Der Hurrikan «Irma» hat in der Karibik mindestens zehn Menschen in den Tod gerissen, darunter ein Baby. Es ist zu befürchten, dass die Opferzahl weiter steigen wird.
Auf den französischen Karibikinseln Saint-Barthélemy und Saint-Martin hat der Hurrikan schwere Schäden angerichtet. Die Insel Barbuda ihrerseits sei praktisch unbewohnbar geworden, «Irma» habe dort 95 Prozent aller Häuser zerstört oder beschädigt, sagte der Regierungschef von Antigua und Barbuda dem Sender ABS. Das Problem: Viele Gebäude in der Region sind nicht auf Betonfundamenten gebaut oder verfügen über eher instabile Holzdächer.
These aerial photos show the destruction left in Hurricane Irma's wake https://t.co/UEaWQ7j1kM pic.twitter.com/EHtzx4maJc
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Hurrikan "Irma": "Es war wie im Horrorfilm. Autos flogen durch die Luft" https://t.co/jWfecYB0RD pic.twitter.com/e1qXEIooIi
— WELT (@welt) 7. September 2017
Das US-Aussengebiet Puerto Rico kam vergleichsweise glimpflich davon. Fast eine Million Menschen waren ohne Strom, 80'000 ohne Wasser, berichtete die Zeitung «El Nuevo Dia». Bäume wurden umgerissen, es gab Schäden durch Überschwemmungen.
Experten zufolge wird der Wirbelsturm heute zunächst auf die Dominikanische Republik, Haiti und Kuba treffen. Spätestens am Samstag oder Sonntag könnte er dann in Florida ankommen. Deswegen ordneten die US-Behörden für Teile der Millionenstadt Miami Zwangsevakuierungen an, betroffen ist auch der bei Touristen beliebte Stadtteil Miami Beach. Bewohner ausserhalb der Evakuierungsgebiete wurden aufgefordert, ihre Häuser zu schützen und sichere Unterkünfte aufzusuchen. In den Supermärkten werden die Regale leergeräumt.
Der Sturm könne der schlimmste werden, dem Florida je ausgesetzt gewesen sei, sagte Gouverneur Rick Scott am Mittwoch dem Sender ABC. Der Flughafen Orlando kündigte an, den Betrieb am Samstagnachmittag einzustellen. US-Fluglinien strichen bislang Dutzende Flüge. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten in den kommenden Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Hurrikanes betroffen sein.
Tropenstürme schwächen sich traditionell über Festland ab. Nach den aktuellen Vorhersagen des US-Hurrikanzentrums dürfte der Sturm aber womöglich noch mehrere Tage in der höchsten oder zweithöchsten Kategorie bleiben.
Das sieht für die Karibik und Florida gar nicht gut aus! Böen um 250 km/h. #Hurrikan #Irma ggf. noch schlimmer als #Andrew 1992! pic.twitter.com/cmv368P1zg
— wetter.net (@wetternet) 5. September 2017
Ja. Hinter «Irma» zog Hurrikan «José» auf die Kleinen Antillen zu. Der Tropensturm wurde vom US-Hurrikanzentrum am Mittwochabend zu einem Wirbelsturm hochgestuft. Bei «José» handelt es sich um das Wettersystem hinter «Irma». Die Windgeschwindigkeiten des Tropensturms erhöhten sich bereits auf bis zu 120 km pro Stunde.
Und auch das übernächste Tiefdruckgebiet könnte sich zu einem Hurrikan entwickeln. Prognosen zufolge könnte der Tropensturm «Katia» Hurrikanstärke erreichen und bis Freitagmorgen vor der Küste Mexikos bleiben. Die mexikanische Regierung gab eine Warnung heraus.
#Hurrikan #Hurricane #IRMA #JOSE #KATIA Irma nur geringfügig abgeschwächt, bleibt Kategorie 5. Unsere Animationen: https://t.co/N3mCUrNOgx pic.twitter.com/wlfkeOqCDL
— Unwetterzentrale (@uwz_de) 7. September 2017
«Irma» hat die höchste Hurrikan-Kategorie fünf, das heisst Windgeschwindigkeiten bis zu 300 Kilometern in der Stunde. «Irma» ist damit der schwerste jemals in der Region registrierte Tropensturm. Solche Stürme können Dächer wegreissen, Fenster zertrümmern und Bäume entwurzeln, schreibt der «Spiegel». Die deutsche Zeitschrift erklärt die Stärke des Sturms folgendermassen:
Um seine Kraft zu bekommen, braucht ein Hurrikan mehrere Zutaten – an erster Stelle steht warmes Wasser, jenseits von 26,5 Grad. Daraus zieht er seine Energie. Wenn über dem warmen Wasser verhältnismässig kühle Luft liegt, verdunstet das Wasser in grossen Mengen. Mächtige Wolken entstehen – vor allem, wenn seitliche Scherwinde fehlen. Dass «Irma» besonders mächtig ist, hat unter anderem damit zu tun, dass das warme Wasser in diesem Fall besonders tief in den Ozean hinunterreicht, bis zu 80 Meter. Das meldet der private Vorhersagedienst Weather Underground. Das verdunstete Wasser steigt auf und kondensiert in grösseren Höhen wieder – dabei bilden sich Wolken. Beim Kondensieren wird Wärmeenergie freigesetzt, sodass sich die Luft stark erwärmt. Dadurch steigt die Luft weiter auf. Um den so entstehenden Unterdruck über dem Meer auszugleichen, strömt wiederum feuchte Luft nach. Spiralförmige Regenbänder entstehen – der Wirbel beginnt, sich zu drehen.
In Mittelamerika, der Karibik und im Südosten der USA ist derzeit Hurrikansaison. Sie begann dieses Jahr offiziell am 1. Juni 2017 und wird am 30. November 2017 enden. Während dieser Zeit bilden sich üblicherweise im nördlichen Atlantischen Ozean die meisten Hurrikane, da nur zu dieser Zeit geeignete Bedingungen existieren.
Nein. «Über dem Bodensee, dem Zürichsee oder dem Genfersee können keine Hurrikane entstehen», sagt Meteorologe Jörg Kachelmann heute im «Tages-Anzeiger». Sie kämen nur in bestimmten Gegenden mit genügend warmem Wasser vor und würden dann je Gegend auch Taifun oder Zyklon heissen.
Doch Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde wären auch für Zürich gefährlich. Kachelmann: «Da schwingt so eine Erst-Welt-Arroganz mit, ‹die bauen ja nicht richtig, kein Wunder fliegen die Häuser davon›. Ich würde gerne mal lesen, was unter solchen Umständen bei uns passieren würde.»
Die Karibik und Florida sind bei Schweizern beliebte Reiseziele. Weil der Monat September zur Hurrikanesaison gehört, sind jedoch weniger Touristen in der Region als sonst. «Wir hatten zehn Kunden in Key West, die am Mittwoch vorsorglich in nördlichere Regionen wie Orlando evakuiert wurden», sagt Hotelplan Suisse-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir auf Anfrage. In Miami halten sich dreissig Kunden auf. Auch hier hat eine vorsorgliche Evakuation begonnen. «Wir sind den Kunden individuell mit der Organisation von anderen Hotels im Norden behilflich oder organisieren je nach Reiseprogramm einen früheren Rückflug.» Zu Panik sei es unter den Gästen nicht gekommen.
Der Flughafen in Miami wird voraussichtlich am Sonntag/Montag geschlossen sein. Die Situation werde nun laufend analysiert, so Huguenin. Zwei ihrer Kunden hätten ihre Reise in die Dominikanische Republik bisher annulliert. Kunden, die eine Reise nach Kuba oder in die Dominikanische Republik mit Abflug bis und mit Freitag, 8. September 2017 gebucht haben, können diese kostenlos umbuchen oder stornieren.
Bei Kuoni wie auch bei TUI beurteilt man die Lage laufend. TUI-Sprecherin Bianca Schmidt: «Unsere Gäste sind momentan alle wohlauf und stehen in aktivem Austausch mit unseren Kollegen vor Ort, die sie auch über die aktuelle Lage und das richtige Verhalten informieren.» Bislang hätten nur vereinzelte Kunden die frühzeitige Rückreise angetreten. «Gäste, die Reisen in die Karibik mit Anreise bis und mit morgen Freitag, 8. September gebucht haben, können diese kostenlos in eine andere Ferienregion umbuchen.» Markus Flick, Sprecher DER Touristik Suisse AG zu der auch Kuoni gehört: «Alle Kunden vor Ort sind wohlauf.» Das Unternehmen prüfe die Lage mehrmals täglich und würde bei Bedarf umgehend weitere Schritte einleiten.
Das EDA rät derzeit nicht von Reisen in die betroffenen Gebiete ab. Sämtliche Flüge von Edelweiss von und in die Karibik werden regulär durchgeführt, auch Swiss hat bisher keine Flüge annulliert, schreibt die Webseite «abouttravel.ch».
Expecting full force of Hurricane #Irma in about 4 hours, we’ll retreat to a concrete wine cellar under the house https://t.co/tF84SPx7aB pic.twitter.com/wMUDoX3O4v
— Richard Branson (@richardbranson) 6. September 2017