Es ist Samstagnachmittag, kurz nach 16 Uhr als im nordwestdeutschen Münster ein VW-Bus in eine Menschenmenge rast. Zwei Personen werden getötet, rund zwanzig weitere mit teilweise schweren Verletzungen ins Spital gebracht.
Die Polizei ist mit einem Grossaufgebot vor Ort, es folgen bange Stunden der Ungewissheit. Wer ist der Mann hinter dem Steuer des Kleintransporters? Handelt es sich bei dem Vorfall um einen Terroranschlag?
Erinnerungen an Nizza und Berlin werden wach. Angelehnt an Angela Merkels Worte während der Flüchtlingskrise, zieht die AfD-Politikerin Beatrix von Storch voreilige Schlüsse und twittert: «Wir schaffen das.»
WIR SCHAFFEN DAS! 🤬
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) 7. April 2018
Um 18 Uhr informiert die Polizei: Der Fahrer des Kleintransporters hat sich im Auto erschossen. Er ist Deutscher, heisst Jens R., geboren am 1. Mai 1969 und stammt aus dem westfälischen Sauerland. Ein terroristischer Hintergrund könne ausgeschlossen werden.
Jens R. hatte keinen islamischen Hintergrund, war jedoch psychisch krank. Schnell korrigiert von Storch ihre Aussage auf Twitter und schiebt nach: «Auch von deutschen Mördern und Verrückten haben wir beileibe mehr als genug.»
Das muss kein islamischer Anschlag gewesen sein. Klar nicht. Und wenn sich ein deutscher Kranker als Täter herausstellt, dann konstatiere ich: auch von deutschen Mördern und Verrückten haben wir beileibe mehr als genug. Wir brauchen keinen einzigen dazu. #Münster
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) 7. April 2018
Verschiedene deutsche Medien schreiben, R. sei der Polizei als Kleinkrimineller bekannt gewesen. Er habe Handys und Autoradios gestohlen. Dies, um seine Drogensucht zu finanzieren.
Gewohnt habe er nur wenige Kilometer vom Tatort entfernt und gearbeitet habe R. als selbstständiger Industriedesigner. Laut dem «Spiegel» beschreiben Nachbarn R. als merkwürdigen Charakter. Er habe zurückgezogen gelebt. Seine beruflichen Aktivitäten als Designer seien in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen.
Bei der Durchsuchung des Tatfahrzeuges fand die Polizei eine Pistole, die an einem Draht befestigt war, der unter die Fussmatte führte. Zuerst wird von einer Sprengfalle ausgegangen. Der Verdacht bestätigt sich jedoch nicht. Im Wagen stiessen die Ermittler auf die Waffe, mit der sich der Täter erschossen habe, sowie eine Schreckschusswaffe und rund ein Dutzend Feuerwerkskörper.
Später wurde auch die Wohnung von Jens R. durchsucht. Die Polizei fand dort eine unbrauchbare Maschinenpistole vom Typ AK47.
In der «Welt» heisst es, R. habe bereits in der Vergangenheit geäussert, Suizid zu begehen. Dieser sollte spektakulär sein. Weitere Motive für die Attacke sind bisher nicht bekannt. R. sei den Behörden nicht als Extremist bekannt gewesen.
Im Laufe der Nacht auf den Sonntag konnten die zwei Todesopfer von Münster identifiziert werden. Laut der örtlichen Polizei handelt es sich um eine 51 Jahre alte Frau aus dem Kreis Lüneburg und einen 65 Jahre alten Mann aus dem Kreis Borken. Weiter teilten die Behörden mit, dass sich einige der Verletzten in Lebensgefahr befänden.