Die umstrittenen Hilfslieferungen für Venezuela aus Kolumbien und Brasilien sind an den Grenzübergängen in tödlichem Chaos steckengeblieben. Insgesamt wurden bei Zusammenstössen mit den venezolanischen Sicherheitskräften am Samstag zwei Menschen getötet und rund 300 weitere Menschen verletzt.
Die USA kündigten angesichts der Gewalt «Massnahmen» gegen die Regierung des linksnationalistischen venezolanischen Staatschefs Nicolás Maduro an. Dieser brach die Beziehungen zu Kolumbien ab.
Der selbsternannte Übergangspräsident Venezuelas, Juan Guaidó, hatte die Hilfsgüter aus dem Ausland für Samstag angekündigt. Maduro lehnte diese strikt ab und verurteilte sie als Vorwand, um eine militärische US-Invasion vorzubereiten.
Maduro-treue Sicherheitskräfte versperrten den Lastwagen, die aus dem kolumbianischen Grenzort Cúcuta mit tonnenweise Lebensmitteln und Medikamenten aufgebrochen waren, an mehreren Grenzübergängen den Weg. Es kam zu Zusammenstössen, nach Angaben des kolumbianischen Aussenministers Carlos Holmes Trujillo wurden 255 Venezolaner und 30 Kolumbianer verletzt worden.
In den venezolanischen Grenzstädten San Antonio del Táchira und Ureña gingen Sicherheitskräfte mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Maduro-Gegner vor.
Auf der Santander-Brücke in Ureña wurden zwei Lastwagen von Maduros Truppen angezündet. In Videos in den Online-Netzwerken war zu sehen, wie dutzende Menschen inmitten einer grossen Rauchwolke aus den Lastwagen Säcke und Kartons mit Medikamenten und Lebensmitteln herausholten. Die kolumbianische Regierung ordnete angesichts der gewaltsamen Blockade die Rückkehr der Lastwagen an.
Wegen der Unterstützung Kolumbiens für die Hilfstransporte brach Maduro die diplomatischen Beziehungen zu dem Nachbarstaat ab. Bei einer Kundgebung in Caracas sagte er, die «faschistische Regierung von Kolumbien» müsse all ihre diplomatischen Vertreter binnen 24 Stunden aus Venezuela abziehen.
Auch an der Grenze zwischen Venezuela und Brasilien kam es zu gewaltsamen Zusammenstössen. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Foro Penal wurden dabei mindestens zwei Menschen getötet, darunter ein 14-jähriger Junge. Beide seien durch Schüsse der venezolanischen Armee in Santa Elena de Uairén gestorben. 31 weitere Menschen seien verletzt worden.
Zwei Lastwagen, die von Brasilien aus Hilfsgüter über die Grenze bringen wollten, mussten nach stundenlanger Blockade durch venezolanische Sicherheitskräfte umkehren.
US-Aussenminister Mike Pompeo kündigte an, sein Land werde nun «Massnahmen» zur Unterstützung der Demokratie in Venezuela ergreifen. Nun sei die «Zeit zum Handeln» gekommen, um dem «verzweifelten venezolanischen Volk» zu helfen, schrieb Pompeo im Kurzbotschaftendienst Twitter.
The U.S. will take action against those who oppose the peaceful restoration of democracy in #Venezuela. Now is the time to act in support of the needs of the desperate Venezuelan people. We stand in solidarity with those continuing their struggle for freedom. #EstamosUnidosVE pic.twitter.com/XfLEsyT6Rj
— Secretary Pompeo (@SecPompeo) 24. Februar 2019
Ein von Puerto Rico aus in See gestochenes Schiff mit Hilfslieferungen wurde von der venezolanischen Marine massiv bedroht, wie der Gouverneur des US-Aussengebiets, Ricardo Rossello, erklärte. Die Marine habe gedroht, das Feuer auf das Hilfsschiff zu eröffnen und dieses damit zur Umkehr gezwungen.
Guaido, der am Freitag nach Cúcuta gereist war, rief die internationale Gemeinschaft angesichts der gewaltsamen Ereignisse auf, «alle Möglichkeiten» gegen Maduro in Erwägung zu ziehen. Zudem kündigte er an, ein für Montag anberaumtes Treffen der Lima-Gruppe in Bogotá zu besuchen.
Rund 60 venezolanische Sicherheitskräfte setzten sich am Samstag nach Kolumbien ab. Sie seien aus den venezolanischen Bezirken Norte de Santander und Arauca in den Nachbarstaat geflohen, teilte die kolumbianische Einwanderungsbehörde mit. Bislang konnte Maduro weitgehend auf die Unterstützung des Militärs zählen.
In dem südamerikanischen Land herrscht trotz seines Erdölreichtums eine Wirtschaftskrise mit akuten Versorgungsengpässen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben seit 2015 insgesamt rund 2.7 Millionen Menschen Venezuela verlassen. (sda/afp/dpa)