Die Ministerin für Innere Sicherheit, Kirstjen Nielsen, war mit ihrer Begleitung in einem mexikanischen Restaurant. Diesen Satz muss man sich nochmals durch den Kopf gehen lassen.
Genau: DIE Nielsen, die unter anderem verantwortlich ist für die Missstände in der amerikanischen Einwanderungspolitik, isst in aller Öffentlichkeit in einem mexikanischen Restaurant. In den vergangenen Wochen hatten die US-Behörden an der Südgrenze zu Mexiko die Familien von illegal eingewanderten Menschen aus Süd- und Mittelamerika konsequent getrennt.
Allerdings wird sie ihr Mittagessen kaum genossen haben. Mehrer Personen störten sich an der Anwesenheit der Ministerin für Innere Sicherheit und protestierten gegen ihre Einwanderungspolitik. «Schande», skandierten die Anwesenden.
Nielsen hatte offenbar genug und verliess das Restaurant nach ein paar Minuten. So schnell wird sie sich wohl nicht mehr in ein mexikanisches Restaurant getrauen.
DHS Secretary Nielsen just got driven out of a Mexican restaurant here on 14th Street by activists. DSA, I believe. pic.twitter.com/lTKutryXBO
— Osita Nwanevu (@OsitaNwanevu) 20. Juni 2018
Sarah Sanders erging es nicht viel besser. Die Pressesprecherin des Weissen Hauses wollte vergangene Woche im Restaurant «The Red Hen» in Lexington (Virginia) mit Ihrer Familie zu Abend essen. Ihr Ehemann hatte vorgängig einen Tisch reserviert.
Beim Betreten blieb Sanders nicht unbekannt. Ein Angestellter rief die Inhaberin Stephanie Wilkinson herbei. Es war für sie kaum zu glauben, dass die Pressesprecherin des Präsidenten bei ihr zu Gast war – schliesslich befindet sich Lexington rund 200 Meilen vom Weissen Haus entfernt und das Lokal bietet gerade mal Platz für 26 Gäste, zitiert die The Washington Post Wilkinson.
Die Inhaberin beriet sich mit ihren Angestellten, da sie eine grosse Verunsicherung feststellte. Sarah Sanders hatte erst kürzlich Trumps Vorschlag verteidigt, dass Transsexuelle vom US-Militär ausgeschlossen werden sollten. Mehrere Mitarbeiter des Restaurants sind homosexuell.
Zudem unterstützte Sanders die «Null-Toleranz»-Politik, was bei den rund 7000 Bewohnern von Lexington überhaupt nicht gut ankam. Diese haben im Übrigen bei der Präsidentschaftswahl mit einer grossen Mehrheit gegen Donald Trump gestimmt – und sind von der «unmenschlichen und unethischen» Regierung nicht angetan.
So kam Stephanie Wilkinson zum Schluss, dass es das beste sei, wenn Sarah Sanders das Lokal verlassen würde. Sie nahm sich die Pressesprecherin des Weissen Hauses bei Seite.
Das tat Sie dann auch – ohne einen Aufstand anzuzetteln. Wilkinson bestätigte, dass alle Personen sich höflich verabschiedeten und es zu keinem weiteren Zwischenfall kam. Die Rechnung ging aufs Haus.
Später machte Sanders ihrem Ärger auf Twitter Luft. Sie musste das Restaurant verlassen, weil sie für den Präsidenten arbeite. Einverstanden sei sie damit nicht gewesen, aber sie tat es aus Höflichkeit.
Last night I was told by the owner of Red Hen in Lexington, VA to leave because I work for @POTUS and I politely left. Her actions say far more about her than about me. I always do my best to treat people, including those I disagree with, respectfully and will continue to do so
— Sarah Sanders (@PressSec) 23. Juni 2018
Es dauerte genau 21 Minuten, bis sich Mike Huckabee – ehemaliger Gouverneur von Alaska und Sarah Sanders Vater – zu Wort meldete und seine Empörung zum Ausdruck brachte. Er betitelte den Vorfall als «Fanatismus».
Bigotry. On the menu at Red Hen Restaurant in Lexington VA. Or you can ask for the “Hate Plate”. And appetizers are “small plates for small minds” https://t.co/rHEVdcQwwh
— Gov. Mike Huckabee (@GovMikeHuckabee) 23. Juni 2018
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