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Trump war «angepisst» wegen Amazon-Chef Bezos – und wies ihn zurecht

Bezos Trump
Zuerst hat er sich bei Trump angebiedert, nun war der US-Präsident wegen Jeff Bezos «angepisst».Bild: keystone

Trump war «angepisst» wegen Jeff Bezos – nach einem Anruf spurt der Amazon-Chef wieder

Amazon wollte die preislichen Auswirkungen von Trumps massiven Zöllen auf in China hergestellte Waren den Kunden beim Einkauf teilweise anzeigen. Daran hatte der US-Präsident gar keine Freude – weswegen er Jeff Bezos schnell wieder auf Linie brachte.
30.04.2025, 06:1530.04.2025, 13:47
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Meta, Google, Amazon: Unvergessen sind die Bilder, wie die Bosse der US-Techkonzerne in Reih und Glied an Donald Trumps Amtseinführung aufmarschierten und dem neuen US-Präsidenten die Füsse küssten.

Auch Jeff Bezos, Chef von Amazon, stellte keine Ausnahme dar, im Gegenteil: Im Wahlkampf zwang Bezos die Redaktion der «Washington Post», deren Eigner er ebenfalls ist, von der üblichen Wahlempfehlung abzusehen. Die Meinungsredaktion der US-Traditionszeitung hatte bereits eine solche für Trump-Kontrahentin Kamala Harris verfasst. Trump lobpreiste Bezos daraufhin in den folgenden Monaten immer wieder.

Guests including Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Sundar Pichai and Elon Musk, arrive before the 60th Presidential Inauguration in the Rotunda of the U.S. Capitol in Washington, Monday, Jan. 20, 2025. (AP ...
Jeff Bezos mit Partnerin Laura Sanchez, umgeben von Meta-Chef Mark Zuckerberg, Sundar Pinchai (Google) und Elon Musk an Trumps Amtseinführung.Bild: keystone

Doch nun gibt es in der scheinbar so harmonischen Beziehung zwischen Bezos und Trump Misstöne. Der US-Präsident war laut den Äusserungen seiner Mediensprecherin Karoline Leavitt regelrecht «angepisst». Der Grund: Amazon wollte angeblich die direkten Kosten, die Trumps Monster-Zölle auf chinesische Produkte zusätzlich verursachen, transparent beim Onlineeinkauf ausweisen. Mehrere US-Medien wie CNN berichteten darüber.

Die US-Regierung bezeichnete dieses Vorhaben als «feindseligen und politischen Akt». Handelsminister Howard Lutnick sagte, Amazon wolle den Anschein erwecken, dass Trumps Zölle zu Preisänderungen geführt hätten. Das sei Unsinn. Die derzeitigen Basiszölle von zehn Prozent, die in Kraft sind, würden «praktisch keinen Preis ändern».

Diese Aussage ist nicht korrekt. Abgesehen davon, dass Trump viel höhere Zölle angesetzt hatte und diese nur temporär aufgeschoben hat, haben diverse Unternehmen bereits angekündigt, dass sie die Preise aufgrund der Zuschläge erhöhen oder dies bereits getan haben. So jüngst auch der Schweizer Hardware-Hersteller Logitech, der gewisse Preise in den USA gar im zweistelligen Bereich erhöhen musste.

Die asiatischen Amazon-Konkurrenten Shein und Temu haben ihre US-Preise ebenfalls angepasst. Temu aus Shanghai hat zudem eine Importgebühr eingeführt – diese wird bei Einkäufen separat ausgewiesen, so wie es Amazon auch in Betracht zog. Demokratische Politiker wie Minderheitsführer Chuck Schumer haben Unternehmen zu diesem Schritt ermutigt. Nur so würden die Menschen erkennen, was für Auswirkungen die Zölle tatsächlich auf ihr Portemonnaie hätten.

Ein Amazon-Unternehmensprecher gab im Anschluss an die Berichte an, dass diese Idee nur für den Haul-Kanal, eine Art Billigversion von Amazon, um Temu und Shein zu konkurrieren, angedacht wurde. Für die Hauptseite sei die Zolltransparenz nie in Erwägung gezogen worden.

Dass der E-Commerce-Riese derart schnell zurückkrebste, dürfte einerseits mit der aggressiven Reaktion der US-Regierung zusammenhängen. Sprecherin Leavitt stellte Amazon und insbesondere Jeff Bezos an den Pranger und wedelte mit dessen Foto bei der Medienansprache um sich. Sie unterstellte Amazon zudem China-Sympathien, weil das Unternehmen ebenfalls viel in China produziert und vor einigen Jahren Kritik an Staatspräsident Xi Jinping in Nutzerbewertungen löschte.

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Die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, stellte Jeff Bezos an den Pranger.Bild: keystone

Andererseits hat sich Donald Trump dem «Problem» gleich selbst angenommen. Der US-Präsident rief Bezos am Dienstagnachmittag an – und lies ihm offenbar die Leviten. Gegenrede von Bezos gab es anscheinend kaum. Trump sagte im Anschluss an das Telefonat:

«Jeff Bezos war sehr nett. Er war grossartig. Er hat das Problem sehr schnell gelöst. Ein guter Kerl.»
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128 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gandalf-der-Blaue
30.04.2025 06:23registriert Januar 2014
Also: Etwas ohne Rücksicht beschliessen (Zölle) und dann jeden, der sich öffentlich darüber nervt zu drangsalieren - so funktionieren Autokratien. Für alle, die es noch nicht sehen wollen: Die USA erleben willkürliche Verhaftungen, Abschiebungen ohne Rechtsgrundlage, den Bruch internationaler Verträge, den direkten Eingriff in die Wirtschaft, die Misschachtung von Gerichten, die Einschränkung der Meinungsfreiheit als Ganzes - das Verhalten von Trump ist zutiefst autokratisch. Und damit wird er nicht aufhören, so lange er im Amt ist. Ihr könnt mich beim Wort nehmen.
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St. Holmenolmendolmen
30.04.2025 06:32registriert Mai 2015
1:1 so hätte man es in Russland oder China gemacht. Das Parlament macht weiterhin Männchen. Checks and balances, genau.
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ELMatador
30.04.2025 06:38registriert Februar 2020
Und trotzdem merken viele Amerikaner nicht, dass sie Trump in eine Diktatur führt!
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