International
Islamischer Staat (IS)

Baghus ist befreit: Die «IS»-Terrormiliz verliert ihre letzte Bastion in Syrien

Die «IS»-Terrormiliz ist in Syrien besiegt – warum das trotzdem nicht das Ende ist

23.03.2019, 08:0223.03.2019, 15:32
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2014 überrannte der «IS» die irakische Millionenstadt Mossul und erreichte den Höhepunkt seiner Macht. Jetzt hat er sein Herrschaftsgebiet verloren. Doch ein Ende der Dschihadisten bedeutet das nicht.

Nach monatelangen Kämpfen haben Truppen unter kurdischer Führung die letzte Bastion der Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») in Syrien eingenommen. Der Ort Baghus sei befreit und der militärische Sieg erzielt worden, teilte der Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mustafa Bali, am Samstag über Twitter mit. «Die Syrischen Demokratischen Kräfte erklären die vollständige Zerstörung des so genannten Kalifats und die territoriale Niederlage des ‹IS› zu 100 Prozent.»

U.S.-backed Syrian Democratic Forces (SDF) fighters celebrate their territorial gains over Islamic State militants in Baghouz, Syria, move to a camp Tuesday, March 19, 2019. On Tuesday, a spokesman fo ...
Soldaten der Syrischen Demokratischen Kräfte mit einem Freudentanz in Baghus kurz vor der Eroberung am 19. März 2019. Bild: AP/AP

Damit erreicht der Krieg gegen den «IS» in Syrien und im Irak nach fast fünf Jahren sein vorläufiges Ende. Die Extremisten hatten im Sommer 2014 den Höhepunkt ihrer Macht erreicht, als sie die nordirakische Millionenstadt Mossul überrennen konnten. Kurz darauf rief die Terrormiliz ein «Kalifat» unter Führung von «IS»-Chef Abu Bakr al-Bagdadi aus, der sich in einer Moschee Mossuls bei einer Freitagspredigt das bisher einzige Mal öffentlich zeigte.

Der einzige Auftritt von Abu Bakr al-Bagdadi

epa04300526 A photograph made from a video released on 05 July 2014 by the jihadist affiliated group Furqan Media via their twitter account allegedly showing Islamic State (IS) leader Abu Bakr al-Bagh ...
Das Foto wurde am 5. Juli 2014 veröffentlicht.Bild: EPA/FURQAN MEDIA

Die Dschihadisten kontrollierten damals eine riesige Region, die sich über grosse Teile Syriens und des Iraks erstreckte. Mit dem Beginn der internationalen Militärintervention unter US-Führung verlor der «IS» sein Herrschaftsgebiet jedoch nach und nach. Mit Unterstützung aus der Luft brachten es lokale Bodentruppen unter ihre Kontrolle.

Im Sommer 2017 konnte die irakische Armee Mossul nach monatelangen heftigen Kämpfen vollständig befreien. Im Herbst desselben Jahres verloren die Dschihadisten die nordsyrische Stadt Al-Rakka, die inoffizielle Hauptstadt des «IS». Ende 2017 erklärte der Irak den militärischen Sieg über die Terrormiliz. Zurück bleiben zerstörte Städte und Regionen, deren Wiederaufbau Milliarden kosten wird.

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Kampf um Baghus am 18. März 2019.Bild: AP/AP

In Baghus nahe der Grenze zum Irak waren bis zuletzt noch «IS»-Anhänger auf engstem Raum am Ufer des Euphrat-Flusses in einem Zeltlager eingeschlossen, wo sie sich in Gräben und Tunnel eingegraben hatten. Bis zum Schluss leisteten sie Widerstand. Auch «IS»-Chef Abu Bakr al-Bagdadi soll Medienberichten zufolge in Baghus gewesen, vor Beginn der kurdischen Offensive aber in die umliegenden Wüstengebiete geflohen sein.

People walk inside Baghouz, the Islamic State group's last pocket of territory in Syria, Sunday, March 17, 2019. (AP Photo/Maya Alleruzzo)
Blick auf Baghus am 17. März 2019.Bild: AP/AP

In den vergangenen Wochen hatten Tausende «IS»-Kämpfer aufgegeben und sich den SDF-Truppen gestellt. Sie wurden in Gefangenenlager gebracht und verhört. Auch Zehntausende Zivilisten, darunter Angehörige der «IS»-Kämpfer, verliessen den Ort. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte warf den Extremisten vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

This frame grab from video posted online Monday, March 18, 2019, by the Aamaq News Agency, a media arm of the Islamic State group, shows Islamic State fighters firing their weapons during clashes with ...
Die letzten Kämpfer des «IS» in Baghus auf einem Foto vom 18. März 2019.Bild: AP/Amaq News Agency

Mit dem Sieg über den «IS» wird auch ein baldiger Abzug der US-Truppen aus Syrien wahrscheinlicher, den US-Präsident Donald Trump im Dezember angekündigt hatte. Allerdings soll nach letzten Plänen des Weissen Hauses noch ein Truppenkontingent im Land bleiben.

Die Abzugspläne Amerikas haben international massive Kritik ausgelöst. Militärs und Beobachter warnen, der «IS» sei trotz der Niederlage noch nicht besiegt und könne wieder erstarken. In einem vor einigen Wochen vom Pentagon veröffentlichten Bericht heisst es, der «IS» bleibe aktiv und könne in sechs bis zwölf Monaten wieder aufleben.

Bei einem US-Abzug droht auch ein Angriff der Türkei auf die Kurdenmiliz YPG, die die SDF anführt. Die Regierung in Ankara sieht in der Miliz einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und hat sie als Terrororganisation eingestuft. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat einen Offensive gegen die YPG angekündigt.

Die Kurden kontrollieren in Nordsyrien ein grosses Gebiet an der Grenze zur Türkei und haben dort eine Selbstverwaltung errichtet. Die YPG ist der wichtigste Verbündete der USA in Syrien. Unter Führung der Miliz konnten die SDF die grössten Teile des «IS»-Gebietes in dem Bürgerkriegsland einnehmen, darunter wichtige Ölquellen. (sda/dpa)

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