Proteste der «Gelbwesten» mit Krawallen und Ausschreitungen haben Frankreich an diesem Wochenende erneut in Atem gehalten. Unter die Demonstranten mischten sich anscheinend auch Schweizer Linksautonome.
Mitglieder der Revolutionären Jugend Bern schreiben auf Facebook, sie hätten sich in Paris ein Bild der Bewegung machen können, das «sehr positiv und motivierend» ausfalle. Darunter publizieren sie ein Foto eines brennenden Autos.
Auch die Zürcher Sektion der Bewegung berichtet von Mitgliedern vor Ort.
Auf Anfrage schreiben die Berner Linksautonomen: «Wir sind nach Paris gefahren, um ein solidarisches Zeichen zu setzen. Ausserdem kann die Erfahrung der Dynamik solch grosser Strassenkämpfe wichtig sein für uns.» Weiter hätten sie «untersuchen» wollen, inwiefern Rechtsextreme an den Protesten mitmischen.
Laut eigenen Aussagen konnten die Aktivisten beobachten, dass die direkte Konfrontation mit der Polizei oder das Anzünden von teuren Autos auf enormen Zuspruch oder zumindest Billigung stiess. Die Berner Sektion der Revolutionären Jugend will auch in den kommenden Tagen noch mehrmals an Orte des Protestes fahren, Gespräche führen und «sich aktiv mit den Kämpfenden solidarisieren».
Es ist nicht das erste Mal, dass Schweizer Linksaktivisten an Pariser Demonstrationen mitmischen. 2016 wurde der damalige Präsident der Juso Oberaargau, Alain Roth, bei Protesten in der französischen Hauptstadt schwer verletzt.
Neben Aktivisten aus dem linken Spektrum reisten am Samstag auch weitere Personen von der Schweiz nach Paris, um den «gilets jaunes» Solidarität zu bekunden. Die watson-Reporterin vor Ort traf auf eine Gruppe Expat-Franzosen, die in Genf leben. Ein Taxichauffeur berichtete seinerseits von zahlreichen Kunden aus der Schweiz, die er an die zentralen Punkte der Proteste chauffierte.
Am vierten Protestwochenende in Frankreich gingen nach Angaben des Ministeriums rund 136'000 Menschen auf die Strasse. Die meiste Gewalt gab es in Paris. Hier zündeten Demonstranten Barrikaden und Autos an, schlugen Fensterscheiben ein und lieferten sich Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften. Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Blendgranaten ein.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will sich am Montagabend in einer Rede an die Nation wenden. Wie sich die Lage danach entwickeln wird, darüber lassen sich keine verlässlichen Prognosen stellen. Auf Facebook formierten sich am Samstagabend bereits Gruppen, die eine Fortsetzung der Proteste für nächsten Samstag planen.