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Sie ist die grösste und aktivste Guerillabewegung der westlichen Hemisphäre: Die FARC, genauer F.A.R.C.-E.P. («Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo» – «Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee») kämpfen seit 1964 gegen die kolumbianische Armee und rechte Paramilitärs. 30 bis 40 Prozent der Kämpfer sind weiblich, an einigen Fronten sind es sogar bis zu 50 Prozent.
Ihren männlichen Kameraden sind sie nahezu gleichgestellt – erstaunlich für ein sonst so patriarchal geprägtes Land wie Kolumbien. Allerdings gibt es in der obersten Führungsebene der FARC keine Frauen, auch wenn einige Einheiten von Frauen geführt werden.
Auch die kurdischen Kämpferinnen, die derzeit im Irak und in Syrien gegen die Terrormiliz «Islamischer Staat» vorgehen, bewegen sich in einem stark patriarchalisch geprägten Umfeld. Obwohl Frauen bei den kurdischen Rebellen schon in den 70er-Jahren am bewaffneten Kampf beteiligt wurden, ist ihr Einsatz nicht unumstritten. Das strikte Verbot des Geschlechtsverkehrs in den Einheiten ermöglicht es den Frauen, ohne Furcht vor «Entehrung» mit Männern zusammen zu kämpfen. Insbesondere in den westlichen Medien sind die kurdischen Freiheitskämpferinnen beliebte Sujets: Bewaffnete Frauen – ohne Kopftuch, dafür in Uniform – sind ein klares Statement gegen den «IS» und dessen Frauenbild.
Weibliche Kämpfer gibt es in verschiedenen kurdischen Milizen: In der PKK, deren Hauptfeind der türkische Staat ist, in den Frauenkampfverbänden der syrischen YPG, wo bis zu 40 Prozent der Kämpfer weiblich sein sollen, und in den Peschmerga-Einheiten der irakischen Kurden.
Die tamilische Rebellenorganisation Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) kämpfte im sri-lankischen Bürgerkrieg bis zu ihrer totalen Niederlage 2009 gegen die Regierungstruppen. In den Reihen der Tamil Tigers befanden sich zahlreiche Frauen. Gegen Ende des Krieges verfügten sie über knapp 18'000 Kämpfer, von denen rund ein Drittel weiblich war. Drei Brigaden der LTTE bestanden ausschliesslich aus Frauen.
Die LTTE, die seit etwa Mitte der 80er-Jahre Frauen und Mädchen für den bewaffneten Kampf rekrutierte, propagierte zwar die Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Doch unter ihren Selbstmordkommandos befanden sich überdurchschnittlich viele Frauen und Mädchen.
Die Rebellenmiliz M23 («Mouvement du 23-Mars», «Bewegung 23. März»), eine der zahlreichen Guerillaorganisationen im Osten der Demokratischen Republik Kongo, wurde 2012 von ehemaligen Tutsi-Rebellen gegründet, die aus der kongolesischen Armee desertiert waren. Ende 2013 verkündete die Miliz das Ende des Aufstands.
Im Frühjahr 2013 besuchte die italienische Fotografin Francesca Tosarelli die Dschungelkrieger des M23 und anderer kongolesischer Rebellentruppen wie den Maï Maï Shetani. Sie sprach mit den weiblichen Kämpfern und fotografierte sie. Dem «Spiegel» sagte sie: «Man muss sich keine Illusionen machen oder irgendetwas beschönigen. Diese Frauen verhalten sich im Feld nicht anders als ihre männlichen Mitstreiter.» Auch sie würden morden, rauben und entführen.
Der Vietcong, offiziell Nationale Front für die Befreiung Südvietnams, war eine Guerilla-Organisation, die in Zusammenarbeit mit den nordvietnamesischen Streitkräften den bewaffneten Widerstand gegen die südvietnamesische Armee und die US-Truppen führte. Frauen machten etwa ein Drittel bis zur Hälfte des Vietcongs aus.
Die Fronttruppen bestanden zwar stark überwiegend aus männlichen Kämpfern, es gab aber auch Einheiten – auf Zugs- oder Kompanie-Ebene – die ausschliesslich aus Frauen bestanden. Diese erfüllten allerdings vornehmlich Aufklärungs- , Nachrichten- und Sanitätsdienste. Manche führten aber auch Kommando-Aktionen aus wie jene Frauen-Einheit, die im Februar 1969 eine amerikanische Basis in Cu Chi angriff und dort neun Hubschrauber zerstörte.
Bereits ein Jahr nach der Gründung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) entstand 1965 die Generalunion palästinensischer Frauen (GUPW), die aber nicht militärisch aktiv war. Nach der Niederlage gegen die israelische Armee im Sechstagekrieg nahmen zunehmend auch Frauen an den bewaffneten Aktionen der verschiedenen palästinensischen Gruppierungen teil.
Die patriarchalische Mentalität ihrer männlichen Kameraden führte jedoch dazu, dass viele Frauen zwar zu Kämpferinnen ausgebildet wurden, aber gar nie zum Einsatz kamen. Eine palästinensische Kämpferin schrieb in ihrer Autobiographie:
1920 gründete die Jewish Agency nach einem palästinensischen Pogrom in Jerusalem die «Hagana» («Verteidigung»), eine bewaffnete Miliz. Bereits damals gab es Frauen in ihren Reihen, deren Zahl aber nur gering war. Nach dem Massaker von Hebron wuchs die Hagana massiv und wandelte sich von einer untrainierten Miliz zu einer paramilitärischen Truppe. Zugleich nahm der Anteil der Frauen zu: In den 30er-Jahren stieg er auf über 20 Prozent; 1937 waren von 24'947 Angehörigen der Hagana 5487 Frauen. Die allermeisten von ihnen nahmen jedoch nur unterstützende Funktionen wahr.
Mit dem Ausbruch des Palästinakriegs 1947 nahmen Frauen aufgrund der Personalknappheit auch an Kampfhandlungen teil; dies galt auch für die 1948 gegründete israelische Armee. Der Anteil der Frontkämpferinnen dürfte aber gering geblieben sein. Nach dem Krieg schloss man die Frauen von Fronteinsätzen aus, offiziell aus Furcht, dass gefallene Kämpferinnen der Truppenmoral abträglich wären und dass Frauen in der Kriegsgefangenschaft vergewaltigt werden könnten. Erst im Jahr 2000 wurden die Soldatinnen in allen Bereichen den Männern völlig gleichgestellt.
1941 überfiel die Wehrmacht die Sowjetunion und erzielte schnell grosse Geländegewinne. Die Bevölkerung im besetzten Hinterland verhielt sich zunächst abwartend, doch mit der zunehmend brutalen Besatzung änderte sich dies. Ab Frühjahr 1942 tobte ein erbarmungsloser Partisanenkrieg, an dem auch Frauen – und sogar Kinder – teilnahmen.
Wie in den regulären sowjetischen Streitkräften, in denen 800'000 Frauen Dienst leisteten, waren weibliche Kämpferinnen ein wichtiger Teil der Parisanenverbände. Einige von ihnen wurden zu Ikonen des Widerstands, beispielsweise Soja Kosmodemjanskaja. Die erst 18-Jährige wurde von den Deutschen Ende 1941 gehängt und postum zur Heldin der Sowjetunion erklärt. Ihre letzten Worte waren angeblich: «Wir sind 170 Millionen. Ihr könnt uns nicht alle hängen.»