Als sich Barack Obama 2008 anschickte, der 44. Präsident der USA zu werden, rückte auch Shepard Fairey ins öffentliche Bewusstsein.
Mit seinem ikonischen «Hope»-Plakat schuf sich der Streetart-Künstler selbst ein Denkmal. Und nun hat sich genau jener Shepard Fairey wieder ans Werk gemacht, um bei der Amtseinführung von Obamas Nachfolger ein Zeichen zu setzen.
Nein, der Mann hat kein Plakat mit Donald Trumps Konterfei und Wörtern wie «Fear», «Despair» oder «Why?» gemalt – auch wenn der 45. Präsident wahrscheinlich weniger nach Faireys Geschmack ist. Anstatt den Republikaner anzugreifen, setzt der 45-Jährige darauf, das Volk zu einigen.
Und dies dezidiert nach seinem Gusto: Seine «We The People»-Reihe zeigt eine islamische Amerikanerin, eine Latina und ein farbiges Mädchen mit Rastazöpfen. Die Botschaft ist klar: Wir sind ist in erster Linie US-Bürger, aber dann sind wir womöglich auch Muslime, und wir haben Wurzeln in anderen Kulturen.
Um seine Plakate für die Amtseinführung herauszubringen, hat sich Fairey mit zwei weiteren Künstlern zusammengetan und ein Crowdfunding-Projekt bei Kickstarter ins Leben gerufen. Die Kolumbianerin Jessica Sabogal trägt ein Poster mit einem weiblichen Liebespaar bei, das mit «Wir, die Unteilbaren» beschrieben ist.
Neben diesem Sujet für sexuelle Toleranz gibt es noch das einer amerikanischen Ureinwohnerin, für das Ernesto Yerena verantwortlich ist. «Wir, die Widerstand leisten», steht auf seinem Plakat, das wie die anderen in Massen bei der Amtseinführung Trumps am 21. Januar zu sehen sein soll.
Dass so ein Szenario wahrscheinlich ist, lässt die Unterstützung auf Kickstarter erahnen: Die 60'000 Dollar, die gesammelt werden sollten, wurden in Nullkommanichts erreicht. Zwei Tage vor Trumps Arbeitsauftakt sind über 1,3 Millionen Dollar zusammengekommen – bei nur 22'000 Spendern.
Das heisst, jeder Spender hat durchschnittlich über 1600 Dollar beigetragen – «Hope» mit anderen Mitteln, könnte man das wohl nennen. Getragen wird die Plakat-Aktion von der Stiftung «The Amplifier Foundation», deren Motto lautet: «Wir sind die der Kunst-Antrieb für soziale Veränderungen».
Ali Geilser ist dort für die Kampagne verantwortlich. Weil Poster am Freitag in Washington nicht benutzt werden dürfen, will er Anzeigen in Zeitungen wie der «Washington Post» schalten: Das bedruckte Papier darf natürlich ohne Auflagen hochgehalten werden.
«Wir wollen öffentlich zeigen, dass wir hinter dieser Botschaft der Liebe und Einigkeit stehen werden», erklärte er gegenüber «USA Today». «Wir demonstrieren, was wir unter ‹Wir sind das Volk› verstehen.».
(phi)