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Tim Sander: Der Ex-GZSZ-Star über seine Serienzeit

Tim Sander GZSZ
Bild: rtl/watson-montage
Interview

Ex-GZSZ-Star Tim Sander: «Ich sah aus wie ein Meerschweinchen auf Ecstasy»

24.11.2018, 17:5924.11.2018, 18:01
Imke Gerriets / watson.de
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Schauspieler Tim Sander gehörte Ende der 90er zu Deutschlands grössten Serienhelden. In «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» spielte er von 1998 bis 2002 die Rolle des Kai Scholl – bis er den Serientod starb. Nun erzählt der heute 40-Jährige, wie sich sein Leben seitdem verändert hat und warum er heute nicht mehr mitspielen würde.

Vor 16 Jahren ist deine Rolle Kai Scholl den Serientod gestorben. Bereust du die Entscheidung, dass du bei GZSZ ausgestiegen bist?
Tim Sander: 
Nein, überhaupt nicht. Es war genau der richtige Zeitpunkt. Es war gut, dass ich nach vier Jahren bei GZSZ aufgehört habe, da ich lieber bei anderen Projekten mitwirken wollte. Schon damals wurde mir ein Stempel aufgrund der Serie aufgedrückt. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich hätte sechs oder sieben Jahre mit dem Aufhören gewartet, wäre es noch krasser gewesen.

Viele Darsteller erhoffen sich nach dem Serien-Aus die grosse Film- und Kinokarriere.
Das ist Quatsch und ich weiss auch nicht, warum das so ist. Als ich in den USA war, habe ich auch ein paar Schauspieler kennengelernt, die bei Soaps ihre Karriere begonnen haben. Es ist dort tatsächlich so, dass es ein grösseres Sprungbrett ist. Genauso ist es bei Justin Timberlake, der vorher in einer Boyband war. Hierzulande ist es wirklich schwer, grössere Projekte wie eine Rolle im Kinofilm zu bekommen, wenn ein Schauspieler erstmal diesen Soap-Stempel hat.

Tim Sander und Oliver Petzokat in einer Szene bei GZSZ

Tim Sander GZSZ
bild:rtl

Hat dir die Rolle bei GZSZ dennoch geholfen?
Ich kann mich absolut nicht beschweren und das habe ich auch nie gemacht. Ich habe da wahnsinnig viel gelernt, tolle Leute kennengelernt und es war eine super Zeit. Ich habe es nie bereut, bei dieser Soap mitgemacht zu haben, aber auch nicht bereut, ausgestiegen zu sein.

Was ist das Beste, was dir seit deinem Ausstieg passiert ist?
80 Prozent an meinem Job machen total viel Spass. Die anderen 20 Prozent sind seltsamen Leuten oder komischen Erfahrungen geschuldet. Gerade arbeite ich sehr viel als Synchronsprecher. Das ist eigentlich mein täglicher Job. Das Zusammenkommen mit den Arbeitskollegen fühlt sich an wie ein Familientreffen. Es ist auch nicht schlimm, wenn du 14 oder 15 Stunden durchknüppelst.

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Welchen Star synchronisierst du denn?
Ich leihe Casey Affleck, dem Bruder von Ben Affleck, meine Stimme. Wenn er Englisch spricht, hat er fast meine Stimme. Leider kriege ich die Rolle nicht in jedem Film, weil das immer Redaktionsentscheidungen sind. Wenn ich ihn machen darf, freue ich mich total, weil ich ihn einfach als Typ total cool finde.

Vor einem Jahr bist du auch Vater einer Tochter geworden. Hältst du deine Familie bewusst aus der Öffentlichkeit raus?
Nein, eigentlich nicht. Meine Freundin steht einfach nicht auf diesen Medienrummel. Es geht im Show-Business nur darum, sich selber zu vermarkten und teilweise sitzen Leute in Talkshows, die noch nie etwas in ihrem Leben gemacht haben – ausser sich nackt zu zeigen oder beim Bachelor mitzumachen.

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Präsentierst du dich nicht gerne? Etwa auf Social Media? Instagram macht mir grossen Spass. Es ist schon witzig, ein lustiges Foto zu posten oder eine Story zu drehen. Aber sich wegen jeder Kleinigkeit in Talkshows zu setzen, ist überflüssig. Ich biete auch einfach nicht die Geschichten, die die heutigen Social-Media-Stars täglich zeigen.

Wie sieht es mit weiterer Kinderplanung aus?
Ja, auf jeden Fall. Ich weiss noch nicht wann, aber eins kommt auf jeden Fall noch.

«Eine Rückkehr würde sich anfühlen, als ginge ich wieder in die sechste Klasse.»

Möchtest du noch heiraten?
Ich finde das Eheversprechen vor dem Staat und auf dem Papier hat gar nichts zu sagen. Viel krasser ist es, wenn ich mit meiner Partnerin ein Kind habe. Das ist für mich ein viel grösseres Versprechen an meine Frau und an die gemeinsame Zeit. Dieses Empfinden habe ich bei meinen Eltern erlebt. Wenn Partner ein Kind zusammen kriegen, dann heisst das, dass sie sich sicher sind.

Von 1998 bis 2002 warst du fast täglich im TV mit einer speziellen Frisur zu sehen. Schämst du dich heute dafür?Nein, überhaupt nicht. Schlimm ist, dass die Fotos durch das Internet nicht in Vergessenheit geraten. Damals waren diese auffälligen, wuscheligen Frisuren in. In der Jugend sieht doch keiner cool aus. Ich war auch Mitglied einer Punk-Rock-Band, wo das sehr gut gepasst hat. Es gibt ganz wenige, die stolz darauf sind, wie sie früher aussahen. Ich sah aus wie ein Meerschweinchen auf Ecstasy.

Tim Sander als Kai Scholl kurz vor seinem Ausstieg bei GZSZ

Tim Sander GZSZ
bild:rtl

Schaust du noch GZSZ?
Ich schaue ab und zu mal rein, weil meine Freundin die Sendung nach der Arbeit zur Berieselung guckt.

Könntest du dir vorstellen, noch einmal mitzumachen?
Leider bin ich damals den Serientod gestorben. Aber grundsätzlich wäre ein Wiederkommen albern. Wenn ich etwas abgeschlossen habe, dann bleibt das auch dabei. Eine Rückkehr würde sich anfühlen, als ginge ich wieder in die sechste Klasse zurück.  

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Was war dein schönstes und was dein schlimmstes Erlebnis am Set?
Mein dramatischer Ausstieg, der im Sandsteingebirge gedreht wurde, war mein schönstes und traurigstes Erlebnis zugleich. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass hier eine grosse Ära zu Ende geht. Ich habe mich echt gut mit vielen Leuten im Team verstanden und es war schön, dass ich zum Abschluss noch mal einen Aussendreh hatte. Teilweise war das natürlich auch sehr traurig, weil alle am Set wussten, dass wir jetzt meinen Serientod drehen und wir uns nicht mehr jeden Tag sehen.

Hast du heutzutage noch mit dem damaligen Cast Kontakt?
Meinen wirklich besten Freund im Leben habe ich am GZSZ-Set kennengelernt. Er hat aber hinter den Kulissen gearbeitet und war in der Plattenfirma tätig, die zur Firma gehört hat. Mit ihm habe ich eine Band zusammen. Zu Jeanette Biedermann oder anderen gibt es aber keinen Kontakt mehr.  

Findest du es nervig, wenn dich noch jeder mit Kai Scholl verbindet?
Das ist nicht nervig. Ich freue mich, dass ich nicht aus den Köpfen der Fans verschwunden bin. Das wäre viel schlimmer für mich. Ich sehe es als gutes Zeichen für die Arbeit, die ich damals gemacht habe.  

Als T der Bär ist Tim Sander musikalisch unterwegs

Könntest du dir vorstellen, in einer anderen Daily-Soap noch mal mitzuwirken?
Es kommt darauf an, was es wäre. Heutzutage würde ich nichts ausschliessen, weil sich jeder nach einem festen, sicheren Job die Finger leckt. Es müsste eine gute Serie sein, die gut geschrieben ist und dann hätte ich definitiv Lust dazu.

Dein letzter Kinofilm «Macho Man» ist mittlerweile drei Jahre her. Sehen wir dich in Zukunft auch in einem Reality-Format wie dem Dschungelcamp?
Nein, ich würde niemals bei so etwas mitmachen. Ich schaue die Sendung zwar gerne, aber mit so einer Teilnahme sende ich eine falsche Botschaft. Vor der ersten Staffel bin ich für eine Teilnahme angefragt worden. Als ich die Show gesehen habe, wusste ich, das hätte ich auf keinen Fall gemacht. So nötig habe ich es nun nicht. Genauso wenig werde ich an irgendwelchen Möbelhauseröffnungen teilnehmen oder auf Mallorca irgendwelche Singles präsentieren. Das alles ist nicht meine Welt, da würde ich untergehen und hätte kein reines Gewissen mehr.  

Du hast gerade als Musiker ein neues Lied namens «SteSteSte» rausgebracht. Dort regst du dich über den Konsum der Menschen auf. Warum ist dir das Thema so wichtig?
Ich lasse mich für meine Texte von alltäglichen Sachen inspirieren und dadurch habe ich die Idee für das Lied bekommen. Tatsächlich finde ich, dass es einfach zu viel von allem gibt. Ein ausschlaggebender Punkt dafür war mal wieder ein Werbeversprechen, bei dem ich gedacht habe, das kann nicht sein, dass alle zwei Monate noch ein geileres Produkt rauskommt.

Ein Beispiel dafür sind Rasierklingen. Das klingt so, als hätte sich die Menschheit vor 50 Jahren mit Steinklötzen rasiert und auf einmal ist die Super-Erfindung da. So ähnlich ist es auch mit Shopping-Malls. Wozu brauchen wir über 60 Stück davon in Berlin? Es wird dir vermittelt, dass der Konsum dich glücklich macht, du dadurch Spass am Leben hast. Wenn du nicht richtig Kohle hast, dann kannst du nicht glücklich sein. Das ist das, was dir vermittelt wird. Diese Einstellung geht mir richtig auf den Keks.  

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Kannst du von der Musik, die du machst, leben?
Mein Brot-Job sind Synchron-Rollen und die Schauspielerei. Mit meiner Musik verdiene ich null Cent. Die Ausnahmen waren da immer Konzerte oder eine Tour mit meiner Band. Von Streaming-Diensten oder Gema-Abrechnungen könnte ich mir, wenn es hochkommt, ein PlayStation-Spiel kaufen. Davon leben können nur Menschen, die Millionen Mal ihre Platten verkaufen oder genauso viele Streams haben. Musik ist für mich nur pure Leidenschaft. Ich habe schon einen Beruf, deshalb will ich mit meiner Musik nur das machen, worauf ich Lust habe. Ich brauche somit nichts Radiotaugliches oder eine Hit-Single und das ist super.

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