Die Beziehung zwischen dem früheren Regierungschef Silvio Berlusconi und der minderjährigen Marokkanerin Karima el Mahroug alias Ruby sorgt für Aufregung in Italien. Ein Ex-Anwalt Rubys behauptete, Berlusconi habe drei Millionen Euro für Rubys Schweigen gezahlt.
Zwei Millionen Euro habe Rubys Freund Luca Risso kassiert. Da Berlusconi genau gewusst habe, dass Ruby minderjährig gewesen sei, als diese in seiner Residenz in Arcore verkehrte, habe der Ex-Premier den Betrag ohne Protest gezahlt, sagte Rubys früherer Anwalt Egidio Verzini am Dienstag.
Die Zahlung sei von seinem Anwalt Nicolo Ghedini organisiert worden. Dieser habe der heute 26-jährigen Ruby Risso als Freund zur Seite gestellt. Das Geld sei auf ein Bankkonto in Mexiko geflossen.
Musste offenbar tief in die Taschen greifen: Silvio Berlusconi.Bild: EPA/ANSA
Verzini war zwischen Juni und Juli 2011 Anwalt der Marokkanerin. Aus «ethischen Gründen» habe er jetzt beschlossen, die Wahrheit darüber zu erzählen, was sich im Fall Ruby abgespielt habe, auch wenn er mit schweren Folgen rechne, sagte er italienischen Medien am Dienstag.
Prompt kam die Reaktion von Berlusconis Anwalt Ghedini. Die Aussagen Verzinis, der lediglich ein Monat lang Rubys Anwalt gewesen sei, seien haltlos. Ghedini kündigte eine Klage gegen Verzini wegen Verleumdung an.
Berlusconi, der vier Mal das Amt des Ministerpräsidenten in Italien bekleidete, war 2010 angeklagt worden, bei den «Bunga Bunga Partys» Sex mit minderjährigen Prostituierten gehabt zu haben, darunter mit der Tänzerin «Ruby». Er war jedoch von den Vorwürfen in letzter Instanz freigesprochen worden. Derzeit läuft gegen Berlusconi noch ein Prozess wegen Zeugenbestechung im Zusammenhang mit dem Ruby-Fall. (cma/sda/apa)
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«Man sieht allmählich ein, wie töricht es war, so viele Wähler zur AfD zu vertreiben»
Nur wenige kennen die politische Landschaft Ostdeutschlands so gut wie Werner Patzelt. Dass die AfD in den nächsten Jahren absolute Mehrheiten in Ländern wie Sachsen erringt, hält der Politologe für wahrscheinlich. Darauf müsse sich die CDU vorbereiten.
Herr Patzelt, im Januar 2019, als wir uns zuletzt trafen, kritisierten Sie die deutschen Christdemokraten, die Wähler «bis hin zum rechten Narrensaum» nicht mehr an sich binden wollten und so die AfD stark gemacht hätten. Damals war Angela Merkel Kanzlerin. Ist die CDU unter Friedrich Merz wieder auf dem richtigen Weg? Werner Patzelt: Zumindest sieht man in der CDU und in der Öffentlichkeit allmählich ein, wie töricht es war, so viele Wähler zur AfD zu vertreiben, weil man Politik mit kenntlich üblen Nebenwirkungen einfach nicht korrigieren wollte. Jetzt bezahlt die Strafgebühr nicht bloss die Union, nämlich durch ihre Abhängigkeit von SPD und Grünen, sondern auch unser Land, das von einander gern blockierenden Koalitionären regiert wird. Doch solange die Union keine begehbaren Brücken hin zur Partei ihrer verlorenen Wählerschaft bauen will, muss sie eben weiterhin mit Grünen, Sozialdemokraten und Linken zusammenarbeiten. Dadurch riskiert sie aber weitere Machtverluste zugunsten der AfD. Braucht es wohl einen ersten Landtag mit absoluter AfD-Mehrheit, bevor die Unionsführung das begreift?