket erhält.
Papst Leo kritisiert Musk
Die Aussicht, dass Elon Musk bald Billionär sein könnte, brachte sogar den Papst dazu, Stellung zu nehmen: «CEOs, die vor 60 Jahren vielleicht vier- bis sechsmal so viel verdienten wie die Arbeiter, verdienen jetzt 600-mal so viel», sagte Papst Leo XIV. «Gestern kam die Nachricht, Elon Musk werde der erste Billionär der Welt», sagte er weiter. «Wenn das das Einzige ist, was noch einen Wert hat, dann haben wir ein grosses Problem.»
(oli)
