In Portugal kann praktisch niemand mehr geimpft werden. Weil es schlicht kaum mehr Menschen gibt, die nicht schon geimpft sind. Von den 10,3 Millionen Einwohnern sind rund 86 Prozent vollständig geimpft. Schaut man nur auf die zu den Impfungen zugelassenen Personen, sind sogar schon sagenhafte 98 Prozent doppelt geschützt.
Der Weg dorthin ist erstaunlich. Denn noch im Januar war das Gesundheitssystem am Anschlag, die Fallzahlen explodierten und die Impfbereitschaft war klein. Rund 40 Prozent der Bevölkerung waren sich gemäss Umfragen unsicher, ob sie sich impfen lassen sollen. Jetzt sind es noch 2,2 Prozent, welche die Spritze nicht wollen. Was ist geschehen?
Die «New York Times» zeigt eindrücklich auf, wie sich Portugal zum Impfweltmeister mauserte. Das sind die wichtigsten Punkte:
Im Februar gab es einen Wechsel an der Spitze der Task Force der Impfkampagne. Die Position wurde Vizeadmiral Henrique Gouveia e Melo anvertraut. Der in Mosambik geborene 60-Jährige ist seines Zeichens ehemaliger Kommandant eines U-Boot-Geschwaders.
Dieser sagte am Freitag in der «New York Times»: «Wir glauben, wir haben den Punkt der Herdenimmunität praktisch erreicht. Es sieht sehr gut aus.» Der Impferfolg wird zu einem grossen Teil ihm zugeschrieben. Doch wie hat er das geschafft?
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Der Schlüssel zum Ziel ist für Gouveia e Melo klar: die Politik raushalten. «Man muss Leute finden, die keine Politiker sind», erklärte er. Gouveia e Melo wird als unpolitische Person angesehen. In seinem Kernteam mit knapp 40 Leuten hat er Mathematiker, Ärzte und Strategieexperten vom Militär integriert.
Es ist nicht so, dass es in Portugal keine Fehlinformationen auf Social Media gab oder das Land grundsätzlich weniger skeptisch gegenüber Corona eingestellt wäre. Gouveia e Melo wusste, er musste erst das Land von seinem Weg überzeugen.
Die Methoden des ehemaligen Kommandanten waren dabei teilweise umstritten. Der 1,90-Meter-Hüne tritt konsequent in seiner Kampfuniform auf. Er nutzte martialische Rhetorik und trichterte dem Volk ein, dass man gemeinsam in den Krieg gegen das Virus ziehen müsse. «Die Uniform war ein Symbol für die Notwendigkeit, die Ärmel hochzukrempeln und das Virus zu bekämpfen», sagte Gouveia e Melo gegenüber der AP. Die Taktik funktionierte.
Gouveia e Melo holte das Vertrauen der Einwohner bald. In Portugal sind die impfkritischen Personen gegenüber anderen Ländern wohl weniger und nicht so laut. Trotzdem brauchte es einige Kniffs.
Disziplin war ein Schlüssel und Gouveia e Melo liess erst öffentlichkeitswirksam ganze Truppen von Soldaten impfen. Und natürlich setzte er auf Ärztinnen und Ärzte sowie Gesundheitspersonal, das sich öffentlich impfen liess. Das machten andere Länder zwar auch, aber wohl kaum eine Nation so wiederkehrend wie Portugal.
Es ist aber nicht so, dass alles wie am Schnürchen lief. Im Sommer gab es teilweise grösseren Widerstand. So wurde einmal ein Impfzentrum in Lissabon von Kritikern blockiert. Gouveia e Melo kreuzte in seiner Uniform auf und mischte sich unter die Menge. «Sie riefen mich einen Mörder», erinnert er sich.
Aber als die TV-Kameras ihn einfingen, blieb er standhaft. In der «New York Times» schildert er den Moment so: «Ich sagte: ‹Der Mörder ist das Virus. Der wahre Killer aber sind Leute, welche wie im 13. Jahrhundert leben und die Realität verkennen.›» Er habe versucht, so ehrlich wie möglich die Probleme und Zweifel anzusprechen.
Der Weg Portugals war erfolgreich. Natürlich kann es immer noch zu einem Rückschlag kommen, wie das Beispiel Israel zeigt. Portugal dürfte für ältere Personen und Risikogruppen bald mit einer Booster-Impfung starten, um dies zu verhindern.
Aktuell scheint das Ziel mit der militärischen Sprache und Disziplin erreicht zu sein. Allerdings brachte dieser Stil auch Kritik ein, wie die Psychologin Laura Sanches sagt. Das militärische Gehabe habe auch Angst verbreitet und viele Portugiesen zogen es vor, zu schweigen und gehorchen, als sich zu wehren.
(fox)
Hier wird lieber um den heissen Brei geredet, um ja niemandem auf die Füsse zu treten. Dieses rumgeeiere tötet Menschen, ruiniert Existenzen und geht mir sowas von auf den Sack.