Daniel Craig muss man ein Kränzchen winden: Er hat geschafft, was keinem Darsteller vor ihm gelang: die Figur James Bond menschlicher zu gestalten – und sie uns, dem Publikum, näher zu bringen.
Bekanntlich nahm Craig anno dazumal die Rolle des Superagenten nur unter der Bedingung an, dass er sie nachvollziehbarer und glaubhafter gestalten dürfe. Und so bekamen wir von Anfang an einen Bond vorgesetzt, dem Ängste, Enttäuschungen und Trauer spürbar nahegehen. Wenn er kämpft, wird er verletzt. Wenn er trinkt, wird er betrunken. Und genau diese Glaubwürdigkeit der Filmfigur ist es, die mehr als alles andere zur Modernisierung von James Bond beigetragen hat – auch wenn die Superschurken-Plots nach wie vor dramatisch überhöht sind.
Darum: Danke, Daniel Craig. Du warst verdammt gut.
Denn Craig hat es auch geschafft, dass das Publikum der Figur James Bond gegenüber offener wurde, Veränderungen akzeptieren kann. (Für Vertrautheit und Kontinuität war ja dank der reichhaltigen Ikonografie gesorgt – gefahren wurde im Aston Martin, getrunken wurde Vodka Martini.)
Und Veränderungen werden weitere kommen. Denn: James Bond ist tot.
ICH SAGTE DOCH, DASS SPOILER KOMMEN.
James Bond lässt sich am Schluss von «No Time To Die» in die Luft jagen, da seine Nanobot-Infizierung es ihm verunmöglicht, seine grosse Liebe Madeleine Swann sowie die gemeinsamen Tochter Mathilde (ha – schon wieder ein Spoiler!) je wieder berühren zu können.
Ja, es gab Tränen beim Publikum: Der James Bond, den wir seit bald 60 Jahren kennen, ist tot. Und was nun?
Angeblich, wenn man ganz bis zum Schluss-Schluss der Credits ausharrt, soll dastehen: «James Bond will return».
Oho: Bond wird also auferstehen. Es fragt sich nur, in welcher Form! Hier fünf denkbare Szenarien:
Die ganze Gender-Debatte, die dem Filmstart vorausging, war durchaus wichtig und interessant. Und in der Tat: Q ist schwul (nochmals Spoiler) und Agent 007 eine Frau (kein Spoiler – das wussten wir schon im Voraus).
Es war aber wohl niemandem so richtig bewusst, in welcher Art und Weise das Konzept ‹Bond ist eine Frau› vielleicht eben doch ein Szenario werden könnte. Für weiblichen Nachwuchs hat James Bond nämlich gleich selbst gesorgt – in der althergebrachten Art, Unsterblichkeit zu erlangen: Er hat ein Kind gezeugt. Die fünfjährige Mathilde ist die gemeinsame Tochter von Madeleine Swann und James Bond. Somit wäre folgendes Szenario denkbar:
007 ist weiterhin Bond. Nur diesmal nicht James, sondern Mathilde Bond. Die Handlung knüpft zirka 20 Jahren nach dem Ende von «No Time To Die» an – ähnlich wie «Star Wars VII» Jahrzehnte nach dem Ende des vorangegangenen Films ansetzte. Neue Charaktere werden eingeführt, kombiniert mit einigen Wiedersehen aus der Vergangenheit. Das könnte klappen. Vater James hatte eine grossartige (fast 60-jährige) Karriere. Nun ist die Kick-Ass-Tochter dran.
«It's just a number» – so reagiert James Bond, als er erfährt, dass Agentin Nomi die neue 007 ist.
Wenn es ein Marvel-Universe oder ein Star-Wars-Universe mit Spin-Off, Origin-Stories und dergleichen gibt, weshalb nicht auch ein Spin-Off von 007?
Lashana Lynch als 007 macht in «No Time To Die» eine gehörig gute Figur, die durchaus ausbaufähig wäre. Hier ein Szenario:
Die Handlung setzt kurz nach dem Ende von «No Time To Die» an und dreht sich um Agent 007 – Nomi. Der Cast – M, Q, Moneypenny – könnte grösstenteils beibehalten werden. Vielleicht könnte man auf ein Streaming-Serienformat ausweichen, während man im Hintergrund den ‹grossen› Relaunch vorbereitet – analog zu «The Mandalorian».
‹James Bond› wird als Codename etabliert. Vielleicht war es schon immer nur ein Codename und der verstorbene Bond hiess bürgerlich ganz anders?
Ein neuer Agent übernimmt den Namen und die Agentenrolle ‹James Bond› – und zwar in der gleichen Welt, in der auch die Craig-Filme spielen. Der Cast bliebe bestehen: Q, M, Moneypenny. Nomi, welche aktuell die Codenummer 007 trägt, könnte parallel den nächsten James Bond ausbilden. So könnte Kontinuität garantiert werden.
Auch ein kompletter Neuanfang, wie es anno 2006 mit Daniel Craig passiert ist, wäre möglich: Ein neuer Bond. Eine neue Story. Ob dabei einzelne Rollenbesetzungen beibehalten werden, wäre Nebensache.
Es wäre ein Neustart. Doch weil die Figur des James Bonds derart ikonisch ist, bliebe trotzdem alles ein wenig beim Alten. Nicht gerade fantasievoll, aber machbar.
Ein Soft-Reset der Serie, mit einem anderen Hauptdarsteller und ohne allzu grosse Rücksicht auf vergangene Ereignisse, aber mit der gleichen Crew um James Bond – so würde oberflächlich Kontinuität suggeriert werden.
Was sich hier als ein wenig unhandlich anhört, ist im Wesentlichen das, was bisher jedes Mal gemacht wurde, wenn ein neuer Bond eingeführt wurde. Allerdings hatte man jüngst mit dem Konzept der Fortsetzungsgeschichte der Craig-Bonds dermassen Erfolg, dass ein neuer Bond aus dem Zauberhut als Schritt zurück gedeutet werden könnte.
Unwahrscheinliche Plot-Twist-Variante: Durch ein Wunder hat James Bond den Raketenangriff überlebt (erinnert ihr euch an den Anfang der dritten Staffel von «Sherlock»? Sowas in der Richtung) und die Story geht weiter – bloss mit einem anderen Darsteller in der Rolle des James Bond. Hey, ... never say never. 😉