International
Gesellschaft & Politik

Wiesenthal-Zentrum: Die schlimmsten antisemitischen Vorfälle 2018

Das waren die weltweit schlimmsten antisemitischen Vorfälle 2018

27.12.2018, 13:5821.03.2019, 13:11
Mehr «International»

Das Wiesenthal-Zentrum ist mit der Jagd nach Naziverbrechern bekannt geworden. Jedes Jahr brandmarkt die Organisation zudem antisemitische Vorfälle. Auf ihrer Liste für 2018 stehen unter anderen Jeremy Corbyn und die Vermittlungsplattform Airbnb.

Das Wiesenthal-Zentrum hat eine Liste der nach eigenen Angaben zehn weltweit schlimmsten antisemitischen Vorfälle von 2018 veröffentlicht.

Anschlag auf Synagoge in Pittsburgh

In this Oct. 27, 2018 photo, Rabbi Eli Wilansky lights a candle after a mass shooting at Tree of Life Synagogue in Pittsburgh's Squirrel Hill neighborhood. Robert Bowers, the suspect in Saturday& ...
Ein Rabbi zündet eine Kerze für die Opfer an.Bild: AP/Pittsburgh Post-Gazette

Auf Platz eins steht der US-Attentäter Robert Bowers, der im Oktober bei einem Anschlag auf eine Synagoge in Pittsburgh elf Menschen getötet hat.

Die Tat dieses bekennenden Neonazis zeige «die Gefahren einer Gesellschaft, in der es nicht mehr tabu ist, auf sozialen Medien und in der realen Welt Hass und Intoleranz zu verbreiten», hiess es in der Mitteilung des Wiesenthal-Zentrums. Es ist mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern bekannt geworden.

Louis Farrakhan

Minister Louis Farrakhan, the leader of the Nation of Islam, arrives to his press conference, in Tehran, Iran, Thursday, Nov. 8, 2018. Farrakhan warned President Donald Trump not to pull "the tri ...
Louis Farrakhan (M.), Führer von Nation of Islam.Bild: AP/AP

Auf dem zweiten Platz der Liste steht der Führer der Bewegung Nation of Islam, Louis Farrakhan. Er sorgte immer wieder mit antisemitischen Aussagen in den USA für Aufregung. So sagte er zum Beispiel in der Vergangenheit, dass mächtige Juden für 9/11 verantwortlich seien.

Im Oktober verglich er in einer Rede Juden mit Termiten. Das Video der Rede wurde auf Facebook gelöscht. Laut Facebook habe es enthumanisierende Elemente enthalten.

Uni-Campusse der USA

Auf Platz drei sieht das Wiesenthal-Zentrum Campusse von Universitäten in den USA und verweist dabei unter anderem auf Hakenkreuz-Schmierereien.

Auf den Campussen der Stanford University, der Duke University, der University of Illinois, der Cornell University und anderer Universitäten wurden nach dem Anschlag in Pittsburgh Hakenkreuz-Schmierereien gefunden.

Jeremy Corbyn

FILE - In this Monday, April 23, 2018 file photo, Britain's opposition Labour party leader Jeremy Corbyn arrives to attend a Memorial Service to commemorate the 25th anniversary of the murder of  ...
Labour-Chef Jeremy Corbyn.Bild: AP/AP

Der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn erscheint auf Platz vier der Liste. Seit Jahren werden gegen Corbyn und seine Partei Antisemitismus-Vorwürfe erhoben. Kritiker werfen dem Alt-Linken eine einseitige Unterstützung der Palästinenser im Nahostkonflikt vor.

Im vergangenen August räumte Corbyn in einem Video öffentlich ein, dass seine Oppositionspartei ein Problem mit Antisemitismus habe. Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder seien zu langsam und zu zaghaft betrieben worden.

Ein Labour-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, Corbyn und seine Partei unterstützten die jüdische Gemeinschaft. «Wir handeln gegen Antisemitismus, solidarisieren uns mit jüdischen Gemeinden und bauen wieder Vertrauen auf.»

UNRWA

FILE - In this May 8, 2008 file photo, U.N. employees distribute food to Palestinians at the U.N. Relief and Works Agency, (UNRWA), warehouse in the Shati refugee camp, in Gaza City. The United Nation ...
UN-Angestellte verteilen Essen an Palästinenser (Archivbild, 8. Mai 2008).Bild: AP/AP

Auf Platz fünf setzt das Wiesenthal-Zentrum das Palästinenserhilfswerk der Uno (UNRWA). Die Einrichtung habe der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas «massiven Kindesmissbrauch» ermöglicht, schreibt es. An Uno-Schulen werde Antisemitismus gefördert.

Ein UNRWA-Sprecher wies den Vorwurf zurück. «UNRWA verurteilt Rassismus, einschliesslich Antisemitismus, auf das Schärfste», teilte er mit. UNRWA sei eine neutrale humanitäre Organisation, die einer Bevölkerung von rund fünf Millionen palästinensischen Flüchtlingen Unterstützung und Schutz biete.

Albanerinnen und Albaner beschützten im 2. Weltkrieg Juden und Jüdinnen vor den Nazis

1 / 9
Albanerinnen und Albaner beschützten im 2. Weltkrieg Juden und Jüdinnen vor den Nazis
Drita Veseli (mit einem Bild ihres Mannes Refik Veseli): «Mein Mann war Fotograf. Er erlernte den Beruf als Teenager von einem jüdischen Fotografen namens Moshe Mandil. Die Italiener hatten die Familie Mandil von Priština im Kosovo nach Tirana deportiert. Als die Deutschen Albanien besetzten, bekam mein Mann die Erlaubnis seiner Eltern, alle vier Mitglieder der Familie Mandil und drei der Familie Ben Joseph im Haus seiner Familie in dem Bergdorf Krujë zu verstecken. Alle sieben Juden waren dort bis zur Befreiung.» Foto: Yad Vashem/Norman Gershman ... Mehr lesen
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Airbnb

Auf Platz sechs liegt Airbnb. Das US-amerikanische Unternehmen hatte im November erklärt, Unterkünfte in israelischen Siedlungen aus dem Angebot zu nehmen, weil diese sich im «Zentrum des Streits zwischen Israelis und Palästinensern» befänden.

Es gebe keinen Hinweis darauf, dass Airbnb auch in anderen umstrittenen Regionen der Welt, wie etwa Zypern, ähnlich vorgehe, hiess es dazu im Bericht.

Bank für Sozialwirtschaft

Auf Platz sieben steht die deutsche Bank für Sozialwirtschaft. Als Begründung hiess es, die Bank arbeite mit der Organisation «Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost» zusammen, die sich für einen Israel-Boykott einsetze.

Die Bank wies den Vorwurf in einer Stellungnahme zurück. Man sei seit rund zwei Jahren mit unsachlichen Antisemitismusvorwürfen aus zwei verschiedenen politischen Lagern konfrontiert, stellte sie fest.

Nach Vorwürfen der «Jerusalem Post» 2016 wegen der Kontoführung für die «Jüdische Stimme» habe man zunächst die Geschäftsbeziehung mit dieser Organisation gekündigt. Dies sei jedoch massiv kritisiert worden, es habe wiederum Antisemitismusvorwürfe gegeben.

Nach intensiven Gesprächen mit der «Jüdischen Stimme» und einer Distanzierung der Organisation von Gewalt gegen Israel und ihrer Anerkennung des Existenzrechts Israels, habe man das Konto im Januar wiedereröffnet, so die Bank. Dies habe neue Vorwürfe ausgelöst.

US-Bischöfin Gayle Harris

Bild

Auf Platz acht folgt die US-Bischöfin Gayle Harris. Das Wiesenthal-Zentrum wirft ihr vor, sie habe zwei Beispiele für ein hartes Vorgehen der israelischen Armee gegen Palästinenser erfunden. Später habe sie einen Fehler eingestanden.

Karolinska-Krankenhaus

Auf Platz neun liegt das schwedische Karolinska-Krankenhaus. Der Chef der Neurochirurgie habe drei dort angestellte jüdische Ärzte systematisch diskriminiert, lautet der Vorwurf. Das Spital habe darauf nicht angemessen reagiert.

Klinikleiterin Annika Tibell sagte der schwedischen Zeitung «Dagens Nyheter», es wiege sehr schwer, dass das Spital auf der Liste stehe. Die Klinik teilte mit, sie verfolge eine Null-Toleranz-Politik gegen Diskriminierung, einschliesslich Antisemitismus. Das Spital hat eine Untersuchung der Vorfälle eingeleitet.

Roger Waters

epa07138041 British singer and activist Roger Waters participates in the talk 'Palestine and Human Rights Today' at the headquarters of the main trade union center of Uruguay, the PIT-CNT, i ...
Der britische Sänger und Aktivist Roger Waters.Bild: EPA/EFE

Platz zehn schliesslich belegt die Rocklegende Roger Waters. Der 75-Jährige gilt als prominentester Fürsprecher der anti-israelischen Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Ihm wird vorgeworfen, mit seiner harschen Kritik an Israels Regierung in Antisemitismus abzugleiten. Rogers selbst bestreitet den Vorwurf der antisemitischen Stimmungsmache. (sda/dpa)

11 Fragen an einem orthodoxen Juden

Video: watson/Helene Obrist, Emily Engkent
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
no-Name
27.12.2018 15:28registriert Juli 2018
Ich bin Sprachlos. Einige Punkte sind offensichtlich Antisemitisch, keine Frage.

Das Wort «Antisemitismus» wird aber offenbar hier auch zur durchsetzung politischer Interessen benutzt, bzw. Missbraucht. Nur andere Ansichten als bestimmte Interessensgemeinschaften zu vertreten ist noch kein Antisemitismus. Auch wenn diese jüdisch geprägt sind. Interessenskonflikte bedürfen keiner Verurteilung einer Seite.
20
Melden
Zum Kommentar
avatar
Me, my shelf and I
27.12.2018 15:53registriert Februar 2017
Wenn Airbnb Antisemit ist wegen der Aktion bin ich es als überzeugter Antifaschist (may the shitstorm come over me) auch. Komische und bittere politische Auslegung des Begriffs.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Andi Amo
27.12.2018 18:50registriert April 2015
Wieso gibt es ein solches Institut nicht auch für Christen oder Atheisten?
Diese sind gemäss diversen Studien die am Meisten verfolgte Religion der Welt (sh. z.B. unten), Tendenz stark steigend! Wieso ist das Aufzeigen von Antisemitismus so dauerpräsent und über jeden kleinen Vorfall wird ausführlichst medial berichtet, aber wenn in Afrika oder arabischen Ländern Kirchen überfallen und Christen ermordet werden, sind das nur mediale Randnotizen??

https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2012/12/26/studie-christentum-ist-die-weltweit-am-meisten-verfolgte-religion/
01
Melden
Zum Kommentar
26
Parlament nimmt Bundesgesetz über Verbot der Hamas an

Das Parlament ist für das neue Bundesgesetz für ein Verbot der Hamas. Nach dem Ständerat hat am Mittwoch auch der Nationalrat der Vorlage zugestimmt.

Zur Story