Meta, Google, Amazon: Unvergessen sind die Bilder, wie die Bosse der US-Techkonzerne in Reih und Glied an Donald Trumps Amtseinführung aufmarschierten und dem neuen US-Präsidenten die Füsse küssten.
Auch Jeff Bezos, Chef von Amazon, stellte keine Ausnahme dar, im Gegenteil: Im Wahlkampf zwang Bezos die Redaktion der «Washington Post», deren Eigner er ebenfalls ist, von der üblichen Wahlempfehlung abzusehen. Die Meinungsredaktion der US-Traditionszeitung hatte bereits eine solche für Trump-Kontrahentin Kamala Harris verfasst. Trump lobpreiste Bezos daraufhin in den folgenden Monaten immer wieder.
Doch nun gibt es in der scheinbar so harmonischen Beziehung zwischen Bezos und Trump Misstöne. Der US-Präsident war laut den Äusserungen seiner Mediensprecherin Karoline Leavitt regelrecht «angepisst». Der Grund: Amazon wollte angeblich die direkten Kosten, die Trumps Monster-Zölle auf chinesische Produkte zusätzlich verursachen, transparent beim Onlineeinkauf ausweisen. Mehrere US-Medien wie CNN berichteten darüber.
Die US-Regierung bezeichnete dieses Vorhaben als «feindseligen und politischen Akt». Handelsminister Howard Lutnick sagte, Amazon wolle den Anschein erwecken, dass Trumps Zölle zu Preisänderungen geführt hätten. Das sei Unsinn. Die derzeitigen Basiszölle von zehn Prozent, die in Kraft sind, würden «praktisch keinen Preis ändern».
Diese Aussage ist nicht korrekt. Abgesehen davon, dass Trump viel höhere Zölle angesetzt hatte und diese nur temporär aufgeschoben hat, haben diverse Unternehmen bereits angekündigt, dass sie die Preise aufgrund der Zuschläge erhöhen oder dies bereits getan haben. So jüngst auch der Schweizer Hardware-Hersteller Logitech, der gewisse Preise in den USA gar im zweistelligen Bereich erhöhen musste.
Die asiatischen Amazon-Konkurrenten Shein und Temu haben ihre US-Preise ebenfalls angepasst. Temu aus Shanghai hat zudem eine Importgebühr eingeführt – diese wird bei Einkäufen separat ausgewiesen, so wie es Amazon auch in Betracht zog. Demokratische Politiker wie Minderheitsführer Chuck Schumer haben Unternehmen zu diesem Schritt ermutigt. Nur so würden die Menschen erkennen, was für Auswirkungen die Zölle tatsächlich auf ihr Portemonnaie hätten.
Ein Amazon-Unternehmensprecher gab im Anschluss an die Berichte an, dass diese Idee nur für den Haul-Kanal, eine Art Billigversion von Amazon, um Temu und Shein zu konkurrieren, angedacht wurde. Für die Hauptseite sei die Zolltransparenz nie in Erwägung gezogen worden.
Dass der E-Commerce-Riese derart schnell zurückkrebste, dürfte einerseits mit der aggressiven Reaktion der US-Regierung zusammenhängen. Sprecherin Leavitt stellte Amazon und insbesondere Jeff Bezos an den Pranger und wedelte mit dessen Foto bei der Medienansprache um sich. Sie unterstellte Amazon zudem China-Sympathien, weil das Unternehmen ebenfalls viel in China produziert und vor einigen Jahren Kritik an Staatspräsident Xi Jinping in Nutzerbewertungen löschte.
Andererseits hat sich Donald Trump dem «Problem» gleich selbst angenommen. Der US-Präsident rief Bezos am Dienstagnachmittag an – und lies ihm offenbar die Leviten. Gegenrede von Bezos gab es anscheinend kaum. Trump sagte im Anschluss an das Telefonat: