Facebooks neuer Kurs, den Mitgliedern weniger Videos zu zeigen, hat schnell zu kürzeren Nutzungszeiten geführt. 50 Millionen Stunden verbrachten die Facebook-User im letzten Quartal weniger auf dem sozialen Netzwerk. Mark Zuckerberg ist dies vorerst egal. «Das zeigt, wie ernst wir es damit meinen.» Man zeige etwa weniger virale Videos. Stattdessen versuche man die Community zu ermutigen, sich stärker persönlich auszutauschen.
«Den Menschen dabei zu helfen, sich zu vernetzen, ist wichtiger, als die Nutzungszeit zu verlängern», erklärte Zuckerberg. Das werde auf lange Sicht auch Facebooks Zukunft sichern
Bei der Grösse von Facebook bedeutet der Rückgang der Nutzungszeit zwar nur rund zwei Minuten pro Nutzer weniger am Tag. Aber eine kürzere Verweildauer kann auch auf die Geschäftszahlen durchschlagen, wenn weniger Werbung angeklickt wird.
Davon spürt Facebook aber noch nichts. Im vergangenen Quartal trieb ein boomendes Geschäft mit Online-Werbung den Facebook-Umsatz auf einen neuen Höchststand. Das Online-Netzwerk nahm knapp 13 Milliarden Dollar ein. Das war ein Plus von 47 Prozent im Jahresvergleich. Der Gewinn stieg um ein Fünftel auf 4.27 Milliarden Dollar, wie Facebook nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Grund für den moderateren Anstieg war die Rückstellung von mehr als zwei Milliarden Dollar zusätzlich für Auslandsgewinne nach der US-Steuerreform.
Facebook hat nun 2,13 Milliarden monatlich aktive Nutzer. Täglich kamen 1,4 Milliarden von ihnen auf die Plattform. Das waren 32 Millionen mehr als drei Monate zuvor - das langsamste Wachstum seit 2015. Analysten hatten mit einem schnelleren Anstieg der Nutzerzahlen gerechnet. Im lukrativsten Markt USA und Kanada sank die Zahl täglich aktiver Nutzer sogar erstmals, von 185 auf 184 Millionen. Marktforschern zufolge war die Facebook-Nutzung in Nordamerika bereits vor dem angekündigten Umbau rückläufig.
(dpa)