Eine Woche nach den Erdbeben und dem Tsunami auf der indonesischen Insel Sulawesi ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 1558 gestiegen. Die Schweiz schickte Material für sauberes Wasser und Zelte. Am Freitag startete zudem eine nationale Geldsammelaktion.
Internationale Hilfe komme zwar an, wegen der zerstörten Infrastruktur könne sie aber noch nicht alle bedürftigen Menschen erreichen, teilte der Sprecher des nationalen Katastrophenschutzes in Indonesien, Sutopo Nugroho am Freitag mit. Elf Länder, darunter die Schweiz, Australien, Grossbritannien und die USA hätten bisher Flugzeuge mit Hilfsgütern in die betroffenen Gebiete gesendet.
Indonesien nimmt nach Angaben des Katastrophenschutzes nur Hilfe in Form von Zelten, Wasseraufbereitungsanlagen, Generatoren und medizinischer Unterstützung an.
Seit Tagen wurden keine Überlebenden mehr unter den Trümmern entdeckt. Am heutigen Freitag läuft eine vorläufige Frist für die Rettungseinsätze ab. Danach gelten die Chancen als sehr gering - und viele traumatisierte Familien dürften allmählich traurige Gewissheit haben.
Die Schweiz schickte am Donnerstag ein zweites Team mit fünf Experten und 900 Kilogramm Hilfsmaterial ins Katastrophengebiet los. Die Spezialisten würden dringend benötigte Hilfe wie Material für sauberes Trinkwasser und Zelte für Menschen, die nach dem Tsunami alles verloren hätten, bringen, erklärte der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis auf Twitter. Indonesien bat die Schweiz am Vortag offiziell um Unterstützung, sie Cassis Departement mitteilte.
Bauingenieur Peter Hilti vom Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe sagte am Freitag gegenüber Radio SRF, in Palu auf Sulawesi lägen einzelne Stadtgebiete in Trümmern. Mancherorts habe sich der Boden verflüssigt. Zudem seien mehrere Häuserkomplexe zusammengebrochen. Im Vergleich zu anderen Naturkatastrophen wie etwa auf Haiti 2010 seien die Schäden aber geringer. Die Stadt Palu sei nicht flächendeckend zusammengebrochen.
Mehrfach wurden Geschäfte auf Sulawesi geplündert. Auch von Warnschüssen der Polizei und von Tränengas liessen sich die notleidenden Menschen nicht abhalten. Mindestens 87 Plünderer wurden festgenommen. Die Armee warnte, sie werde auf Menschen schiessen, die Hilfsgüter plündern.
Die Geschäfte blieben zwar geschlossen, aber manche Bewohner des Katastrophengebiets bemühten sich, wieder ein Stück Normalität einkehren zu lassen. Er habe Reis, Öl, Zucker und Eier aus der Stadt Makassar im Süden der Insel bestellt, sagte Mastur, der Inhaber eines Ladens im Markt des Ortes Kabenga Besar. «Sobald die Sachen ankommen, werden wir wieder verkaufen.»
Mirsan, ein weiterer Bewohner des Ortes, sagte, er sei dankbar, Hilfsgüter bekommen zu haben. Er wolle aber nicht von ihnen abhängig sein. «Ich hoffe, dass der Markt bald wieder öffnet.»
Am Freitag führt die Glückskette in der Schweiz einen nationalen Solidaritätstag durch. In den vier Sammelzentralen in Zürich, Genf, Lugano und Chur werden an Telefonen von Freiwilligen seit 6 Uhr bis 23 Uhr die Spendenversprechen entgegengenommen.
Solidarität über die Welt sei nun entscheidend, sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann gegenüber Radio SRF. Er lade die Schweiz ein, den Indonesiern dabei zu helfen, deren Schaden zu tragen.
Mit den gesammelten Geldern will die Glückskette in erster Linie Projekte der Partnerhilfswerke ADRA, Caritas Schweiz, Heks, Solidar Suisse und des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) unterstützen, schreibt das Hilfswerk. (sda/dpa)