Mit Äusserungen zum Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg hat US-Präsident Donald Trump den Verbündeten Türkei verärgert. Bei dem 1915 beginnenden Massaker handle es sich um «eine der schlimmsten Massen-Gräueltaten des 20. Jahrhunderts», erklärte Trump.
«Wir müssen an Gräueltaten erinnern, um zu verhindern, dass sie wieder geschehen», sagte Trump am Montag anlässlich des jährlichen Gedenktages zu den Massentötungen.
Das türkische Aussenministerium kritisierte die Äusserungen des US-Präsidenten als «Fehlinformation» und «falsche Definition». Die Türkei erwarte von der neuen US-Regierung, sich keine «einseitige historische Sichtweise von Kreisen zu eigen zu machen, die für ihren Hang zu Gewalt und Hassreden bekannt sind», hiess es in einer Erklärung. Die US-Regierung müsse «das Leiden aller Seiten in Betracht ziehen».
Vor der türkischen Botschaft in Washington protestierten Anhänger beider Seiten, die von der Polizei auseinander gehalten wurden.
Der Sprecher des Weissen Hauses, Sean Spicer, sagte, Trumps Äusserungen unterschieden sich nicht von denen früherer US-Regierungen. Das US-Aussenministerium verwies darauf, dass Trump nicht von «Genozid» gesprochen habe.
Aus Sicht der Türkei, dem Nachfolgestaat des Osmanischen Reichs, handelte es sich bei den Ereignissen in den Jahren 1915 bis 1917 um einen Bürgerkrieg zwischen Türken und Armeniern, bei denen beide Seiten zahlreiche Opfer zu beklagen hatten. Die Armenier sprechen dagegen von einem systematischen Völkermord der osmanischen Führung, dem 1,5 Millionen Armenier zum Opfer fielen.
In der Schweiz werten der Nationalrat sowie verschiedene Kantone die Ereignisse von 1915 als Völkermord; der Bundesrat hingegen hat diesen Schritt bisher nicht vollzogen. (nfr/sda/afp)