Die Leiche eines getöteten «IS»-Kämpfers im Karama-Quartier in Ost-Mossul (04.01.2017). Bild: Uncredited/AP/KEYSTONE
In der umkämpften irakischen Stadt Mossul spielen sich entsetzliche Szenen ab. In den befreiten Vierteln im Ostteil säumen die Leichen getöteter «IS»-Kämpfern die Strassen. Von einigen ist wenig mehr als das Skelett geblieben, weil sie von Hunden aufgefressen wurden. Der starke Verwesungsgeruch zwingt die Bewohner, sich die Nase zuzuhalten, wenn sie an den entsprechenden Stellen vorbeikommen.
«Die Leute ekeln sich vor ihnen und weigern sich darum, sie zu begraben», zitiert das Online-Portal Al-Monitor einen Bewohner Mossuls. «In der Nähe meines Arbeitsplatzes liegen der Kopf und eine Hand eines ‹IS›-Kämpfers. Morgen werden ich eine Schaufel mitbringen und sie begraben, um den Gestank zu beseitigen.»
Es gibt aber noch andere Gründe, warum sich niemand in die Nähe der Leichen traut: Die Angst vor Sprengstoffgürteln sowie den Verdacht zu erregen, selbst mit dem «IS» zu sympathisieren. Sind die Sprengstoffgürtel sichtbar, kommen vielleicht irgendwann die Bombenentschärfer der irakischen Armee.
«Leichen ohne Sprengstoffgürtel werden zusammen mit dem Abfall entsorgt, um den Bürgern die Bewegung in der Stadt zu erleichtern», sagt der Bürgermeister von Mossul, Abdel Sattar al-Hibbo, gegenüber Al-Monitor.
Wenn gefallene «IS»-Kämpfer begraben werden, dann vielleicht von einem Verwandten, auch wenn sie mit den Terroristen nichts zu tun haben wollten. «Die Leute beklagten sich über den Gestank, also mietete ich einen Bagger, um meinen Cousin und andere ‹IS›-Kämpfer in einer Grube zu begraben», sagt Fouad Jaber.
Auch Kindern bleiben diese schrecklichen Szenen nicht erspart. Yusuf ist der Anführer einer Strassengang und läuft mit einer Kalaschnikow herum, die er in einem zerstörten Haus gefunden hat, wo er und seine Freunde spielten. «Wir fanden zwei Leichen von ‹IS›-Kämpfern in dem Haus. Wir nahmen das Gewehr und rannten sofort raus wegen dem Gestank», sagt der 9-Jährige.
Ob er keine Angst gehabt hat, als er die Leichen sah: «Glauben Sie mir, nach allem, was wir gesehen haben, sind wir keine Kinder mehr. Wir sind Monster.»
Im Kampf um Mossul kontrolliert die irakische Armee inzwischen einen Grossteil des Ostens der Millionenstadt. Die dicht besiedelten Quartiere westlich des Tigris, der die Metropole teilt, werden nach wie vor vom «IS» gehalten.
Seit der Bedrohung von Kurdistan durch die IS-Terrorgruppen in den vergangenen Monaten hat sich der Anteil der Frauen in der Peschmerga-Armee verzehnfacht. Ein Augenschein.
An Entschlossenheit fehlt es Chija Hasib nicht. «Bis zum letzten Blutstropfen werde ich die »Terroristen« bekämpfen. Ich werde meine Heimat und mein Volk verteidigen. Diese sind wichtiger als mein eigenes Leben», sagt die Peschmerga-Rekrutin.
Die 23-Jährige und 50 Kameradinnen stehen wenige Tage vor dem Abschluss der Militärakademie in Suleimanija im Nordirak. Zwei Monate sind sie für den Kampf gegen den «Islamischen Staat» (IS) trainiert worden.
«Ich bin für den Kampf gerüstet. Mein …