In diesem Bild sind gleich zwei der heissesten Anwärter auf die Bond-Rolle. Nein, Millie Bobby Brown ist keiner davon. Bild: keystone
DER soll Bond spielen? WER soll Bond spielen? Ein Überblick
Geht es nach den neusten Quoten diverser britischer Buchmacher, schwingt ein neuer Favorit für die Rolle des Meisterspions oben aus. Zeit für einen Überblick über die meistgenannten Namen im Rennen um die Daniel-Craig-Nachfolge.
Seit dem Bekanntwerden, dass «No Time to Die» Daniel Craigs letzter Auftritt als Meisterspion James Bond sein würde, brodelte es in der Gerüchteküche. Eine ganze Reihe Schauspieler wurden bereits als Favoriten für die Rolle portiert – mal von Filmindustrie-Insidern, die dem Bond-Produktionsteam nahestehen, mal von Schauspieler-Klatsch, vielfach aber von Wettbüros, die minutiöse Rankings über die Zuschauergunst führen können. Am Wochenende soll sich nun ein neuer Favorit herauskristallisiert haben, der die bisherigen Favoriten in den Hintergrund drängt, wie diverse britische Medien berichten:
Bond? James Bond?Bild: AP
«Happy Valley»-Schauspieler James Norton soll nun der neue Favorit mit einer Quote von 9:4 beim Buchmacher Coral für die Rolle sein, nachdem er bisherige Vorreiter wie Henry Cavill oder Tom Hardy hinter sich gelassen hat.
Verdrängt: Henry Cavill ...Bild: keystone
... und Tom Hardy.Bild: Vianney Le Caer/Invision/AP/Invision
Allerdings haben Wettbüro-Ranglisten einen Haken: Die «Mein Lieblingsschauspieler soll Bond spielen!»-Regel gilt schlicht nicht. Denn es gibt einigermassen strenge Parameter für die Besetzung der 007-Rolle. Und niemand weiss besser darüber Bescheid als das James-Bond-Produzententeam Barbara Broccoli und Michael G. Wilson (die am ohnehin am Ende das Sagen haben, und nicht ein Publikumsvotum).
Nicht jeder passt in die Bond-Rolle, weil ...
Bond ist kein Jungspund. Gewiss, wie bei jeder Bond-Neubesetzung der Vergangenheit wird es beim nächsten 007 einen Reboot geben. Aber, nein – und dies haben die Produzenten bestätigt –, es wird sich dabei nicht um «James Bond Jr.» handeln. «Wir haben in der Vergangenheit wiederholt versucht, uns jüngere Schauspieler anzusehen», so Bond-Produzent Michael G. Wilson. «Aber bereits beim Versuch, sich dies vorzustellen, funktioniert es nicht. Man darf nicht vergessen, dass Bond bereits ein Veteran ist. Er hat schon einige Erfahrung, hat Kriege mitgemacht. Er war wahrscheinlich beim SAS oder so.» Somit fallen die meisten Twentysomethings weg. Andererseits darf ein Bond-Schauspieler erwarten, die Bond-Rolle 10–12 Jahre lang spielen zu müssen. Viel älter als 40 darf er bei Beginn auch nicht sein.
Ein für alle Mal: Die Hautfarbe ist egal. «[Die Filmfigur] Bond ist britisch», stellte Barbara Broccoli 2021 klar, «und britisch kann jede Ethnie oder Rasse sein». Theoretisch ist auch die Nationalität eines Darstellers zweitrangig. Er muss einen Briten spielen, nicht zwingend einer sein. Bisher hatten wir ja einen Schotten, einen Australier, zwei Engländer, einen Iren und einen Waliser.
Nein, Bond ist keine Frau. Zumindest heuer noch nicht. Die Filmfigur wird nicht umgeschrieben. Gewiss, Frauenrollen in den Bondfilmen haben sich erheblich (zum Besseren) gewandelt seit dem ersten Bondfilm von 1962, aber Bond ist – vorerst – durch das literarische Werk von Ian Fleming definiert. (Und, ja, Lashana Lynch war 007 ... aber bloss Agent Nummer 007 und sie hat diesen Agententitel bereits wieder abgegeben – aber das ist eine andere Geschichte.)
A-List-Schauspieler werden nicht Bond. Durch die Bond-Rolle wird man zum A-List-Schauspieler, nicht umgekehrt. Keiner der bisherigen Bonds war ein Megastar. Sean Connery war ein Gelegenheitsschauspieler, der vor allem durch den Disney-Film «Darby O'Gill and the Little People» bekannt wurde. George Lazenby war ein Autoverkäufer, der als Model für Schokoladenwerbung jobbte. Pierce Brosnan hatte eine Dauerwelle. Am ehesten will das Casting-Team jemanden, wie es Craig oder Dalton waren: hartgesottene Schauspieler. Mit denen kann man arbeiten.
Schauen wir uns doch mal einige der meistgenannten Namen an!
James Norton
Bild: BBC
Alter: 37
Aus: London, England
Bekannt wegen: der TV-Serien «Happy Valley» und «Grantchester», aber mehr oder weniger nur in Grossbritannien. Dort aber geniesst er einen hervorragenden Ruf als seriöser Schauspieler.
Aktuell der Favorit bei den Wettbüros.
Idris Elba
Bild: forbes.com
50
London, England
Seit mehr als einer Dekade ist Elba The People's Choice – und auch die erste Wahl von Barbara Broccoli (und wohl auch von zigtausenden weiteren heterosexuellen Frauen weltweit). Ja, er wäre perfekt. Gewesen. Der Herr ist 50. Und: So richtig wollte er die Rolle nie. Schade – Idris, wir mögen dich.
Sam Claflin
Bild: keystone
36
Ipswich, England
Ihr kennt ihn aus «Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides» und wegen seiner Rolle als Finnick Odair in der «The Hunger Games»-Serie. Romantisch kann er auch («Me Before You»), aber auch richtig grusige Figuren wie den Vergewaltiger in «The Nightingale» oder Faschistenführer Oswald Mosley in «Peaky Blinders». Das Alter stimmt ... definitiv einer der Favoriten.
Andrew Garfield
Bild: keystone
39
Los Angeles, USA
Ihr kennt ihn vielleicht als «Spider-Man», doch dieser US-Britische Doppelbürger hat auch beträchtliche Theatererfahrung und geniesst somit gehörige Glaubwürdigkeit in Schauspielerkreisen. Aber er wird demnächst 40. Und die Konkurrenz für die Bond-Rolle ist beträchtlich.
Aaron Taylor-Johnson
Bild: keystone
32
High Wycombe, England
Er war «Kick-Ass» himself und dann Teil des Marvel Cinemativ Universe. Und John Lennon spielte er auch. Er war im Kostümfilm «Anna Karenina» sowie im Action-Streifen «Tenet». Es wird gemunkelt, dass er vor kurzem eine geheime Probeaufnahme mit den Bond-Produzenten in den Pinewood-Studios absolvierte, die er offenbar mit Bravour bestanden hat. Hmm.
Nicholas Hoult
Bild: keystone
33
Wokingham, England
Er kann Action: In «Mad Max: Fury Road» sprühte er sich Chrom auf seine Zähne. Er hat in ein paar Kritiker-Lieblingsfilmen mitgespielt: «The Favourite» und «True History of the Kelly Gang». Und, was vielleicht ebenso wichtig ist, er scheint ein Schauspieler zu sein, der auf der Suche nach einer echten Paraderolle ist.
Paapa Essiedu
Bild: keystone
32
London, England
Einer der Favoriten der Wettbüros. Cool, gut aussehend und mit 32 Jahren noch jung, erfüllt er viele Kriterien. Seine schauspielerischen Fähigkeiten (er wurde für seine TV-Dramen und als Mitglied der Royal Shakespeare Company ausgezeichnet) könnten sich als attraktiv für ein Casting-Team erweisen, das stolz darauf ist, stets die nicht offensichtliche Option zu wählen.
Regé-Jean Page
Bild: keystone
34
London, England
Der Schöne aus «Bridgerton». Fast ein wenig zu schön für die Bond-Rolle vielleicht. Nicht dass dies seine riesige Fangemeinde davon abgehalten hätte, ihn für die Bond-Rolle zu portieren. Seine Antwort auf diese Frage in einem Interview mit «The Mirror»: «Ah, das B-Wort. Ich denke, wenn man Brite ist und etwas tut, von dem andere Leute Notiz nehmen, dann werden die Leute anfangen, darüber zu reden. Ich fühle mich natürlich geschmeichelt, dass ich zu der Kategorie von Briten gehöre, die in dieser Weise wahrgenommen wird.» Eine ebenso massvolle wie unverbindliche Antwort, ... welche die Gerüchte nur anheizen wird.
Cillian Murphy
Bild: BBC
46
Cork, Irland
Nach dem Ende von «Peaky Blinders» ist Cillian Murphy frei für die nächste zeitaufwändige Hauptrolle. Er hat bewiesen, dass er den harten Typ mit Knarre mit dem nötigen Pathos spielen kann, und seine von der Kritik gefeierte Arbeit in den letzten zwei Jahrzehnten in sowohl Indie- als auch Blockbuster-Filmen kann sich ebenfalls sehen lassen. Es versteht sich von selbst, dass er in einem Anzug gut aussieht. Aber er ist wohl zu alt. Schade.
Tom Hardy
Bild: pinterest
45
London, England
Nebst Idris Elba war es stets auch Hardy, der in der Publikumsgunst zuvorderst lag. Angesichts seiner Jiu-Jitsu-Wettkampferfahrung wäre es schön gewesen, Bonds Kampfsportfähigkeiten wieder aufleben zu lassen. Aber jetzt, wo wir wissen, dass es ein Schauspieler in den Dreissigern sein wird, der die Rolle bekommt, können wir Hardy wahrscheinlich als zukünftigen Bond beerdigen.
Robert Pattinson
Bild: Richard Shotwell/Invision/AP/Invision
36
London, England
Robert Pattinsons Karriere hat sich in drei verschiedenen Phasen entwickelt: der Teenie-Schwarm, der als putziger Vampir Millionen von Herzen brach; der kauzige Indie-Film-Darsteller; und nun der Star von Blockbustern wie «Tenet» und «The Batman», in denen er seine Sensibilität für das Unkonventionelle geschickt ins Popcorn-Kino einbringt. So gesehen würde Pattinson in der Tat einen sehr interessanten 007 abgeben.
Richard Madden
Bild: AP/AP
36
Elderslie, Schottland
In «The Bodyguard» bewegte er sich auf dem schmalen Grat zwischen Gehorsam und sexueller Energie – etwas, das perfekt der Bond-Rolle zukäme. Einen Golden Globe hat er auch noch, aber keinen grossen internationalen Durchbruch, was für die Bond-Rolle tatsächlich einen Vorteil darstellt. Allerdings erinnert Maddens Ausdruck von Strenge vielleicht zu fest an den Craig-Bond. Und die Produzenten wollen bekanntlich einen Neustart.
Henry Cavill
Bild: AP/Warner Bros. Pictures
39
Jersey, Vereinigtes Königreich
Er war Superman, The Man from U.N.C.L.E. und Sherlock Holmes ... und nebst Elba und Hardy der dritte langjährige haushohe Favorit der Publikumsgunst. Einen kleinen Fehler hat Cavill aber: Er will die Bond-Rolle zu sehr. Zu oft hat er sich dazu geäussert. Bereits 2018 gab er zu Protokoll: «Ich würde mich über die Gelegenheit wahnsinnig freuen, und wenn sie mich fragen würden, würde ich sofort zusagen.» Das klingt eher wie ein leicht nervöser Bewerber bei einem Vorstellungsgespräch als wie ein eiskalter Superspion.
Und nun du! Du bist Barbara Broccoli oder Michael G. Wilson und du wählst ...
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Die beliebtesten Kommentare
Snowy
25.04.2023 19:30registriert April 2016
Einige Hochkarater dabei.
Idris Elba fände ich (auch als hetero Mann:) ebenfalls eine gute Wahl. Aber der wäre in zehn Jahren bereits 60…
Wieso muss bei einem Bondartikel immer das Thema aufkommen, dass Bond nicht von einer Frau gespielt wird? Mit dem latenten Unterton/Forderung, dass es eigentlich bald soweit sein müsste, dass James Bond von einer Frau gespielt wird….?!
Ich versteh‘s einfach nicht. Aus demselben Grund, warum Pippi Langstrumpf oder Mary Poppins nicht von Jungen/ Männern gespielt wird.
Solche Dinge erachte ich als Zwängerei, welche dem Feminismus schaden.
Für mich muss Bond ein britischer (Scotland, Wales, Ireland, England) Schauspieler sein. Alleine wegen des Akzents. Da fallen, für mich, alle US Schauspieler schon mal raus. Hautfarbe definitiv egal.
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