Archäologen aus Stockholm und Schleswig haben in Schweden den Sitz eines Wikingerherrschers entdeckt. Möglicherweise sind sie dabei auch auf die erste Kirche Nordeuropas gestossen.
«Wenn dort die erste Kirche in Skandinavien liegt, hat das grosse Auswirkungen für den frühen Prozess der Christianisierung, auf das Verhältnis von Christlichem und Heidnischem», sagte der Wikinger-Forscher und Archäologe Sven Kalmring vom Schleswiger Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA).
Mit geophysikalischen Methoden waren er und seine schwedischen Kollegen Johan Runer und Andreas Viberg 2016 in Birka nahe Stockholm den Resten der rund 40 Meter langen Halle auf die Schliche gekommen. Per Radargerät entdeckten sie unweit von Gräberfeldern an einem der früheren Häfen auf der kleinen Insel die auffällige Struktur unter der Erde. Sie sind überzeugt: Dort muss Präfekt Herigar regiert haben.
Schriftlichen Quellen zufolge war er einer der ersten, die Ansgar, der Hamburger Missionar des Nordens, um 830 taufte. «Nur wenig später», so hielt es Ansgars Nachfolger Rimbert fest, baute Herigar dort «eine Kapelle und bewährte sich fromm im Dienste Gottes».
All das, vor allem aber das von den Forschern entdeckte, an die schiffsförmige Halle grenzende Heiligtum wollen sie nun möglichst schnell ausgraben. «Wir wissen jetzt wo», sagte Kalmring. Womöglich sei eine heidnische Kultstätte später zur Kirche umgewidmet worden.
Und noch etwas hat das Team mit seiner Untersuchung zeigen können: Die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Siedlung Birka ist älter als gedacht.
Bereits in der Merowinger- und Vendelzeit (650 bis 750 nach Christus) sei das Gelände um den Kreuzhafen – später getrennt von einem Stadtwall – besiedelt gewesen. Birka gehört neben Ribe in Dänemark, Kaupang in Norwegen und Haithabu in Schleswig-Holstein zu den ersten bedeutenden Stadtexperimenten der Wikinger.
(sda/dpa)