Madagaskar ist die viertgrösste Insel der Welt. Sie gilt als tropisches Naturparadies mit gewaltigen Landflächen an Regenwäldern, Steppen, Wüsten, Bergregionen und Hochebenen, Mangrovenwäldern und mit 5000 Kilometern Küste mit Palmenstränden. Der biologische Reichtum an Pflanzen auf der Insel ist mit kaum einem anderen Fleck auf der Erde vergleichbar. Die Tierwelt ist ausgesprochen vielfältig und einzigartig.
Doch seit vielen Jahren ist diese unvergleichliche Natur und Artenvielfalt bedroht. Eine beispiellose Abholzung, Jahre der Ausbeutung in den Zeiten der Kolonialherrschaft und korrupte Regierungen führen zu grossem Leid in der Bevölkerung und zur Zerstörung der ehemals grünen Insel. Derzeit herrscht im Süden des Landes die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Mehr als eine Million Menschen sind von einer katastrophalen Hungersnot betroffen. Folgende 10 Bilder illustrieren die Schönheit der Insel – und wie diese nach und nach von der Menschheit zerstört wird.
Solche Bilder von Madagaskar kennen wir aus den Reisekatalogen. Baobab-Bäume wachsen nur an wenigen Orten auf der Welt. Weltweit gibt es acht verschiedene Baobab-Arten. Sechs davon kommen einzig auf Madagaskar vor. Dieses Beispiel allein zeigt den immensen Artenreichtum der Insel. Ein weiteres: Von den rund 170 verschiedenen Palmenarten, die es auf der Insel gibt, kommen 165 nur dort und nirgendwo anders auf der Welt vor.
Hast du dieses Tier schon mal gesehen? Es ist eine Fossa, ein Raubtier, das nur auf Madagaskar vorkommt. Es ist nicht das einzige: 90 Prozent aller Wirbeltiere auf Madagaskar sind endemisch, sprich, es gibt sie nur dort. Der Grund für das einzigartige Vorkommen dieser Tierarten ist das Auseinanderbrechen des Urkontinents Gondwana vor 150 Millionen Jahren.
Durch die Abtrennung vom afrikanischen Festland lebten die Tiere über Jahrtausende isoliert. Gleichzeitig heisst das, dass sich andere Tiere, die auf dem afrikanischen Kontinent leben, wie Elefanten, Antilopen, Giraffen oder Raubkatzen, nie auf der Insel verbreiten konnten.
Vom grossen natürlichen Reichtum von Madagaskar ist heute allerdings nur noch ein kleiner Teil erhalten. Die blühende Vegetation wird nach und nach zerstört. Jeden Tag werden auf Madagaskar Wälder gerodet, um Brennholz oder Holzkohle herzustellen, weil Strom auf der Insel zu teuer ist. Oder um durch Brandrodung neue Felder zu gewinnen, um dort Nahrungsmittel anzubauen.
Zwar ist der Umweltschutz laut der madagassischen Verfassung Staatsziel. Doch solange die Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt, ist er nicht umzusetzen. Während der Kolonialzeit von 1896 bis 1960 herrschten die Franzosen auf der Insel mit brutaler Militärgewalt. Aufstände wurden mit Massenexekutionen niedergeschlagen. 1960 erlangte Madagaskar die Unabhängigkeit, wird seither aber von nicht minder korrupten Staatsoberhäuptern regiert. Die Insel ist eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa 90 Prozent der 26 Millionen Einwohner leben von weniger als zwei Dollar am Tag. Obwohl Kinderarbeit offiziell verboten ist, müssen laut dem Kinderhilfswerk Unicef ein Viertel der Buben und Mädchen zwischen 5 und 17 Jahren arbeiten.
Im Süden von Madagaskar wird die Landschaft immer karger. Normalerweise säen Bauern jeweils im November vor der Regenperiode den Boden. Doch in den letzten Jahren regnete es so wenig, dass die Saat nicht keimte und die Erde vertrocknete. Laut den Angaben des Welternährungsprogramms der UNO (WFP) herrscht momentan die schlimmste Dürre seit 40 Jahren auf der Insel.
Zusätzlich zur Trockenheit fegen heftige Sandstürme über die Region. Sand bedeckt die Felder, Strassen werden für Autos unzugänglich. Innert kürzester Zeit verwandeln sich Flächen in Mondlandschaften.
Grund für die extreme Trockenheit ist der Klimawandel, wie das WFP sagt. Dessen Exekutivdirektor David Beasley beschreibt es so: «Dies ist eine Region der Welt, die nichts zum Klimawandel beigetragen hat, aber den höchsten Preis dafür zahlt.» Nebst dem fehlenden Niederschlag, den Sandstürmen kamen in den letzten Jahren Heuschreckenplagen und die Corona-Pandemie. Die Folgen davon sind Ernteausfälle und eine grosse Hungersnot.
Normalerweise können sich die Menschen im Süden mit Früchten des Feigenkaktus, Wurzeln, Blätter, Gräser oder Heuschrecken über Dürrezeiten retten. Hilfsorganisationen berichten von Menschen, die seit einem Jahr nichts anderes gegessen haben. Doch jetzt ist die Dürre so schlimm, dass selbst die klimaresistente Kaktusfrucht rar ist.
Laut dem Welternährungsprogramm der Uno sind 400'000 Menschen akut vom Hungertod bedroht. Die Lage sei dramatisch, es habe bereits Todesfälle gegeben. Vor Ort stationierte WFP-Mitarbeiterinnen sagen, so gross sei die Not noch nie gewesen.
Madagaskar ist für Wissenschaftler ein düsteres Vorzeichen, wie der Klimawandel gewisse Weltregionen und deren Bevölkerung treffen wird. Besonders tragisch ist, dass nach den Ernteausfällen noch mehr Anwohner von Madagaskar mit Äxten losziehen, um Brennholz zu hacken. Es ist für sie die letzte Möglichkeit, noch etwas Geld zu verdienen. Der ewige Teufelskreis der Zerstörung der Lebensgrundlage dreht so weiter.
Es ist ein Trauerspiel: Was uns Menschen nicht unmittelbar vor unserer Haustüre betrifft, kümmert uns nicht.
Aber es wird nicht funktionieren, denn sobald eine Organisation soviel Macht hätte, agiert sie selbst mit Korruption. Denn auch die UNO ist voll von korrupten Geistern.