Zwar beinhaltet es auch ein «Corona» und bewegt gefühlt die ganze Welt. Diesmal aber ist es keine Krankheit, sondern der Royal-Event des Jahres: «The King's Coronation». Anfang Mai, etwas mehr als ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Mutter, werden König Charles und seine Frau Camilla gekrönt. Charles wird damit offiziell zum Oberhaupt der Kirche von England gemacht und Camilla als seine Gemahlin zur «Queen».
Die Krönung von Charles und seiner Frau Camilla findet am Morgen des Samstags, 6. Mai 2023, in der Westminster Abbey in London statt.
Hier werden traditionell Königinnen und Könige von England gekrönt. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die meisten von ihnen auch dort beigesetzt.
Eine Krönung ist eine symbolische religiöse Zeremonie. Sie formalisiert die Rolle des Monarchen als Oberhaupt der Kirche von England und markiert die Übertragung seines Titels und seiner Befugnisse. Die Krönungszeremonie am 6. Mai wird aber nicht nur symbolischen Charakter haben, die Krone wird vom Erzbischof von Cantebury auch effektiv und feierlich auf König Charles' Kopf gesetzt.
Allerdings braucht es nicht zwingend eine Krönung, um König oder Königin der bekanntesten Monarchie der Welt zu werden. So «regiert» Charles III. bereits seit dem Tod seiner Mutter, Elizabeth II. Und König Edward VIII., der von Januar 1936 bis zu seiner Abdankung im Dezember desselben Jahres König war, regierte in diesem Jahr sogar gänzlich, ohne gekrönt worden zu sein.
Die gesamten Feierlichkeiten erstrecken sich über drei Tage. Für den Akt der Krönung am Samstag besteigen König Charles und seine Frau Camilla – die in der offiziellen Einladung des Palastes bereits als «Queen» bezeichnet wird – eine prunkvolle Kutsche. Die sogenannte «Diamond Jubilee State Coach» ist die modernste Kutsche im Hause Windsor. Sie wurde 2012 anlässlich des 60. Thronjubiläums von Queen Elizabeth angefertigt und soll besonders bequem sein. Gemäss BBC ist sie gar mit elektrischen Fenstern und einer Klimaanlage ausgestattet. Gezogen wird die Kutsche an der sogenannten «King's Procession» – der Prozession vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey – aber nach wie vor von Pferden.
Während der Zeremonie selbst wird der König mit geweihtem Öl gesalbt. Danach wird Charles gefragt, ob er das Vereinigte Königreich und andere Nationen des Commonwealth mit Recht und Gerechtigkeit regieren und ob er das Christentum im Land aufrechterhalten werde. Wie der «Telegraph» schreibt, soll erstmals eine Formulierung hinzugefügt werden, die es dem König ermöglicht, sein Engagement für die verschiedenen Glaubensrichtungen eines «vielfältigen Grossbritanniens» anzuerkennen.
Anbei noch der zeitliche Ablauf der wichtigsten Ereignisse am Samstag:
Nachdem Charles vom Erzbischof von Canterbury gesalbt, gesegnet und geweiht wurde, wird ihm die «St Edward's Crown» aufgesetzt, die ihn offiziell zum König Charles III. krönt.
Er wird dabei auf dem Krönungsstuhl, dem sogenannten «Edward's Chair», sitzen. Neben Charles wird auch Camilla gekrönt, und zwar zur Königin. Ab diesem 6. Mai wird sie deshalb offiziell den Titel «Queen Camilla» tragen – so, wie es die Royal Family kürzlich erstmals auf der offiziellen Einladung zur Krönung schrieb.
Auf dem Weg zurück in den Buckingham Palast wird es dann etwas ungemütlicher, dafür umso prunkvoller: Charles und Camilla wechseln die Kutsche und fahren während der sogenannten «Coronation Procession» in der legendären goldenen Prachtkutsche der Royals, der «Gold State Coach».
Nicht nur die Kutsche, die gesamte Prozession nach der Krönung wird pompöser. An der gemäss «Telegraph» grössten militärischen Zeremonie seit 70 Jahren werden unter anderem Soldaten und Soldatinnen des britischen Militärs sowie Streitkräfte aus dem gesamten Commonwealth teilnehmen. Dennoch hat man die Zeremonie, die im Prinzip seit fast 1000 Jahren in unveränderter Form durchgeführt wird, in ihrer Grösse verringern wollen. So wird sie wohl nur etwa eine Stunde dauern – im Vergleich zu den drei Stunden bei der Krönung von Queen Elizabeth.
Wieder im Buckingham-Palast angekommen, wird das frisch gekrönte Königspaar gemeinsam mit anderen Familienmitgliedern auf dem berühmten Balkon erwartet.
Erst am Sonntag findet dann der sogenannte «Coronation Big Lunch» statt. Dazu sind zahlreiche Strassenfeste im ganzen Land geplant und Britinnen und Briten werden dazu aufgefordert, in einem landesweiten Akt des Feierns und der Freundschaft gemeinsam zu essen und zu feiern.
Den Feierlichkeiten folgt eine Reihe von Konzerten auf dem Rasen vor Windsor Castle. Es spielen unter anderem Katy Perry, Take That und Lionel Richie.
Der Montag, 8. Mai, wurde zum Feiertag erklärt. Die Menschen in Grossbritannien werden an diesem Tag dazu ermutigt, unter dem Motto «The Big Help Out» Zeit mit Freiwilligenarbeit zu verbringen und sich an Projekten in ihrer Umgebung zu beteiligen.
Ebenso wie die Krone von König und Königin wimmelt auch die Gästeliste der Zeremonie nur so von Hochkarätern: Staatsoberhäupter, religiöse Führer – und jede Menge blaues Blut.
So finden sich unter den geladenen Gästen neben dem Thronfolger des britischen Königshauses Prinz William, seiner Frau der Prinzessin von Wales Catherin und den Mitgliedern der Royal Family unzählige Königs- und Prinzenpaare anderer Monarchien. Offiziell zugesagt haben bislang das Fürstenpaar Albert und Charlène von Monaco, Kronprinz Akishino und Kronprinzessin Kiko von Japan, Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary von Dänemark – die anstelle von Königin Margrethe II. teilnehmen werden, die sich gerade von einer Operation erholt – sowie König Carl Gustav und Kronprinzessin Victoria von Schweden, König Willem-Alexander und Königin Máxima der Niederlande und das Königspaar Felipe und Letizia von Spanien.
Charles soll auch Royals von anderen Kontinenten eingeladen haben, darunter etwa König Abdullah und Königin Rania aus Jordanien, das Königspaar aus Bhutan, der Kronprinz von Bahrain, König Letsie von Lesotho oder der Sultan von Brunei. Ob sie auch kommen, ist noch nicht bestätigt.
Die Krönung von Charles und Camilla ist die erste in Grossbritannien, der auch gekrönte Adelige beiwohnen. «Jahrhundertelang war es üblich, dass bei der Krönung eines britischen Monarchen keine anderen gekrönten Royals anwesend sein durften, denn die heilige Zeremonie sollte ein intimer Austausch zwischen dem Monarchen und seinem Volk im Angesicht Gottes sein», erklärt die Daily Mail. Aber als Teil seines Plans, die Zeremonie auf den neuesten Stand zu bringen, habe König Charles beschlossen, sich von der 900 Jahre alten Tradition zu lösen und auch «seine gekrönten Freunde einzuladen».
Nur 20 britische Parlamentsabgeordnete und 20 Mitglieder aus dem Oberhaus werden an der Krönung teilnehmen. Darunter sind auch der britische Premierminister Rishi Sunak und seine Frau Akshata Murthy sowie Humza Yousaf, der neu ernannte Erste Minister von Schottland. Wie der «Telegraph» berichtet, soll die exklusive Angelegenheit unter den Parlamentsmitgliedern, die der Meinung sind, dass sie ein Recht auf Teilnahme haben, für Aufregung gesorgt haben.
Neben dem Vereinigten Königreich haben auch der polnische Präsident Andrzej Duda, der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. und seine Frau sowie der australische Premierminister Anthony Albanese ihre Anwesenheit bestätigt. Andere Staatsoberhäupter wie der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der französische Präsident Emmanuel Macron und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sind ebenfalls eingeladen, haben ihre Teilnahme aber noch nicht bestätigt. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass sie kommen werden.
Für die meiste Aufregung in den (britischen) Medien sorgten aber Harry und Meghan. Kürzlich wurde bekannt, dass Prinz Harry, immerhin Sohn des zu krönenden Königs, dabei sein wird, seine Frau Meghan aber mit den gemeinsamen Kindern Archie und Lilibet in Kalifornien bleibt.
Ebenfalls bereits abgesagt hat US-Präsident Joe Biden, der aber durch Ehefrau Jill in London vertreten werden wird.
Bei SRF kann die ganze Zeremonie ab 10:30 Uhr live mitverfolgt werden. Das SRF gab dazu bekannt: «In einer Spezialsendung überträgt die Sendung ‹Gesichter & Geschichten› die Krönung von König Charles III. live mit Gästen im Sonderstudio, mit Live-Kommentator während der beiden Paraden und mit Simultanübersetzung während der Krönung. Zudem zeigt SRF im Rahmenprogramm zwei DOK-Sendungen zum Thema.»
Zu Essen am Mega-Event soll es unter anderem die «Coronation-Quiche» geben, auf persönlichen Wunsch von König Charles. Neben dem typisch britischen Cheddar enthält die Quiche zwei Gemüse, die im Mai Saison haben: Spinat und Saubohnen. Der König, der zwei Tage in der Woche auf Fleisch und Fisch verzichtet, ist dafür bekannt, dass er ein eifriger Küchengärtner ist – oder «möglicherweise ein eifriger Aufseher über die Arbeit anderer Leute in diesem Bereich», wie der «Guardian» schreibt.
Das «heilige Öl», mit dem Charles während der Zeremonie gesalbt wird, soll vegan («vegan friendly») sein. Das weiss der Guardian. Demnach wurde das Öl mit Oliven hergestellt und unter anderem mit Sesam, Rose, Jasmin, Zimt, Neroli und Benzoin sowie Orangenblüten parfümiert. Dabei seien keine tierischen Bestandteile verwendet worden. Dies im Gegensatz zum Öl, das bei Queen Elizabeth II. zum Einsatz kam. Einige der Zutaten für das «heilige Öl», mit dem die verstorbene Königin 1953 gesalbt wurde, sollen von einem Moschushirsch, einer Zibetkatze und einem Pottwal gestammt haben.
Vor kurzem wurde bekannt, dass sich die Britinnen und Briten nicht sonderlich für die Krönung interessieren. Gemäss einer YouGov-Umfrage spricht das historische Event zwei Drittel der Befragten nicht besonders (35 Prozent) oder überhaupt nicht (29 Prozent) an. Ausserdem will eine Mehrheit lieber nicht dafür bezahlen: Von mehr als 4200 Befragten gaben 51 Prozent an, der Staat solle ihrer Meinung nach nicht die Kosten für das Ereignis tragen.
Ja, auch die Royal Family kann modern sein. Für den Anlass wurde auf Twitter extra ein neues Emoji kreiert:
A special emoji for the Coronation has gone live today! The emoji, based on St Edward’s Crown, will appear when any of the following hashtags are used: #Coronation#CoronationConcert#TheBigHelpout#CoronationWeekend#CoronationBigLunch pic.twitter.com/ueHOpkNn6M
— The Royal Family (@RoyalFamily) April 9, 2023
Das Emoji zeigt die St.-Edwards-Krone, die Charles bei der Krönung aufgesetzt wird. Sie wird auf Twitter angezeigt, wenn bestimmte Hashtags verwendet werden.
Pottwalkotze, genau genommen ☝️😅.
Wenn ich am Stand bin, hoffe ich ja immer einen solchen Kotzklumpen "Ambra" zu finden 🤩🤑