Die Krise um die Rohingya-Minderheit in Myanmar hat nach UNO-Angaben inzwischen mehr als eine halbe Million Flüchtlinge ins benachbarte Bangladesch getrieben. Nach Schätzungen des UNO-Büros für Nothilfe (OCHA) liege die Zahl vermutlich sogar deutlich über 700'000 Menschen, sagte UNO-Sprecher Farhan Haq am Donnerstag in New York.
«Dies ist die grösste Massenbewegung von Flüchtlingen in der Region seit Jahrzehnten», sagte Haq. Auch die mit der UNO verbundene Internationale Flüchtlingsorganisation IOM zählt inzwischen rund 502'000 Rohingya, die die bangladeschische Küstenregion Cox's Bazar seit 25. August erreicht hätten. An diesem Tag waren bei einem gegen Rohingya gerichteten Militäreinsatz zahlreiche Ortschaften zerstört worden.
Der Zustrom habe einen «kritischen humanitären Notfall» ausgelöst, teilte die IOM mit. Rund 217'000 Menschen lebten in Lagern, die sich noch im Aufbau befänden, 192'000 weitere seien in provisorischen Camps untergekommen. Anwohner hätten zudem rund 92'000 Rohingya aufgenommen. Der schlechte Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen erhöhe die Gefahr von Krankheiten, hiess es.
Die Regierung in Myanmar sagte einen für Donnerstag geplanten Besuch führender UNO-Mitarbeiter im Bundesstaat Rakhine wegen schlechten Wetters unterdessen ab. Die rund 50 Diplomaten und UNO-Mitarbeiter zählende Gruppe habe wegen des Wetters nicht aus Rangun abfliegen können, teilte das Informationsministerium Myanmars mit. Der Besuch soll nun am kommenden Montag nachgeholt werden.
Der UNO-Sicherheitsrat wollte sich am Donnerstag erstmals in einer offenen Debatte mit der Krise befassen. (sda/dpa)