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Russland

Ukraine im Nachteil wegen Einschränkung für US-Waffen

Ukrainian soldiers prepare to fire at Russian positions from a U.S.-supplied M777 howitzer in Ukraine's eastern Donetsk region Saturday, June 18, 2022. (AP Photo/Efrem Lukatsky)
Ukrainische Soldaten mit einer von den USA gelieferten M777-Haubitze. Bild: keystone

Nachteil für die Ukraine – sie darf US-Waffen nicht auf russischem Gebiet einsetzen

18.05.2024, 15:2218.05.2024, 15:23
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Die Ukraine hat aus Sicht von Experten Nachteile im Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg, weil sie die US-Waffen nicht auch gegen Ziele auf dem Gebiet des Nachbarlandes einsetzen darf. Die von den USA und vom Westen verhängten Einschränkungen bei der Anwendung der Waffen nutze Russland aus, um quasi aus einem geschützten Raum direkt aus dem Gebiet an der Grenze zur Ukraine anzugreifen, hiess es in einer Analyse des Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington vom Freitag (Ortszeit).

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«Das ist unsere Politik, die sich nicht geändert hat»

Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert, die US-Waffen auch für Schläge gegen russisches Gebiet nutzen zu können. Bisher verwendet das Land dafür Waffen aus eigener Produktion. Die USA stellen die Waffen nach Angaben des Pentagons zur Verfügung, damit die Ukraine ihre besetzten Gebiete befreit, aber nicht für Angriffe auf Russland selbst. An dieser Position habe sich nichts geändert, betonte eine Sprecherin des Ministeriums am Donnerstag.

Ähnlich äusserte sich auch der Kommunikationsdirektor des Weisses Hauses, John Kirby, am Freitag: «Wir ermutigen nicht zu Angriffen mit von den USA gelieferten Waffensystemen auf russischem Territorium und ermöglichen sie auch nicht. Das ist unsere Politik, die sich nicht geändert hat.»

Waffenlieferungen der USA an die Ukraine

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Waffenlieferungen der USA an die Ukraine
250 Haubitzen wie diese hier vom Typ M777 zusammen mit 950'000 Artillerie-Schüssen.
quelle: keystone / evgeniy maloletka
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US-Aussenminister Antony Blinken war bei seinem Besuch in Kiew am Dienstag von einem Journalisten gefragt worden, ob dieses Verbot derzeit sinnvoll sei und nicht gelockert werden müsse. Darauf sagte er, die USA hätten sich verpflichtet, der Ukraine zu helfen, den Krieg zu gewinnen. Dies habe man durch die ausserordentliche Unterstützung bewiesen.

«Wir haben keine Angriffe ausserhalb der Ukraine unterstützt oder ermöglicht, aber letztendlich muss die Ukraine selbst entscheiden, wie sie diesen Krieg führen will, einen Krieg, den sie zur Verteidigung ihrer Freiheit, ihrer Souveränität und ihrer territorialen Integrität führt.»
US-Aussenminister Blinken
epa11342207 US Secretary of State Antony Blinken addresses a joint press conference with Ukrainian Foreign Minister Dmytro Kuleba (not pictured) in Kyiv, Ukraine, 15 May 2024. Blinken arrived in Kyiv  ...
Blinken an einer Medienkonferenz in Kiew.Bild: keystone

Ungehinderte russische Angriffe aus dem Grenzgebiet

Die ISW-Experten wiesen darauf hin, dass Russland wegen der teils vom Westen verfügten Einschränkungen aus seinen grenznahen Gebieten mit seiner Luftwaffe etwa Gleitbomben und Raketen weitgehend ungehindert auf die Ukraine abfeuere. Russland könne seine Truppen und Technik ordnen in den Regionen, bevor es zum Angriff übergehe. Das bisherige US-Vorgehen schränke die Möglichkeiten der Ukraine, sich gegen die russischen Angriffe im Norden des Gebiets Charkiw zu verteidigen, stark ein, hiess es.

Die Ukraine will Stützpunkte auch in Russland selbst mit westlichen Waffen angreifen, um sie noch effektiver zu zerstören, als mit den weniger schlagkräftigen eigenen Drohnen und Raketen. Russland dagegen warnt vor einer Eskalation in dem Krieg, sollten Waffen aus Nato-Staaten auch für Angriffe auf die Atommacht genutzt werden.

Pufferzone im Gebiet Charkiw

Das ISW sah sich indes durch die jüngsten Äusserungen von Kremlchef Wladimir Putin darin bestätigt, dass Russland im Gebiet Charkiw eine Pufferzone anstrebe, um ukrainische Attacken auf sein Staatsgebiet zu verhindern. Putin hatte am Freitag zudem gesagt, es gebe aktuell keine Pläne, Charkiw selbst einzunehmen. Experten gehen auch davon aus, dass Russland für einen strategischen Durchbruch in der Ukraine bisher nicht genügend Truppen hat.

Nach ISW-Einschätzung wollen die russischen Truppen die ukrainischen Streitkräfte im Raum Charkiw vor allem in Schach halten, um zugleich in anderen östlichen Gebieten der Ukraine massiver anzugreifen. Russland will dort die annektierten, aber bisher nur teils besetzten Regionen Donezk und Luhansk komplett unter seine Kontrolle bringen. (sda/dpa)

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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Xsa
18.05.2024 16:09registriert Oktober 2021
Da es RUSSLAND ist, das seinen Nachbarstaat angreift, und behauptet sie wollen zwischen Charkiw und der Grenze eine "Pufferzone" einrichten, wäre es nur logisch, wenn die UKRAINE das tut und auf russischem Gebiet eine Pufferzone zu seiner Grenze errichtet. Denn von DORT kommt die Aggression.
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Jesses Maria
18.05.2024 18:36registriert Januar 2024
Man sollte halt zwischen den Zeilen lesen können!

Natürlich soll die Ukraine Stützpunkte, Kriegslogistik und Waffenfabriken auch in Russland selbst mit westlichen Waffen angreifen. Dass die USA das offiziell nicht unterstützten, aber "Quote: ... letztendlich muss die Ukraine selbst entscheiden.." ist doch klar was gemeint ist.

Alles zerstören was den ruZzischen Terroristen im Angriffskrieg nützt, ist nötig und vom Völkerrecht gedeckt.
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Tante Karla
18.05.2024 17:31registriert März 2024
Wenn die USA von aussen angegriffen werden, werden sie ganz sicher nicht nur eigenes Territorium beschiessen. Würde kein Land tun, und das ist völkerrechtlich auch völlig legitim und legal. Die Ukraine dürfte sogar einen Teil Russlands besetzen.
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