Im Pazifik-Inselstaat Nauru ist ein Flüchtling wegen versuchten Suizids verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu zwei Monaten Haft für den Flüchtling gefordert, doch verhängte ein Gericht eine Geldstrafe von 200 australischen Dollar (knapp 150 Franken).
Die Regierung hatte argumentiert, eine harte Reaktion sei nötig, um Flüchtlinge daran zu hindern, sich selbst zu verletzen, «um zu bekommen, was sie wollen».
«Dies macht einen krank. Naurus Regierung hat einen Flüchtling des 'versuchten Suizids' angeklagt, nachdem er versucht hat, sich das Leben zu nehmen», schrieb die australische Grünen-Senatorin Sarah Hanson-Young am Freitagabend auf Twitter.
This is sickening. Nauru Govt has charged a refugee with "attempted suicide" after trying to take his own life. pic.twitter.com/gXQIWPdc4g
— Sarah Hanson-Young (@sarahinthesen8) 15. April 2016
Barri Phatarfod von der Hilfsorganisation Doctors for Refugees sagte dem Fernsehsender ABC, es sei «völlig unangebracht, einen versuchten Suizid zur Straftat zu machen».
Laut dem Sender ABC war der iranische Flüchtling Sam Nemati mit seiner heute achtjährigen Tochter Aysa zwei Jahre lang in einem von Australien finanzierten Flüchtlingszentrum festgehalten worden, bevor er in einer Gemeinde angesiedelt wurde.
Weil er nach eigenen Angaben ohne Erlaubnis die Wohnung gewechselt hatte, damit seine Tochter bei anderen Kindern sein könne, wollte ihn die Polizei Ende Januar fortbringen. Gemäss ABC war Nemati in dieser Situation so verzweifelt, dass er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Er wurde im Spital behandelt, bevor er angeklagt wurde.
Laut der harten australischen Einwanderungspolitik werden Bootsflüchtlinge in Lager auf Nauru oder Papua-Neuguinea gebracht. Selbst wenn ihr Asylantrag angenommen wird, können sie nicht nach Australien kommen, sondern müssen in den Ländern bleiben. (sda/afp)