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Google-CEO erklärt Algorithmus im Kongress

Warum erscheint Trump, wenn ich «Idiot» suche? Google-CEO erklärt Algorithmus im Kongress

12.12.2018, 11:4713.12.2018, 07:00

Die Situation ist bekannt: Ein Verantwortlicher einer grossen Tech-Firma sitzt inmitten des US-Kongresses auf einem Stühlchen und muss die Fragen der Abgeordneten über sich ergehend lassen, die – gelinde gesagt – nicht gerade Digital Natives sind.  

Diesmal war es nicht Mark Zuckerberg, der da «gegrillt» wurde, sondern Sundar Pichai, CEO von Google. In der Anhörung ging es um Gerüchte, Google plane eine Suchmaschine für den chinesischen Markt, und allgemein um die Datensammlung des Konzerns. Die demokratische Abgeordnete Zoe Lofgren fragte: 

«Ich google das Wort ‹Idiot› in der Bildersuche und bekomme ein Foto von Donald Trump. Wie kann das passieren? »

Pichai versucht zu erklären, wie der Algorithmus die Suchergebnisse generiert: Websites crawlen, Faktoren wie Beliebtheit, Stichwörter und so weiter. Versteht natürlich niemand so genau, soll man ja auch gar nicht. Lofgren aber scheint mit der Antwort ganz zufrieden und fasst noch einmal zusammen:

«Da sitzt also nicht irgendein kleiner Mann hinter dem Vorhang und entscheidet, was wir zu sehen bekommen.»

Pichai betont noch einmal, dass täglich drei Billionen Suchanfragen eingehen und sie nicht manuell in die Ergebnisse eingreifen. 

Sorry, falsche Firma

Der Google-CEO musste sich noch anderen Fragen im Kreuzverhör stellen. Der Republikaner Steve King etwa habe seine Enkeltochter beim Spielen eines Kinderspiels auf einem iPhone beobachtet. Dort sei ein Foto erschienen, das offenbar King selbst zeigte und ihn nicht im besten Licht darstelle: Er werde nicht zu Protokoll geben, welche Art von Sprache um dieses Bild herum verwendet wurde. King fragt:

«Wie kommt das auf das iPhone einer Siebenjährigen, die ein Kinderspiel spielt?»

Pichai bewahrte die Fassung: «Herr Abgeordneter, das iPhone wird von einer anderen Firma gemacht.» King fand aber, das sei eigentlich egal: «Es könnte genauso gut ein Android gewesen sein».

Auch auf die Frage des Republikaners Ted Poe, ob Google verfolgen könne, wenn er sich mit seinem iPhone durch den Raum bewege, antwortete Pichai gelassen: «Nicht standardmässig.» Er setzt zur Erklärung an: «Möglicherweise würde ein Google-Dienst, den Sie nutzen ...» Doch Poe unterbricht ihn und fordert ein klares Ja oder Nein. «Sie verdienen 100 Millionen Dollar pro Jahr, Sie müssen diese Frage beantworten können.» Pichai bleibt ratlos. 

Im Video ab Minute 2:30

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass Zoe Lofgren eine republikanische Abgeordnete sei. Das ist natürlich falsch und wurde korrigiert. 

(tam)

«Es war mein Fehler», Zuckerberg vor dem US-Kongress

Video: srf/SDA SRF
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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gurgelhals
12.12.2018 12:38registriert Mai 2015
Zoe Lofgren ist eine Demokratische Abgeordnete. Wenn man den Clip ansieht, wird der Kontext ihrer Frage auch klar: Sie bringt das "Trump = Idiot" Beispiel, damit Pichai daran erklären kann, wie der Suchalgorithmus zu diesem Resultat kommt, und die absurden Behauptungen von den technischen Analphabeten bei den Republikanern, dass da irgendwo ein anti-republikanisch gesinnter Mitarbeiter im Google-Hauptquartier hockt und die Suchresultate verfälscht, widerlegen kann.
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Linus Luchs
12.12.2018 15:59registriert Juli 2014
Wenn Google zum Stichwort "Idiot" Bilder von Trump liefert, dann scheinen diese Algorithmen ja durchaus tauglich zu sein.
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x4253
12.12.2018 14:45registriert Juli 2016
Danke an Mr. Lieu (8:30 im Video).

"If you want positive search results, do positive things. If you don't want negative search results, don't do negative things. (...) If you getting bad press articles and bad search results, don't blame google, facebook or twitter. Blame yourself" :D
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