Sie stahl mit ihrer flammenden Rede zur Metoo-Debatte bei den Golden Globes von Sonntagnacht allen die Show. Jetzt wird die afro-amerikanische Talkmaster-Legende Oprah Winfrey auf allen Kanälen bereits als demokratische Herausforderin von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen 2020 gefeiert. «Sie überlegt sich ernsthaft, als Präsidentin zu kandidieren», sagen nun Freunde von ihr zu CNN.
Im TV-Jargon würde man vom «Magic Moment» sprechen: Die emotionale Rede der 63-jährigen Talkmaster-Legende zu Bürgerrechten bei den Golden Globes sorgte nicht nur bei den Hollywood-Stars für Begeisterungsstürme: «Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Zeit ist um!».
Winfrey macht sich seit Jahren in der Bürgerrechtsbewegung stark. In ihrer Rede erinnerte sie auch an Fortschritte im Bezug auf Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung.
Zwar hat die 63-Jährige keine Erfahrung als Politikerin. Der Bekanntheitsgrad von Winfrey ist hingegen enorm: 21 Millionen Menschen in 105 verschiedenen Ländern sahen bis 2011 die wöchentliche «Oprah Winfrey Show» – es war die erfolgreichste Talk-Runde der TV-Geschichte. Nicht erst seit dem Ende der Sendung macht sich die Medienunternehmerin insbesondere für Bürgerrechte stark. Winfrey ist viel berühmter, als es Trump vor seiner Präsidentschaft jemals war.
Ihr langjähriger Partner Stedmen Graham sagte nach der Rede, eine Kandidatur sei durchaus möglich. «Es liegt nun an den Leuten. Sie würde es sicher machen», schreibt die Los Angeles Times.
Geld für den Wahlkampf verfügt Winfrey übrigens zuhauf: Ihr Vermögen wird auf knapp 3 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Damit hätte sie schon mal einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen demokratischen Kandidaten.
2008 zog sie für Barack Obama in den Wahlkampf, bei diversen öffentlichen Auftritten rührte sie kräftig für den ersten afro-amerikanischen Präsidenten die Werbetrommel. 2016 unterstützte sie die Kandidatur von Hillary Clinton, trat allerdings nicht öffentlich mit ihr auf.
Mit den Obamas verbindet sie seither eine enge Freundschaft. Im Sommer 2017 verbrachte Winfrey gar die Ferien mit Barack & Co. auf einer Jacht bei Tahiti. Bei einer allfälligen Kandidatur könnte sie auf den Rat der Obamas zählen.
Auf den sozialen Medien sind die links-liberalen User aus dem Häuschen. Gegen eine halbe Millionen Postings liefen über die Hashtags #winfreyforpresident und #winfrey2020.
Oprah Winfrey wird bereits als die perfekte Gegenspielerin von Donald Trump gefeiert: «Schlau, schwarz. Verbreitet Visionen statt Hass: Sie ist die Anti-These von Trump», so eine Userin.
Why this massive #Oprah2020 moment?
— Like, Totally Stable Genius (@dvorakoelling) January 8, 2018
Because Oprah is the antithesis of Trump: A well-spoken, incredibly smart & confident black woman, who energizes people not with hatred & anger, but with hope & vision. When we hear her speak, it reminds us of who we can be as a country.
While I don't care for her policy on forced readings of "The Secret, I *do* like her "1 free car in every house" proposal#Winfrey2020 #Oprah2020 #OprahWinfrey pic.twitter.com/r1AozRkTY8
— Jason (@LLroomtempJ) January 8, 2018
Can I vote for Oprah in 2020 right now??
— Peter Rosenberg (@Rosenbergradio) January 8, 2018
Offiziell tönt es bei den Demokraten hingegen noch eher verhalten. «Wir wissen noch nicht, wen wir ins das Rennen schicken», sagte Nancy Pelosi, Vorsitzende der demokratischen Fraktion im Repräsentantenhaus. Es gebe Gründe, die für und gegen Winfrey als Präsidentschaftskandidatin sprächen.
Ihre mangelnde Polit-Erfahrung etwa. Doch spätestens seit Trump wissen wir: Um US-Präsident zu werden, kann man auch ein Polit-Neuling sein.
US-Präsident Trump und Oprah Winfrey kennen sich seit Jahren. 1999 nannte Trump bei einer Larry-King-Show Winfrey gar als mögliche Vizepräsidentin. «Sie ist brilliant, populär, eine tolle Frau», sagte Trump, der damals für die Reform-Partei kandidieren wollte.
In a 1999 interview with Larry King, Donald Trump said that his first choice for a running mate would be Oprah Winfrey https://t.co/rqnzh1JA8N pic.twitter.com/LFM1w90avb
— CNN (@CNN) January 9, 2018
Im Wahlkampf 2012 fragte sich Trump, warum Winfrey nicht öffentlich für Hillary Clinton auftrat. «Egal, ich bewundere Oprah», so Trump.
By the way, where is @Oprah? Good question. 4 years ago she strongly supported Obama--now she is silent. Anyway, who cares, I adore Oprah.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 26, 2012
Am Montag liess der US-Präsident kleinlaut über einen Pressesprecher verlauten, dass man sich über jegliche Herausforderer freue.