Die Super Bowl ist nicht nur das grösste Sportspektakel der USA, sondern auch ein Festival der Werbebranche. Viele Firmen versuchen, mit möglichst originellen und aufwändigen Spots beim Fernsehpublikum zu punkten.
Im Jahr 2017, in dem der neue Präsident Donald Trump die Nation mit seinem wilden Aktionismus aufwühlt, haben einige Unternehmen Spots mit mehr oder weniger subtilen politischen Anspielungen produziert und teilweise schon im Vorfeld für Wirbel gesorgt.
Der Wohnungsvermittler Airbnb gehört zu den schärfsten Kritikern von Trumps Einwanderungspolitik. Nachdem der Präsident seinen Einreisestopp für Menschen aus sieben Ländern verhängt hatte, bot Airbnb gestrandeten Reisenden kostenlos Unterkünfte an. Der eigentlich nicht geplante und kurzfristig gebuchte Super-Bowl-Spot ist ein Plädoyer für die Akzeptanz von Menschen aller Hautfarben und Herkunft.
Der Biergigant Budweiser hingegen geriet ungewollt in eine politische Kontroverse. Sein Spot zeigt die Geschichte von Brauereigründer Adolphus Busch, der aus Deutschland in die USA eingewandert war. Weil er dabei auf feindselige Reaktionen der Einheimischen stösst, interpretierten Trump-Fans den Clip als Kritik an der Einwanderungspolitik des Präsidenten, sie riefen zum Budweiser-Boykott auf.
Here's to America the beautiful. Hold her high this summer. #ThisBudsForYou pic.twitter.com/puATIxT0Th
— Budweiser (@Budweiser) 10. Mai 2016
Dabei war der Spot bereits im Mai 2016 konzipiert worden. Im letzten Sommer lancierte Budweiser zudem eine patriotische Werbekampagne, mit der die Biermarke den Namen «America» erhielt. Im Trump-Amerika aber braucht es wenig, um in den Verdacht der politischen Agitation zu geraten.
Diese Erfahrung machte mit Coca-Cola ein anderer Getränkeriese. In diesem Fall aber war die Kontroverse wohl beabsichtigt: Vor Spielbeginn liess Coca-Cola nämlich einen Spot von 2014 wiederholen, in dem Menschen verschiedener Herkunft in verschiedenen Sprachen das superpatriotische Lied «America the Beautiful» singen.
Bereits im Vorfeld der Super Bowl hatte der Spot von 84Lumber, einem Hersteller von Baumaterialien, für Ärger gesorgt. Er zeigt eine Frau, die offenkundig aus Lateinamerika stammt und mit ihrer Tochter aufbricht, um ein besseres Leben zu finden. Am Ende stehen sie vor einer hohen Mauer. Für den übertragenden TV-Sender Fox war dies zu viel der Anspielung, der Spot durfte nur in einer «zensierten» Version ohne Mauer ausgestrahlt werden.
Am Ende verweist 84Lumber auf seine Website, wo die «Auflösung» zu sehen ist, also der unzensierte Clip. Mutter und Tochter stehen darin vor der Mauer, die sich schliesslich öffnet. Der Spot endet mit dem Satz: «Der Wille zum Erfolg ist bei uns immer willkommen.»
Einen etwas plumpen, aber doch lustigen Spot hat die Haarpflegelinie It's a 10 produziert. Die Botschaft lautet: «Amerika, uns stehen vier schreckliche Haare bevor. Ihr könnt das ausgleichen mit tollem Haar. Und zwar jeglichem Haar.»
Einfach nur plump und peinlich ist hingegen die Werbung von Cyprus Air. Dabei handelt es sich nicht um eine Fluglinie aus Zypern, sondern einen Hersteller von gasbetriebenen Cheminées in der Region Washington, wo der Spot mit einem drittklassigen Trump-Double ausgestrahlt wurde.
Der politisch vielleicht stärkste Spot stammt vom deutschen Autohersteller Audi. Er bezieht sich nicht auf Donald Trump, sondern spornt Frauen an, für gleiche Rechte wie die Männer zu kämpfen, inklusive Entlöhnung. (pbl)