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Naher Osten: Israel billigt Vergeltungsschlag gegen Hisbollah

Israel billigt Vergeltungsschlag gegen Hisbollah

Nach dem Raketenangriff auf die Golanhöhen, plant Israel nun ein Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah. Derweil droht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Israel mit einem Einmarsch oder zumindest einer Intervention. Die Aussagen kommen zur Unzeit und heizen die ohnehin angespannte Situation in der Region weiter an.
29.07.2024, 04:3229.07.2024, 12:51
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Die Lage in Nahost spitzt sich weiter zu. Nach dem Raketenangriff am Samstagabend auf ein Fussballfeld auf den von Israel annektierten Golanhöhen, bei dem zwölf Kinder und junge Erwachsene ums Leben kamen, droht auch der Konflikt zwischen Israel und der libanesisch-radikalislamischen Hisbollah zu eskalieren. Israel hat einen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah gebilligt. Zuvor hatte sich der Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich mit heiklen Aussagen eingemischt.

Israel billigt Vergeltungsschlag gegen Hisbollah

Israels Regierung bereitet sich nach dem verheerenden Raketenangriff auf den vom jüdischen Staat annektierten Golanhöhen auf einen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah im Libanon vor. Das Sicherheitskabinett ermächtigte nach mehr als vierstündigen Beratungen Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant, «über die Art und Weise und den Zeitpunkt des Vorgehens gegen die Terrororganisation Hisbollah zu entscheiden», teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Abend mit. Netanjahu hatte der proiranischen Miliz zuvor gedroht, sie werde einen «hohen Preis» bezahlen.

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Der israelische Regierungschef hatte der proiranischen Miliz bereits gedroht.Bild: keystone

Während sich die Hisbollah nach eigenen Angaben auf einen möglicherweise schweren Angriff Israels einrichtet, verschob die libanesische Fluggesellschaft Middle East Airlines nach eigenen Angaben am Abend die Rückkehr einiger ihrer Flüge. Der Lufthansa-Konzern erklärte, seine Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut vorerst einzustellen. Hin- und Rückflüge bis einschliesslich kommenden Montag (5. August) werden ausgesetzt, wie das Unternehmen mitteilte. Betroffen sind demnach die Gesellschaften Swiss, sowie Lufthansa und Eurowings.

US-Beamte hätten sich an ihre Kollegen in Israel und im Libanon gewandt sowie Botschaften mit dem Iran ausgetauscht, um zu versuchen, die Situation zu deeskalieren, zitierte die US-Zeitung mit der Angelegenheit vertraute arabische und europäische Beamte. Alle Seiten hätten angedeutet, dass sie nicht an einer Ausweitung des Konflikts interessiert seien, hiess es.

Die Rede von Erdogan

Erdogan giesst massiv Öl ins Feuer. Bei einer Rede, die Erdogan vor Anhängern seiner Partei AKP am Wochenende hielt, sprach er zunächst über die türkische Rüstungsindustrie, die grosse Fortschritte erzielt habe. Und dann droht er Israel unverblümt:

«So wie wir in Berg-Karabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun.»
«Es gibt nichts, was wir nicht tun können. Wir müssen nur stark sein.»
Turkish President Recep Tayyip Erdogan talks during a military parade, in the Turkish occupied area of the divided capital Nicosia, Cyprus, Saturday, July 20, 2024. (AP Photo/Petros Karadjias)
Recep Tayyip Erdogan droht Israel.Bild: keystone

Dabei bezog sich der 70-Jährige auf die Interventionen der Türken in Armenien und Libyen. Beim Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Region Berg-Karabach unterstützte die Türkei den Verbündeten Aserbaidschan mit militärischen Ressourcen. Und 2020 entsandte die Türkei Truppen nach Libyen, um die dortige Übergangsregierung zu unterstützen.

Seit Beginn des Gaza-Krieges haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei drastisch verschlechtert. Die Türkei kritisiert Israel für dessen Vorgehen im Gazastreifen scharf.

Erdogan bezeichnete die islamistische Hamas als eine «Befreiungsorganisation» und verglich Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit Adolf Hitler.

Dass die Türkei als Teil der NATO tatsächlich in Israel oder Gaza intervenieren würde, gilt indes als höchst unwahrscheinlich. Nach den Eskalationen der vergangenen Wochen heizt der türkische Präsident die ohnehin schon angespannte Stimmung in der Region aber zweifellos weiter an.

So reagiert Israel auf Erdogan

Die Reaktion Israels liess nicht lange auf sich warten. Aussenminister Israel Katz richtete eine explizite Warnung an Erdogan und verglich diesen mit dem ehemaligen irakischen Diktator Saddam Hussein:

«Erdogan tritt in die Fussstapfen von Saddam Hussein und droht mit einem Angriff auf Israel. Er soll sich nur daran erinnern, was dort geschah und wie es endete.»
FILE - In this Aug. 9, 1988 file photo, Iraqi President Saddam Hussein waves to cheering crowds during a visit to the holy muslim shrines in Samara. The Iraqi President visited the site for prayers an ...
Israels Aussenminister Israel Katz vergleicht Erdogan mit Saddam Hussein.Bild: AP/AP

Saddam Hussein wurde im Zuge des US-Einmarsches im Irak im Jahr 2003 festgenommen und später wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Massakern an Kurden und Schiiten zum Tode verurteilt. 2006 wurde das Urteil im Irak vollzogen.

Auch der israelische Oppositionschef Yair Lapid reagierte auf die Worte des türkischen Präsidenten über eine militärische Intervention gegen Israel: «Präsident Erdogan schimpft und tobt erneut. Er ist eine Gefahr für den Nahen Osten.»

Und er ergänzt:

«Wir akzeptieren keine Drohungen eines Möchtegern-Diktators.»

Die aktuellen Entwicklungen im Liveticker:

Briten warnen vor Eskalation zwischen Israel und Hisbollah

Gleichzeitig warnt die britische Regierung nach den schweren Raketenangriff auf den Golanhöhen vor einer Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon. Aussenminister David Lammy verurteilte auf der Plattform X den Anschlag:

«Wir sind zutiefst besorgt über das Risiko einer weiteren Eskalation und Destabilisierung.»

Die Situation im Norden Israels zwischen der Hisbollah und Israel habe das Potenzial, «noch viel ernster zu sein als die, die wir in den letzten Monaten in Gaza beobachtet haben».

Auf den von Israel annektierten Golanhöhen waren bei dem Angriff mindestens zwölf junge Menschen ums Leben gekommen. Die israelische Regierung macht die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Hisbollah verantwortlich und bereitet einen Vergeltungsschlag vor

Aus Sicherheitsgründen hat der Lufthansa-Konzern seine Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut gestoppt – darunter auch die Swiss. Zunächst wurden bis einschliesslich Dienstag fünf Hin- und Rückfluge gestrichen, wie der Konzern in Frankfurt berichtete.Betroffen sind neben der Swiss die Gesellschaften Lufthansa und Eurowings mit je zwei Verbindungen.

(yam/con/sda)

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124 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TheSwissGod
29.07.2024 06:07registriert Dezember 2021
Lieber Herr Erdogan

Der Vergleich mit Berg Karabach und Lybien hinkt gewaltig! Mit Israel treffen Sie auf ein militärisch top-ausgerüstetes Land, wo Sie sich aber gewaltig die Finger verbrennen können. Ich bin weder für Israel noch die Türkei, beide Regimes sind mir höchst suspekt und fahren eine No-Go-Politik, die beiderseits nicht toleriert werden kann.
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Rivka
29.07.2024 06:41registriert April 2021
Nicht beachten. Die Türkei versinkt in der Wirtschaftskrise und das Volk hat angefangen den möchtegern Sultan zu kritisieren. Sein pompöses Lebensstil wird vor allem von seinen Wählern scharf kritisiert. Der Typ braucht was anderes um seine Schäfchen zu beschäftigen, weil auch die Religionsleier nicht mehr nützt. Also ist er wieder mit Israel gekommen. Wobei die meisten Türken ihm das auch nicht mehr abkaufen.
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Firefly
29.07.2024 08:01registriert April 2016
Ja es war letztens still geworden um den Erdi. Er musste wohl mal wieder bellen, damit man noch weiss, dass es ihn gibt.
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