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The Life of a Showgirl: Das ist unsere Meinung zum Taylor-Swift-Album

taylor swift life of a showgirl pro/contra

Swiftie vs. Non-Swiftie: Unsere Meinung zu «The Life of a Showgirl»

Bei Taylor Swift scheiden sich die Geister. Jetzt ist das neue Album draussen und watson-Musiknerd Michelle Claus und watson-Swiftie Nina Stiefel sagen dir, was sie davon halten. Ein Swiftie vs. Non-Swiftie zu «The Life of a Showgirl».
03.10.2025, 17:1203.10.2025, 17:22
Nina Stiefel
Nina Stiefel

Non-Swiftie Michelle findet: Ein einziger Pop-Brei

michelle claus
In Michelles On-Repeat-Playlist läuft nicht Taylor, sondern eher Die Höchste Eisenbahn, Froukje und Kerosin95.zvg

Wie sehr kann man sich in einem zwölften Album neu erfinden? In einer Zeit, in der immer mehr Menschen durch eigene Homestudios Zugang zu Musikproduktion und ihrer Distribution haben und der gleichzeitigen Ausbreitung von KI-Musik, müssen Artists experimentierfreudiger werden, um überhaupt noch als solche wahrgenommen zu werden. Fans erwarten vielleicht keine 180-Grad-Wendung, sie mögen ja den mit Zucker überzogenen Pop. Gleichzeitig wird erwartet, dass jedes Album als Werk für sich steht. Mit so viel Geld und Brain Power dahinter möchte ich wenigstens Experimentiergeist und eine Handschrift verlangen.

Auch lyrisch haut mich das Album nicht vom Hocker. Bei «Eldest Daughter» bin ich mir sicher, dass er von ChatGPT geschrieben wurde – dank Lyrics wie «The last time I laughed this hard […], I must've been about eight or nine». Man soll ja Kunst vom Künstler trennen, aber wenn sie das letzte Mal mit acht oder neun prustend gelacht hat, dann tut mir die Frau herzlich leid. Der Song enthält Millennial-Cringe-Elemente, die ich gerne vergessen möchte.
Der Lovesong für Travis Kelce («Opalite») schenkt uns die Weisheit «Life is a song, it ends when it ends». Danke, wieder was gelernt.
Für mich als unbeschriebenes Swiftie-Blatt sind die vielen sexuellen Referenzen wie «His love opened my thighs» aus «Wood» (ja, es geht um einen erigierten Penis) traurige Versuche, an Sabrina Carpenters Sex-Idol-Image ranzukommen.
Und dann noch die Songs, die mit ausgelutschten Zitaten über das Leben eines Showgirls erzählen: In «Cancelled» geht es, untermalt von dunklen Klängen, um … Cancel Culture. Weiter zieht Taylor diese Storyline in Songs wie «Honey» und «The Life of a Showgirl». «You don’t know the Life of a Showgirl and you’re never ever gonna.» Also sollten wir noch ihre Texte ernst nehmen, obwohl wir sie sowieso nie verstehen können? Sie kratzt an der Oberfläche ihrer Emotionalität, da man ihr ihre Beschwerden über das harte Leben als Millardärin nicht wirklich abkauft.

Taylor Swift, Travis Kelce engagement / Verlobung.
Taylor mit ihrem Verlobten Travis Kelce.Bild: instagram

Eine Lanze muss ich für den von George Michael inspirierten Song «Father Figure» brechen: Coole Glocken-Synths, keine sappy happy Stimmung und ich interpretiere den Text als kritisches Porträt über einen schützenden Musikmanager – überraschend originell mit vielen musikalischen Ideen, die gut zusammengewebt wurden.

youtubeLast Christmas GIF Wham George Michael https://www.youtube.com/watch?v=E8gmARGvPlI
Der Song «Father Figure» ist eine direkte Referenz zu George Michaels gleichnamigem Song. Taylor verwendet Teile der Melodie aus dem Refrain.Bild: youtube

Mein Fazit: Alle Songs sind eher weichgespült und eine klare Handschrift der Produzenten vom Taylor-Album «Reputation» lässt sich nicht erkennen.
Ich sehe euch schon in die Kommentare schreiben «Ja, vielleicht bist du einfach nicht die Zielgruppe!!1!» und zugegeben, «sugarcoated pop» ist nicht mein Lieblingsgenre. Aber bei der grössten Popmusikerin unserer Zeit darf man beleidigt sein, wenn sie ja eigentlich die Mittel hätte, um sich noch mal neu zu erfinden.

Fans of singer Taylor Swift, called Swifties, arrive at Wembley Stadium in London, Thursday, Aug. 15, 2024 for the first of five concerts of Taylor Swift's Eras Tour.(AP Photo/Alastair Grant)
Swifties vor dem Wembley Stadium in London im August 2024.Bild: keystone

Ein Swiftie im Dilemma: Nina findet's ausbaufähig

nina stiefel
Alle in der Redaktion wissen: Nina ist ein Swiftie.zvg

Taylor ist die Königin des «sich neu Erfindens». Mit jedem neuen Release zeigt sie eine andere Seite von sich und das ohne von traditionellen Pop-Strukturen abzuweichen oder ihr eigenes Flair und ihre Wiedererkennbarkeit zu verlieren. Leider ist aber genau Letzteres der Schwachpunkt ihres neuen Albums «The Life of a Showgirl».

Während ich der Meinung bin, dass ihr neuster Release ein gutes Pop-Album ist – eingängig, unterhaltsam und perfekt für eine Dance-Session mitten im Wohnzimmer – hat es eher wenig mit einem Taylor-Swift-Album zu tun. Das Songwriting, für welches Swifties wie ich sie stets loben und schätzen, hat in diesem Album enttäuschenderweise an Substanz verloren.

Dass Taylor noch immer eine lyrisch sehr begabte Künstlerin ist, will ich ihr gar nicht absprechen, aber als langjähriger Swiftie ist dies definitiv nicht ihr bestes Werk. Ihre unter Fans berühmt-berüchtigten emotionalen und poetischen Bridges sind quasi inexistent und die Lyrics wirken eher flach. Vor allem nach ihrem letzten, tiefgründigen Album «The Tortured Poets Department».

Auf vielen Ebenen steht das neue Album in direktem Kontrast zum letzten. Während «The Tortured Poets Department» klar nicht für die grossen Charts geschrieben wurde, ist «The Life of a Showgirl» genau für ein solch breites Publikum produziert. Was dieses Album definitiv kann, ist eingängiger Pop. Es ist jedoch weitaus weniger poetisch, als das, was man sich von Taylor gewöhnt ist.

epa11871861 Sabrina Carpenter, winner of the Best Pop Vocal Album Award for ?Short N? Sweet? and Best Pop Solo Performance for ?Espresso? poses in the press room during the 67th annual Grammy Awards c ...
Pop-Kollegin Sabrina Carpenter featured auf dem Album «The Life of a Showgirl» im letzten Song.Bild: keystone

Dies zeigt für mich ihre Anpassungsfähigkeit und ihr Verständnis dafür, dass sie sich als Popkünstlerin an die aktuellen Trends in der Popmusik annähern muss, um relevant zu bleiben. Aber ob ihr dies mit diesem Album wirklich gelungen ist, sei dahingestellt.

Ganz verloren ist die altbekannte Taylor jedoch auch nicht. Wenn man über die teils eher cringen Lyrics hinwegsieht (*ahem* «Eldest Daughter», I’m looking at you), besitzen die Songs dennoch Tiefe. Zentrale Themen in Taylors Songwriting, wie Liebe, Herzschmerz und ihr Ringen mit den Höhen und Tiefen des Ruhms, ziehen sich durch das Album.

Mein Favorit des Albums ist «The Fate of Ophelia» – ein Song, welcher die poppige Eingängigkeit von Taylors «1989» besitzt und sich gleichzeitig an die Popkultur von heute anpasst. Ausschlaggebend ist für mich aber, dass dieser Song genau das widerspiegelt, was mir im Rest des Albums ein wenig fehlt: ihr gewohnt literarisches Songwriting.

FILE - Taylor Swift performs at the Monumental stadium during her Eras Tour concert in Buenos Aires, Argentina, Thursday, Nov. 9, 2023. (AP Photo/Natacha Pisarenko, File)
Swift während ihrer fast zwei Jahre langen «Eras Tour».Bild: keystone
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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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JaneSodaBorderless
03.10.2025 17:51registriert Februar 2016
Michelle, du musst dänk den Pop-Brei nur genug oft anhören! Dann hörst du grosse Unterschiede!
Das meint zumindest meine Nicht. Aber ich hab null Bock, den Brei auch nur einmal zu hören.
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Pebbles F.
03.10.2025 17:42registriert Mai 2021
Ich glaube, dass Swift eine richtig sympathische Person ist. Am Radio habe ich hin und wieder mal einen ihrer Songs gehört und Ihr Gesang ist leider nicht so, dass ich sie mir hätte merken können. Die Tonspanne ihrer Stimme umfasst nicht allzu viele Noten, das ist aber nicht schlimm. Nun habe ich erfahren, dass die Texte das Wichtigste sein sollen? Damit werde ich mich bei Gelegenheit mal beschäftigen.
Dass sie während des Wahlkampfs der Orange deutlich gesagt hat, dass sie Kamala Harris wählen werde, das hat bei mir noch mehr Sympathie geweckt.
Alles Gute für das Gute 🌺
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Hyper80
03.10.2025 17:52registriert Juni 2020
Das Album ist beim ersten Anhören nicht schlecht. Und das der Song «The Life of a Showgirl» mit Sabrina Carpenter ein Hit wird, ist bereits absolut klar. Ich bin kein Fan, verstehe aber den Hype um sie. Und wie so immer ist alles Geschmackssache und gut so.
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