Gut 20 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica ist der politisch Hauptverantwortliche, Ex-Serbenführer Radovan Karadzic, zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das entschieden die Richter des Uno-Tribunals im Berufungsverfahren am Mittwoch in Den Haag. In erster Instanz war Karadzic noch zu 40 Jahren Haft verurteilt worden. Dieses Urteil wurde nun verschärft, es ist endgültig.
Die Verbrechen seien so «extrem schwerwiegend», dass eine 40-jährige Haftstrafe «unangemessen und ungerecht» sei, sagte der Vorsitzende Richter. Der 73-jährige Karadzic, gekleidet in einen dunklen Anzug, reagierte äusserlich nicht, sein Blick war starr auf die Richter gerichtet. Auf der Tribüne brach lauter Applaus aus.
Die Richter verurteilten den früheren Psychiater für Völkermord, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Balkan-Krieges in den 1990er Jahren. Er sei schuldig wegen Mordes, Verfolgung und Zwangsvertreibung bosnischer Muslime. Ausserdem habe er die 44 Monate dauernde Belagerung der bosnischen Stadt Sarajevo sowie den Völkermord von Srebrenica zu verantworten.
Angehörige von Opfern jubelten im Gerichtssaal, als die Richter das Urteil verkündet hatten. «Endlich Gerechtigkeit», sagte Munira Subasic von der Organisation «Mütter von Srebrenica». Eine lebenslange Haftstrafe sei die einzig gerechte Strafe für Karadzic. «Die Wahrheit und die Gerechtigkeit haben gesiegt.»
Karadzic hatte während des Prozesses immer wieder seine Unschuld beteuert. Die Vorwürfe seien «haltlos», er sei kein Kriegstreiber, sondern im Gegenteil der «Friedenstifter des Balkans» gewesen. Er hatte Freispruch gefordert.
1995 hatten serbische Einheiten unter dem serbischen General Ratko Mladic die damalige Uno-Schutzzone überrannt und dann rund 8000 muslimische Männer und Knaben ermordet. Karadzic war erst 2008 nach 13 Jahren auf der Flucht in Serbien als alternativer Heiler entdeckt und an das Gericht ausgeliefert worden. (whr/sda/dpa)