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«Das ist das Ende» – So erlebten Passagiere, wie der Zug auf die Autobahn krachte

Cars from an Amtrak train that derailed above lie spilled onto Interstate 5, Monday, Dec. 18, 2017, in DuPont, Wash. The Amtrak train making the first-ever run along a faster new route hurtled off the ...
Ein Bild der Zerstörung: 12 Zugwaggons sprangen beim Unglück aus den Geleisen.Bild: AP/The Seattle Times

Zug kracht auf Autobahn: Der Amtrak war mit 128 statt 48 Stundenkilometer unterwegs

Bei Seattle stürzte ein Amtrak-Zug auf der Jungfernfahrt auf eine Schnellstrasse. Mindestens drei Menschen starben, über 70 wurden verletzt. 
19.12.2017, 03:5919.12.2017, 09:38
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Der im US-Bundesstaat Washington entgleiste Zug ist deutlich zu schnell unterwegs gewesen. Statt umgerechnet 48 Kilometer pro Stunde sei der Zug 128 Stundenkilometer schnell gefahren, teilte die US-Verkehrsbehörde am Dienstag mit. Beim Unglück starben drei Menschen.

Es sind Szenen wie aus einem Katastrophen-Film. Bei Seattle ist ein Amtrak-Zug von einer Brücke gestürzt und mitten in der morgendlichen Rush-Hour auf eine Autobahn gekracht.

Bislang haben die Rettungskräfte drei Tote aus dem völlig zerstörten Zugswrack geborgen. Über 70 Menschen wurden ins Spital gebracht. «Noch weiss niemand, wie viele Menschen wirklich gestorben sind», sagte der Bürgermeister von Dupont zu CNN.

Die Rettungsmannschaften kämpfen sich derzeit mit schwerem Gerät durch die völlig verkeilten Waggons, um weitere Opfer zu finden. 

Es gibt erste Hinweis, dass der Zug auf seiner Jungfernfahrt viel zu schnell unterwegs war. Wie Fox News berichtet, ist der Streckenabschnitt für Tempo 50 ausgelegt. Der Zug sei aber fast mit 130 Stundenkilometern unterwegs gewesen.  

So erlebten die Passagiere den Crash

Chris Karnes spürte zuerst ein Ruckeln, dann wurde er im Waggon herumgeschleudert. «Es tönte wie in einer Aluminiumbüchse, die gerade zerdrückt wird. Die Menschen haben geschrien». Darauf sei das Licht ausgegangen. 

Überall seien Verletzte auf dem Boden gelegen. «Die Leute bluteten und schrien. Eine Person hat sich gar nicht mehr bewegt», schildert ein anderer Augenzeuge. 

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Ein Waggon krachte auf einen Laster.Bild: AP/The News Tribune

Der Amtrak-Zug befuhr die neue Bahnstrecke an diesem Tag zum ersten Mal. «Ich wollte unbedingt auf der Jungfernfahrt dabei sein», sagt Karnes weiter. Er sei sich sicher, dass der Zug vor der Entgleisung nicht gebremst habe. 

«Es tönte, wie wenn eine Alu-Büchse zerdrückt wird. »

Die 20-jährige Emma Shafer machte gerade ein Nickerchen, als es krachte. «Das ist das Ende», habe sie gedacht. Ihr Wagen hing dann fast senkrecht an der Brücke. «Eine Frau steckte mit ihrem Baby in der Zugstoilette fest. Sie schrie um Hilfe», so Shafer weiter. 

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Ein Bild wie aus einem Katastrophenfilm.Bild: EPA/WSDOT

Paul Woodbury sass in Wagen 6, als der Zug crashte. Mit ihren Handys hätten sie im dunklen Wagen nach Orientierung gesucht und dann mit den Füssen die Scheiben zertrümmert, um herausklettern zu können. 

Der Morgendunst habe das Wrack eingehüllt. «Die Leute standen völlig geschockt auf der Strasse herum.» Dann seien die Menschen aus den Autos herbeigerannt, um den Verletzten zu helfen. Kurze Zeit später seien dann die Rettungskräfte eingetroffen. 

(amü)

Video: srf
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
19.12.2017 05:55registriert Juli 2014
In den USA kommen bei einem Zugsunglück drei Menschen ums Leben. Darüber wird uns mit mehreren Beiträgen gross berichtet. In Myanmar werden Tausende Rohingya ermordet, Frauen vergewaltigt, sogar Kinder erschossen*, das ist bei uns eine Randnotiz wert. Diese Gewichtung der Berichterstattung spiegelt ein total verzerrtes Weltbild respektive einen USA-Tunnelblick wider, der in den Redaktionen vielleicht gelegentlich hinterfragt werden könnte.

* https://www.vice.com/de/article/8xm53x/hunderte-kleine-kinder-wurden-seit-dem-ausbruch-der-gewalt-in-myanmar-getotet
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burroamoroso
19.12.2017 08:23registriert März 2015
Die USA hat von allen 1. Weltländern die schwächste und anfälligste Infrastruktur. In ein paar Jahren werden, wenn nichts unternommen, Strassen kollabieren und Brücken einstürzen. Es wird aber vieles nicht beachtet und lieber die Netzneutralität abgeschafft. Schade eigentlich, verbringe gerne meine Ferien dort. Nicht im Netz. In den USA!
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