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Uno-Versammlung: Die Welt zeigt den USA, was sie vom Jerusalem-Entscheid hält

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Nikki Haley: Die Uno-Botschafterin der USA steht zurzeit ziemlich isoliert da.Bild: EPA/EPA

Die Welt zeigt den USA, was sie vom Jerusalem-Entscheid hält – und zwar deutlich

21.12.2017, 18:5022.12.2017, 07:55
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Die US-Regierung soll nach einem Beschluss der Uno-Vollversammlung die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt zurücknehmen. Die entsprechende nichtbindende Resolution wurde am Donnerstag in New York mehrheitlich angenommen.

128 der 193 Länder stimmten für das zweiseitige Papier. Neun Länder, darunter die USA, Israel und vier Inselstaaten, stimmten dagegen. 35 Länder enthielten sich. Ein Veto-Recht gibt es im Uno-Plenum anders als im Sicherheitsrat nicht, jeder der 193 Staaten hat eine Stimme.

Trumps Uno-Botschafterin Nikki Haley kündigte an, sie werde sich die Namen der Länder aufschreiben, die gegen sie stimmen. Demnach hätte sie einen ziemlich grossen Zettel mitnehmen müssen.

Die Trump-Regierung drohte damit, den Ländern die Finanzhilfen zu streichen, falls sie für die Resolution stimmen würden. Offenbar liessen sich aber die meisten nicht davon beeindrucken.

Netanjahu: Uno ist «Lügenhaus»

Resolutionen der Uno-Vollversammlung finden meist deutlich weniger Beachtung als die des Sicherheitsrats. In diesem Fall schalteten sich aber Staats- und Regierungschefs ein. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Uno als «Lügenhaus» und erklärte, die Abstimmung «entschieden abzulehnen». Jerusalem sei Israels Hauptstadt, «ob die Vereinten Nationen dies anerkennen oder nicht.»

Israel hatte mit einem Appell an jüdische Organisationen weltweit auch versucht, auf Regierungen der jeweiligen Länder einzuwirken und die Abstimmung damit zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief die Staaten dazu auf, sich nicht den Drohungen der USA zu beugen. «Verkauft in Eurem Kampf um Demokratie niemals Euren Willen für so mickrige Dollar», sagte Erdogan in Ankara. «Ein verkaufter Wille kommt nicht mehr zurück.» Die Türkei hatte die Resolution als amtierende Vorsitzende der Organisation für Islamische Kooperation (OIC) gemeinsam mit dem Jemen in die Uno-Vollversammlung eingebracht.

Turkey's President Recep Tayyip Erdogan speaks during a cultural awards ceremony in Ankara, Turkey, Thursday, Dec. 21, 2017. Erdogan has heavily criticized U.S. President Donald Trump for threate ...
Recep Tayyip Erdogan: «Verkauft in Eurem Kampf um Demokratie niemals Euren Willen für so mickrige Dollar».Bild: AP/Pool Presidential Press Service

Nicht bindend

Die Resolution ist völkerrechtlich nicht bindend und hat deshalb vor allem symbolische Wirkung. Darin wird «tiefes Bedauern» über «jüngste Entscheidungen im Hinblick auf den Status Jerusalems» ausgedrückt.

Wörtlich erwähnt wird Trumps umstrittene Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, nicht. Zudem heisst es, dass der endgültige Status der Stadt durch Verhandlungen in Einklang mit einschlägigen Uno-Resolutionen verhandelt werden müsse.

Den Versuch mehrerer Staaten, Trumps Schritt mit der Resolution im Uno-Sicherheitsrat rückgängig zu machen, hatten die USA am Dienstag mit ihrem Veto blockiert. (cma/sda/reu/dpa)

«Trumps Entscheid hilft vor allem den Extremisten»

Video: srf
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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Randy Orton
21.12.2017 19:01registriert April 2016
Eigentlich sollte es eine Untersuchung geben wegen versuchter Wahlbeeinflussung seitens Trump. Eine solche Drohung - Streichung von Finanzmitteln falls nicht in seinem Sinne gestimmt würde - ist einer Diktatur würdig, aber sicher nicht der UNO.
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Sauäschnörrli
21.12.2017 20:23registriert November 2015
„Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Uno als «Lügenhaus» und erklärte, die Abstimmung «entschieden abzulehnen»“

Hat nicht genau dieses Lügenhaus Israel überhaupt erst ermöglicht?
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Stichelei
21.12.2017 20:20registriert Oktober 2015
Da haben uns die USA aber die geballte Ladung ihrer Verbündeten um die Ohren gehauen, als da wären:
Guatemala
Honduras
Israel
Marschall Inseln
Mikronesien
Nauru
Palau
Togo
Ich bin schwer beeindruckt und fürchte mich gar ein wenig ob dieser schieren Übermacht.
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