Es gibt echte Gefahren bei WhatsApp, wie zum Beispiel Sicherheitslücken, Datenschutzbedenken, so genannte «Textbomben» oder betrügerische App-Klone. Und dann gibt es viele frei erfundene Bedrohungen: Falsche Warnungen vor angeblichen Viren oder bestimmten Personen. Diese Kettenbriefe verbreiten sich oft rasend schnell. Sie sind im Grunde harmlos, aber höchst lästig. Wer sie weiterleitet, tut niemandem einen Gefallen – ausser dem Urheber.
Viele Kettenbriefe tauchen in unregelmässigen Abständen immer wieder auf. Manchmal verbreiten sie sich in unterschiedlichen Varianten. Hier sind ein paar typische Nachrichten, die du ignorieren solltest:
Manchmal werden dem Empfänger nur ein paar Süssigkeiten versprochen, manchmal geht es sogar um ein Auto. Kettenbriefe mit Gewinnspielen oder Treue-Aktionen sollen die Nutzer oft nur auf Webseiten locken, die mit jedem Klick Werbegeld kassieren. Manchmal stecken dahinter auch dubiose Daten- oder Adresssammler. Das bedeutet: Der Nutzer kann sich bald über noch mehr unerwünschte Werbung freuen.
Grundsätzlich gilt: Dass Unternehmen irgendjemanden dafür belohnen, dass er eine WhatsApp-Nachricht an seine Freunde weiterleitet, ist höchst unwahrscheinlich. Denn wie soll der vermeintliche Gönner das überprüfen? Zudem ist WhatsApp in der Kommunikation von Unternehmen eher nicht üblich.
Angeblich versteckt sich der Martinelli-Virus in einer Video-Datei. Nutzer leiten den Kettenbrief weiter, um ihre Freunde vor dem Öffnen zu warnen. Doch weder den Virus noch das Video gibt es wirklich. Die Warnung vor der Schadsoftware hingegen gibt es schon auf Italienisch, Spanisch, Englisch und Deutsch.
Bevor es üblich wurde, Videos mit dem Smartphone zu drehen und zu verschicken, wurde man übrigens vor anderen WhatsApp-Nutzern mit erfundenen Namen wie «Ute Lehr» oder «Ute Christoff» gewarnt. Das seien Hacker, die einen Virus verbreiten. Sobald man einen Anruf von einer bestimmten Nummer entgegen nehme, würden sämtliche Kontaktdaten kopiert und die Festplatte zerstört. Der Kettenbrief wird schon seit Jahren immer wieder herumgereicht und ist natürlich Blödsinn.
Habt Ihr schon mal so eine Meldung von Whatsapp bekommen? pic.twitter.com/B2tHO4FLnA
— Philip Banse (@philipbanse) 23. Mai 2018
Angeblich konnte die Nachricht nicht geladen werden, weil auf dem Handy zu viele Pornofilme gespeichert seien. Mit diesem Kettenbrief veräppeln manche Nutzer ihre Freunde. Natürlich ist das Quatsch: Die App durchsucht den Telefonspeicher nicht nach pornografischen Inhalten. Und dass der Speicherplatz auf dem Smartphone zu knapp wird, um eine Chatnachricht zu laden, ist höchst unwahrscheinlich.
Smartphones sind kleine Computer, die Programmiercode verarbeiten. In verschiedenen Messenger-Apps kommt es dabei immer wieder zu Konflikten mit dem Nachrichteninhalt. So hat man zum Beispiel festgestellt, dass ein bestimmter exotischer Buchstabe den Messengerdienst iMessage bei iOS zum Absturz bringt. Die Entwickler beeilen sich in der Regel, solche Probleme schnell zu beheben. In der Zwischenzeit erlauben sich aber manche Nutzer einen Scherz und verschicken fleissig «Textbomben», um ihre Freunde zu ärgern.
Achtung: Wer solche Nachrichten verschickt, riskiert, das Eigentum anderer dauerhaft zu beschädigen.
Another iOS bug is crashing iPhones and disabling access to iMessage https://t.co/9do0xyz7k4 pic.twitter.com/15Ripq7PP8
— Tom Warren (@tomwarren) 15. Februar 2018
Auch für WhatsApp kursiert eine solche «Textbombe». Sie beinhaltet einen schwarzen Punkt und warnt: «Wenn du den Knopf drückst, hängt sich WhatsApp auf.» Genau das passiert, wenn man die Nachricht antippt. Mit dem schwarzen Punkt hat das aber wenig zu tun, sondern mit einer unsichtbaren Zeichenfolge, die sich in der Nachricht verbirgt. Wie genau das funktioniert, erklärt das unten stehende Video.
... es sei denn, du leitest diese Nachricht an X Freunde weiter. Das ist einer der ältesten Kettenbriefe, seitdem es kostenlose Online-Services gibt. Auf WhatsApp berufen sich solche Aufrufe zum Weiterleiten oft auf einen gewissen «Jim Balsamico», angeblich der Gründer von WhatsApp. Der Name sollte ein eindeutiger Hinweis sein: Solche Nachrichten sind Blödsinn!
Eine neue Variante jagt WhatsApp-Nutzern per Spam-Mail einen Schrecken ein. In der Mail wird behauptet, das WhatsApp-Konto sei gesperrt worden, entweder, weil es «abgelaufen» sei, oder weil es ein Problem mit der Abrechnung gebe. Der Nutzer soll seine Kundendaten aktualisieren. Dazu wird er auf eine Phishing-Webseite geleitet, wo er auch seine Kreditkarteninformationen eingeben soll.
Die Masche ist nicht besonders einfallsreich, aber effektiv. WhatsApp hat 1.5 Milliarden Nutzer. Wenn nur ein kleiner Bruchteil davon auf die Masche hereinfällt, hat es sich für die Betrüger schon gelohnt.
“Hi, ich bin #Nico, bin neun Jahre alt und habe keine Hände mehr…”#WhatsApp-Sprachnachricht: #Morddrohung von Nico verunsichert abermals #Kinder und #Eltern!https://t.co/R0v6fY4fHq
— mimikama (@ZDDK_) January 14, 2019
In unzähligen Nachrichten wird vor dem WhatsApp-Phantom Momo gewarnt. Wer eine Nachricht von «Momo» erhalte und diese nicht weiterleite, dem widerfahren angeblich schlimme Dinge – von körperlicher Verstümmelung bis hin zum Tod. Andere Gerüchte warnen davor, besagten Kontakt zu speichern oder anzuschreiben.
Dabei handelt es sich aber nur um eine mystisch anmutende Variation der falschen Warnungen vor bestimmten Telefonkontakten. Solche Mitteilungen sollte man am besten sofort löschen und nicht weiterleiten. Doch viele Menschen können dem Drang einfach nicht widerstehen und spielen mit. So hat man wenigstens etwas, worüber man reden kann.
Warum jemand einen Kettenbrief in die Welt setzt, bleibt oft ein Rätsel. Enthält die Nachricht einen Link, dann stecken oft dubiose Geschäftemacher dahinter. Doch was sollen die vielen irreführenden Scherzbotschaften und sinnlosen Warnungen? Vielleicht ist es Geltungssucht, vielleicht findet es der Urheber witzig, anderen einen Schreck einzujagen. Das Problem ist: Die Mythen sind nur schwer wieder aus der Welt zu kriegen. Und Journalisten wie wir haben alle Hände voll zu tun, die Nutzer über Falschmeldungen aufzuklären.
Verwendete Quellen:
(str/t-online.de)