Diese Privilegien geniesst Epstein-Komplizin Ghislaine Maxwell im Frauengefängnis
Ghislaine Maxwell klingt ausgesprochen glücklich für eine verurteilte Sexualstraftäterin, die aktuell eine Gefängnisstrafe absitzt: «Ich fühle mich wie Alice im Wunderland. Hier bin ich viel glücklicher und, was noch wichtiger ist, in Sicherheit», schrieb sie vor Kurzem in einer E-Mail an Verwandte.
Tatsächlich hat Maxwell Grund zur Freude: Vor wenigen Wochen wurde die Komplizin des Sexualstraftäters und Menschenhändlers Jeffrey Epstein in ein weniger restriktives Gefängnis nach Texas verlegt – nachdem sie gegenüber dem Vizejustizminister erklärt hatte, sie habe Donald Trump nie im Zusammenhang mit Epsteins und ihren Verbrechen getroffen.
Doch Maxwells neue Privilegien gehen wohl noch weiter als ein bequemeres Gefängnisbett. Whistleblower enthüllen: Die verurteilte Menschenhändlerin soll in der Anstalt in Bryan, Texas, unter anderem Zimmerservice wie in einem Hotel bekommen. Eine anonyme Gefängniswärterin wird mit den Worten zitiert, sie sei es «leid, Maxwells Bitch» zu spielen.
WC-Papier à discretion
Die Vorzugsbehandlung zeigt sich demnach schon bei Banalitäten wie WC-Papier: Standardmässig erhalten Insassen in dem Frauengefängnis zwei Rollen pro Woche. Wer weitere braucht, kann diese für 2,25 Dollar pro Rolle kaufen. Doch Maxwell, so schreibt es der US-Sender CNN, «muss sich darum nicht sorgen, denn sie bekommt so viel Toilettenpapier, wie sie braucht. Sie muss nur fragen».
Gefängnisberater und Ex-Häftling Sam Mangel erklärt CNN dazu: «Ihr versteht nicht, wie wertvoll Klopapier im Gefängnis ist. Die Häftlinge horten es, verstecken es vor den Wärtern. Man kann zwei Tage ohne Shampoo überstehen, aber nicht ohne Klopapier.»
Mithäftlinge werden verlegt, dürfen keinen Besuch empfangen
Neben ihrem nicht endenden Vorrat an Toilettenpapier kommt Maxwell in Bryan ausserdem in den Genuss von privaten Abendessen, die ihr in die Zelle gebracht werden. Als Maxwell erklärte, sie fühle sich von den vor ihrer Zelle im Gemeinschaftssaal essenden Häftlingen beobachtet, wurden mehrere Tische und Stühle dauerhaft an einen Ort verschoben, von dem aus die Zelle nicht mehr zu sehen war. Frauen, mit denen sich Maxwell eine Zelle teilte, wurden auf ihren Wunsch mindestens einmal in andere Zellen verlegt.
Maxwell darf, anders als ihre Mithäftlinge, die Kapelle des Gefängnisses für private Gebete und Unterredungen alleine nutzen, ohne Überwachung der Anstalt durch E-Mails mit der Aussenwelt kommunizieren und im Innenhof des Gefängnisses auch nach den offiziellen Öffnungszeiten Sport treiben.
Maxwell darf Gäste empfangen, denen die Gefängnisleitung Snacks anbietet. Nach Aussagen anderer Häftlinge dürfen sie ihrerseits keine Besucher haben, während Maxwell besucht wird – angeblich aus Sicherheitsgründen.
Mindestens einmal soll Maxwell ausserdem den Wunsch nach einem Hund ausgedrückt haben. Das Gefängnis organisierte daraufhin einen Welpen, der sich im Training zum Polizeihund befindet, um mit der verurteilten Sexualstraftäterin zu spielen. In den USA gibt es dafür einen Ausdruck: «puppy time», Welpenzeit.
Maxwell-Kritikerinnen werden in andere Gefängnisse verlegt
Doch es ist wohl nicht nur so, dass Maxwell bevorzugt wird – andere Häftlinge, die Maxwell oder die Behörden als Problem wahrnehmen, werden anscheinend abgestraft. Ein Beispiel: die Ex-Professorin Julie Howell. Howell sass in Bryan eine einjährige Gefängnisstrafe ab, weil sie von ihrem ehemaligen Arbeitgeber gestohlen haben soll. Kurz nachdem Maxwell nach Bryan verlegt wurde, gab Howells Ehemann ihr eine Presseanfrage zu Maxwell weiter.
Howell, so beschreibt es ihr Anwalt bei CNN, prüfte die Regeln für Presseanfragen und gab ihrem Mann die folgende Antwort für die Journalisten: «Diese Anstalt ist für nicht-gewalttätige Verbrecherinnen gedacht. Menschenhandel ist ein gewalttätiges Verbrechen. Als Mutter eines Mädchens, das selbst Opfer von Menschenhandel wurde, widert es mich an, dass sie hier ist.»
Die Ex-Professorin wurde nach Angaben ihres Anwalts wenige Tage später zur Gefängnisleitung zitiert, für ihr Verhalten getadelt – und sofort in ein anderes Gefängnis verlegt. Wenige Tage später seien dort weitere Frauen aus Bryan, die öffentlich oder intern Kritik an Maxwell geübt hatten, angekommen.
Trump-Regierung zeigt sich besorgt um Maxwells Sicherheit
Ein Sprecher der Trump-Regierung erklärte CNN, die Verlegungen seien aus Sicherheitsgründen vorgenommen worden: Die Äusserungen stellten ein Sicherheitsrisiko für Ghislaine Maxwell dar. Es gebe glaubwürdige Morddrohungen gegen die verurteilte Menschenhändlerin und Sexualstraftäterin.
Die Frauen, die Maxwells und Epsteins Verbrechen überlebt haben, sowie Vertreter weiterer Opfer äussern sich entsetzt über die Berichte. Maxwell zeige «keine Reue für ihre Verbrechen», sagt Annie Farmer, die als 16-jähriges Mädchen von Maxwell und Epstein sexuell missbraucht wurde. «Jede Vorzugsbehandlung für sie ist nicht nur eine Beleidigung, sondern auch gefährlich für die Überlebenden. Ich bin angewidert.»
Maxwell will US-Präsident Trump bitten, ihre Strafe aufzuheben. Für den Antrag ist eine ganze Reihe von Dokumenten notwendig. Als Maxwell über den hohen Aufwand klagte, sollen Gefängniswärter ihr beim Ausfüllen der Papiere geholfen haben. Trump, der selbst durch die Veröffentlichungen neuer E-Mails von Jeffrey Epstein unter Druck steht, schloss in den vergangenen Wochen eine Strafaufhebung für Maxwell nicht aus, sagte: «Ich habe das volle Recht, das zu tun.»

